Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Jahreskonzert auf höchstem Niveau
Die Stadtkapelle Bad Wurzach präsentiert einen Streifzug durch die Kulturen
Stadtkapelle Bad Wurzach präsentiert einen Streifzug durch die Kulturen.
BAD WURZACH - Einen musikalischen Streifzug durch die Kulturen hat das Jahreskonzert der Stadtkapelle Bad Wurzach geboten. Im ausverkauften Kurhaus begrüßte der Vorsitzende, Günther Herdrich, erstmals auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer und ihren Ehemann zum Jahresabschluss mit zeitgenössischen Kompositionen, die von Andrea Mall fachkundig und äußerst charmant vorgestellt wurden.
Die Musiker unter dem Dirigat von Petra Springer zündeten bereits bei der Eröffnung das olympische Feuer. Mit Fanfaren und dumpfen Paukenschlägen beschreibt das Stück „Olympiada“von Samuel R. Hazo, den sportlichen Wettkampf, den Geist des olympischen Gedankens, aber auch das Gefühl des Sieges und der Niederlage. Olympisch göttlich setzten die Bad Wurzacher ihr Programm mit „Lexicon of the Gods“von Rossano Galante fort. Perseus, der heldenhafte Bezwinger von Medusa war das musikalische Klangbild seines Schwertes, Penthos, der Geist der Trauer und der Wehmut war sehr lyrisch angelegt, ehe mit der Interpretation von Göttervater Zeus ein donnerndes Orchestergefüge über die Zuhörer hereinbrach.
Mit „Apparitions“von Brian Balmages streute die Dirigentin ein etwas mystisches, spirituelles Stück, in das Programm ein. Visionen und Erscheinungen wurden mit sanften Xylophonund Glockenspielelementen dargestellt und von starken Querflöten unterstrichen.
Die viersätzige Suite „Puszta“von Jan van der Roost bildete den Abschluss des ersten Programmteils. In starker Anlehnung an Kompositionen von Johannes Brahms und Antonin Dvorak setzte van der Roost den Charakter der ungarischen Zigeunerklänge um. Sein Werk besticht durch sämtliche Facetten, die die Weiten der ungarischen Puszta zu bieten hat. Was zunächst beschwingt, rhythmisch und leichtfüßig beginnt, kippt im nächsten Augenblick in tiefe Schwermut und Melancholie. Die Hufschläge galoppierender Wildpferde im dritten Satz steigerten sich durch schwierige Tempiwechsel im vierten Satz zu melodramatischen Schlussakkorden. Eine Klangfolge mit Schärfe und Temperament, die die ungarische Lebensfreude auf das Publikum übertrug.
Nach der Pause wird marschiert
Nach der Pause wurde marschiert. Bei „Marchissimo“von Philip Sparke zogen die einzelnen Register durch den Saal auf ihre Plätze. Angeleitet wurden sie dabei von einer Marching Snare, die den typisch, amerikanischen, Paradecharakter versprühte. Den Abschluss hierbei bildeten vier Waldhörner, ehe das Stück mit kompletter Besetzung auf der Bühne vollendet werden konnte.
Kanadische Holzfäller, in der Einsamkeit des Schnees gefangen, schlossen, für einen Abend zu Hause, den Pakt mit dem Teufel. „Between two worlds“erzählt diese Geschichte vom fliegenden Kanu, das sie in der Silvesternacht zu ihren Familien bringt. Obwohl sie auf dem Heimweg eine Bruchlandung erleiden, schaffen die Männer es, vor dem Morgengrauen in ihr Lager zurückzukehren und dem Teufel zu entkommen.
Der musikalische Abschluss des Abends bildete „Foundry“von John Mackey. Eine futuristische Interpretation, die von 13 Schlagzeugern dominiert wurde. Eigenkreierte Musikinstrumente erzeugten den metallischen Klang der schweren Geräte, die Glut der Schmelzöfen und symbolisierten die harte, körperliche Arbeit im Stahlwerk.
Petra Springer stellte ein Programm von durchweg jungen Komponisten zusammen, das sie und ihre Musiker souverän und auf höchstem Niveau präsentierten. Die einzelnen Stücke waren mutig zusammengestellt, ergänzten sich aber zu einem spannenden Konzert der Kontraste, für das sich die Zuhörer mit lang anhaltendem Applaus bei den Musikern bedankten. Mit den Zugaben, einem spanischen Walzer und einem Dankeschön von Udo Jürgens, ließ die Stadtkapelle Bad Wurzach den Abend beschwingt ausklingen.