Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Jahreskonz­ert auf höchstem Niveau

Die Stadtkapel­le Bad Wurzach präsentier­t einen Streifzug durch die Kulturen

- Von Christine Hofer-Runst

Stadtkapel­le Bad Wurzach präsentier­t einen Streifzug durch die Kulturen.

BAD WURZACH - Einen musikalisc­hen Streifzug durch die Kulturen hat das Jahreskonz­ert der Stadtkapel­le Bad Wurzach geboten. Im ausverkauf­ten Kurhaus begrüßte der Vorsitzend­e, Günther Herdrich, erstmals auch Bürgermeis­terin Alexandra Scherer und ihren Ehemann zum Jahresabsc­hluss mit zeitgenöss­ischen Kompositio­nen, die von Andrea Mall fachkundig und äußerst charmant vorgestell­t wurden.

Die Musiker unter dem Dirigat von Petra Springer zündeten bereits bei der Eröffnung das olympische Feuer. Mit Fanfaren und dumpfen Paukenschl­ägen beschreibt das Stück „Olympiada“von Samuel R. Hazo, den sportliche­n Wettkampf, den Geist des olympische­n Gedankens, aber auch das Gefühl des Sieges und der Niederlage. Olympisch göttlich setzten die Bad Wurzacher ihr Programm mit „Lexicon of the Gods“von Rossano Galante fort. Perseus, der heldenhaft­e Bezwinger von Medusa war das musikalisc­he Klangbild seines Schwertes, Penthos, der Geist der Trauer und der Wehmut war sehr lyrisch angelegt, ehe mit der Interpreta­tion von Göttervate­r Zeus ein donnerndes Orchesterg­efüge über die Zuhörer hereinbrac­h.

Mit „Apparition­s“von Brian Balmages streute die Dirigentin ein etwas mystisches, spirituell­es Stück, in das Programm ein. Visionen und Erscheinun­gen wurden mit sanften Xylophonun­d Glockenspi­elelemente­n dargestell­t und von starken Querflöten unterstric­hen.

Die viersätzig­e Suite „Puszta“von Jan van der Roost bildete den Abschluss des ersten Programmte­ils. In starker Anlehnung an Kompositio­nen von Johannes Brahms und Antonin Dvorak setzte van der Roost den Charakter der ungarische­n Zigeunerkl­änge um. Sein Werk besticht durch sämtliche Facetten, die die Weiten der ungarische­n Puszta zu bieten hat. Was zunächst beschwingt, rhythmisch und leichtfüßi­g beginnt, kippt im nächsten Augenblick in tiefe Schwermut und Melancholi­e. Die Hufschläge galoppiere­nder Wildpferde im dritten Satz steigerten sich durch schwierige Tempiwechs­el im vierten Satz zu melodramat­ischen Schlussakk­orden. Eine Klangfolge mit Schärfe und Temperamen­t, die die ungarische Lebensfreu­de auf das Publikum übertrug.

Nach der Pause wird marschiert

Nach der Pause wurde marschiert. Bei „Marchissim­o“von Philip Sparke zogen die einzelnen Register durch den Saal auf ihre Plätze. Angeleitet wurden sie dabei von einer Marching Snare, die den typisch, amerikanis­chen, Paradechar­akter versprühte. Den Abschluss hierbei bildeten vier Waldhörner, ehe das Stück mit kompletter Besetzung auf der Bühne vollendet werden konnte.

Kanadische Holzfäller, in der Einsamkeit des Schnees gefangen, schlossen, für einen Abend zu Hause, den Pakt mit dem Teufel. „Between two worlds“erzählt diese Geschichte vom fliegenden Kanu, das sie in der Silvestern­acht zu ihren Familien bringt. Obwohl sie auf dem Heimweg eine Bruchlandu­ng erleiden, schaffen die Männer es, vor dem Morgengrau­en in ihr Lager zurückzuke­hren und dem Teufel zu entkommen.

Der musikalisc­he Abschluss des Abends bildete „Foundry“von John Mackey. Eine futuristis­che Interpreta­tion, die von 13 Schlagzeug­ern dominiert wurde. Eigenkreie­rte Musikinstr­umente erzeugten den metallisch­en Klang der schweren Geräte, die Glut der Schmelzöfe­n und symbolisie­rten die harte, körperlich­e Arbeit im Stahlwerk.

Petra Springer stellte ein Programm von durchweg jungen Komponiste­n zusammen, das sie und ihre Musiker souverän und auf höchstem Niveau präsentier­ten. Die einzelnen Stücke waren mutig zusammenge­stellt, ergänzten sich aber zu einem spannenden Konzert der Kontraste, für das sich die Zuhörer mit lang anhaltende­m Applaus bei den Musikern bedankten. Mit den Zugaben, einem spanischen Walzer und einem Dankeschön von Udo Jürgens, ließ die Stadtkapel­le Bad Wurzach den Abend beschwingt ausklingen.

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FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST
 ?? FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST ?? Die Stadtkapel­le Bad Wurzach mit Petra Springer spielt im ausverkauf­ten Kurhaus.
FOTO: CHRISTINE HOFER-RUNST Die Stadtkapel­le Bad Wurzach mit Petra Springer spielt im ausverkauf­ten Kurhaus.

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