Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hospiz wird nach Ursula Haider benannt

Namenspatr­onin ist eine gebürtige Leutkirche­rin, die als Äbtissin in Vorarlberg und in Villingen wirkte

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LEUTKIRCH (sz) - Das Hospiz im ehemaligen Leutkirche­r Krankenhau­s wird den Namen Ursula tragen. Namenspatr­onin ist die gebürtige Leutkirche­rin Ursula Haider, die im 15. Jahrhunder­t als Äbtissin in Vorarlberg und in Villingen gewirkt hat. Große Teile ihrer Jugend hat sie auf dem Klosterber­g in Reute bei Bad Waldsee verbracht, teilt die St.-Elisabeth-Stiftung mit.

„Menschen möchten in ihrer vertrauten Umgebung Abschied vom Leben nehmen. Deshalb ist es wichtig, dass wir im kommenden Jahr ein eigenes Hospiz für den Mittelbere­ich Leutkirch mit den Nachbarstä­dten Bad Wurzach, Isny, Aitrach und Aichstette­n bekommen“, sagt Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. „Ich freue mich über die Entscheidu­ng, dass es den Namen einer ganz besonderen Leutkirche­rin tragen wird.“Dem stimmt auch Pfarrer Karl Erzberger zu: „Ursula Haider hat zu ihren Lebzeiten viel Gutes bewirkt. Sie hat uns auch heute noch als Volksheili­ge und von ihrem Wirken her Wichtiges zu sagen.“

Vorschlag von Pfarrarchi­var Emil Hösch

Der Vorschlag, mit dem Namen des Hospizes an Ursula Haider zu erinnern, stammt laut Mitteilung von Pfarrarchi­var Emil Hösch. Er beugt Missverstä­ndnissen vor: „Für Ursula Haider gab es keine Heiligspre­chung, wie sie in Rom üblich war. ,St. Ursula’ wäre also nicht passend – es soll auch eine Verwechslu­ng mit der Hl. Ursula von Köln vermieden werden.“Ursula Haider wird von der Diözese Rottenburg-Stuttgart zu den kontemplat­iven Heiligen gezählt.

Ursula Haider hat eine besondere Beziehung zu den Franziskan­erinnen von Reute. Die Ordensgeme­inschaft hat 1999 die St.-Elisabeth-Stiftung gegründet, die das Hospiz in Leutkirch betreiben wird. „Ursula kam schon als Kind auf den Klosterber­g nach Reute“, sagt Sr. Maria Hanna Löhlein, Generalobe­rin der Franziskan­erinnen. „Vielleicht hat die kleine Ursula dort noch Elisabeth Achler, die Gute Beth, mit eigenen Augen gesehen. Sie ist 1420 gestorben, aber ihre Wirkkraft wird zu Ursulas Schulzeit im Kloster noch deutlich spürbar gewesen sein.“

Auch Peter Wittmann, Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung freut sich über die Verbindung, die die Namenspatr­onin schlägt: „Damit schließt sich ein Kreis. Die Namenswahl bringt auch die gute Zusammenar­beit zwischen Stadt Leutkirch, Kirchengem­einden und St. Elisabeth-Stiftung zum Ausdruck. Ursula Haider wurde 1413 in Leutkirch geboren. Schon in den ersten Lebensjahr­en verlor sie Mutter und Vater. Auf Rat ihres Onkels Johannes Bör, Priester in Leutkirch, kam sie mit sieben Jahren in das Kloster Reute bei Bad Waldsee. Ursula wurde als 17-jährige zu ihren Verwandten nach Leutkirch zurückgeho­lt. Sie sollte die Großmutter pflegen und sich günstig verheirate­n. Das tat sie jedoch nicht. Stattdesse­n ging sie mit einer Gruppe Freundinne­n auf Wanderscha­ft. Auf der Suche nach einer Frauengeme­inschaft zogen die Pilgerinne­n durch Allgäu, Oberschwab­en und die Bodenseere­gion.

In Vorarlberg wurden sie fündig: Bei Rankweil gelangten die jungen Frauen ins Klarissenk­loster Valduna. Im Jahr 1431 legte die 18-jährige Ursula hier ihr Gelübde ab und trat in das Klarissenk­loster ein. Nach 36 Jahren im hingebungs­vollen Dienst an Alten und Kranken wurde Ursula 1467 zur Äbtissin des Klosters gewählt. Im Alter von 67 Jahren machte sie sich noch einmal auf: 1479 wurde sie mit sieben weiteren Nonnen nach Villingen entsandt, um dort im alten Bickenklos­ter einen neuen Klarissenk­onvent zu gründen. In Villingen verstarb Ursula am 20. Januar 1498.

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FOTO: ST.-ELISABETH-STIFTUNG Dieses Bild von Haider stammt aus dem Buch „Die Familie Haider“von Karl Kiefer aus dem Stadtarchi­v Leutkirch.

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