Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Pegelstände in Brunnen sinken
Westallgäuer Quellen liefern deutlich weniger Wasser – Regen bringt noch keine Entlastung
WESTALLGÄU - Wenn vom Himmel kein Wasser kommt, wird es auch im Boden langsam knapp. Die Grundwasserpegel in den Westallgäuer Brunnen sind im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, wenn auch nicht so stark wie in anderen Regionen Deutschlands. Schlimmer hat die Trockenheit die oberflächennahen Quellen getroffen. Diese liefern deutlich weniger Wasser. Bis der Regen sie wieder auffüllt, werden noch einige Wochen vergehen. Trotzdem bleibt die Versorgung dank Notwasserleitungen und Kooperationen gesichert. Das ergab eine Umfrage unserer Zeitung bei den zuständigen Stellen.
Wasserwirtschaftsamt: Bereits ab Januar war es laut Wasserwirtschaftsamt Kempten, das für das ganze Allgäu zuständig ist, sehr trocken. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt seien in der Region zwischen Februar und November lediglich 55 bis 60 Prozent Niederschläge in den Regenstationen gemessen worden, sagt Behördenleiter Karl Schindele. „Im Landkreis Lindau war die Trinkwasserknappheit nicht so schlimm wie in Teilen des Ober- und Ostallgäus.“Das sei einerseits der Geologie der Region zu verdanken. Außerdem sind viele Kommunen im Westallgäu bereits an die Fernwasserversorgung (und nicht an kleinere, lokale Quellen) angeschlossen. Allgäuweit stellt das Wasserwirtschaftsamt allerdings eine stärkere Nachfrage nach neuen Brunnen fest, weil die alten nicht mehr tief genug sind. Grundsätzlich sieht Schindele die Trinkwasserversorgung für die Region „gut aufgestellt“– auch auf längere Sicht.
Handwerksgruppe: Teile von Wohmbrechts, einige Straßen in Wangen, die Verwaltungsgemeinschaft Sigmarszell, Weißensberg sowie Unter- und Oberreitnau versorgt der Zweckverband Handwerksgruppe mit Wasser. „Dieser Sommer hat gezeigt: Das Wasservorkommen in Handwerks ist groß und stabil“, sagt Geschäftsführer Roger Enk. Nur um zehn Zentimeter sind die Pegel in den Brunnen gefallen. „Das ist gar nichts. Bei anderen Versorgern waren es mehrere Meter“, erzählt Enk. Bei extremer Trockenheit könnte der Zweckverband auch die Städte Wangen und Lindau versorgen, die entsprechenden Notverbindungen wurden bisher jedoch noch nie gebraucht. „Aber die Leitungen liegen nicht trocken. Es wird immer wieder etwas Wasser abgenommen, um sie bakteriell rein zu halten. Wir haben auch Testläufe gemacht, um zu sehen, ob es im Notfall funktioniert.“
Maierhöfen: Einige oberflächennahe Quellen im Bereich der Kugel liefern den Maierhöfener Bürgern Wasser. Dieses deckt jedoch nicht den gesamten Bedarf der Gemeinde. Seit 2002 ist Maierhöfen deshalb an die Wasserversorgung der Stadt Isny angeschlossen, quasi „als zweites Standbein“, sagt Bürgermeister Martin Schwarz. Allerdings: So viel Wasser wie in diesem Jahr habe die Gemeinde noch nie von Isny gebraucht. Seit 18. Juli bezieht Maierhöfen etwa 90 Prozent seines Wassers von dort, bisher über 65 000 Kubikmeter. „Wir hatten Jahre, da haben wir nur 4000 bis 5000 Kubik gebraucht“, sagt Schwarz.
WHO: Der Zweckverband Wasserversorgung Heimenkirch-Opfenbach (WHO), der auch Teile von Hergatz und Röthenbach versorgt, hat bereits Maßnahmen eingeleitet, weil die Pegel der drei Brunnen auf Röthenbacher Gemeindegebiet deutlich gesunken sind. Normalerweise befördern Pumpen das Wasser aus den Brunnen in die Hochbehälter, und zwar nachts, wenn die Strompreise niedrig sind. Künftig laufen die Pumpen den ganzen Tag über und gedrosselt. „Dadurch können sich die Brunnen besser erholen“, erklärt Markus Reichart, Vorsitzender des Zweckverbands.
Es gibt eine Notwasserverbindung Damit während dieser Umstellung genügend Wasser durch die Leitungen fließt, speist die Fernwasserversorgung Oberes Allgäu zusätzlich jeden Tag 500 bis 1000 Kubikmeter über eine Notwasserverbindung in das Netz des WHO ein. „Es liegt kein Notfall vor. Wir haben das rechtzeitig erkannt und konnten rechtzeitig reagieren“, betont Reichart.
Fernwasserversorgung: Die Fernwasserversorgung Oberes Allgäu versorgt neben Kommunen im Oberallgäu auch Gestratz, Grünenbach, Oberreute, Stiefenhofen und Teile von Weiler. Ein Großteil des Wassers wird bei Sonthofen aus über 50 Metern Tiefe gefördert – ganze 40 Meter unter dem Grundwasserspiegel. Der fiel heuer um gut 20 Zentimeter. „Da braucht es also mehr als einen trockenen Sommer, bis uns das Wasser ausgeht“, sagt Geschäftsführer Markus Spetlak.
Lindenberg: Die Stadtwerke Lindenberg beziehen ihr Wasser „aus zwei Töpfen“, erklärt Geschäftsführer Markus Mischke: Quellen und Tiefbrunnen versorgen das Stadtgebiet Lindenberg. Der trockene Sommer hat sich bemerkbar gemacht: „Die Quellen hatten deutlich weniger Wasser. Bei den Tiefbrunnen sind die Pegel tiefer abgesunken als üblich“, sagt Mischke. Doch bisher sei „alles im grünen Bereich“. Freilich: Sollte es über Jahre so trockene Sommer geben wie heuer, müsse man sich Gedanken machen. „Dann stellt sich auch die Frage, wie sich die Grundwasserströme verändern.“Das aktuelle Wetter tut gut, sagt der Fachmann: „Gerade der lang anhaltende Landregen füllt wieder auf. Die Böden sind noch nicht gefroren, und der Regen kann ins Grundwasser sickern.“Starkregen hingegen sei unerfreulich. Hier fließe das Regenwasser als Oberflächenwasser ab und gelange erst gar nicht ins Grundwasser.
Scheidegg: In Scheidegg ist die Lage ähnlich. Die Nachbarkommunen haben bei der Wasserversorgung das gleiche Einzugsgebiet. „Die Scheidegger brauchen sich derzeit keine Sorgen zu machen“, sagt Bauamtsleiter Roland Schlechta, der die Wasserversorgung im Blick hat. Scheidegg habe die vergangenen Jahre viel getan, damit die Leitungen kein Wasser verlieren. So wurden Rohre erneuert und sogenannte Datenlocker installiert, die Defekte anzeigen. Die Quellen haben zwar nach der langen Trockenheit laut Schlechta weniger Schüttungsleistung, aber liefern noch genug.
Weiler: Im Gemeindegebiet von Weiler-Simmerberg ist die Wasserversorgung aufgeteilt. Die Ortsteile Ellhofen und Simmerberg haben jeweils eigene Wassergenossenschaften. Der Weilerer Wassermeister Hubert Steuer gibt aber für alle Bereiche Entwarnung: „Bislang gab es keine Anzeichen, dass man sagen muss: Es wird knapp.“Das Wasser für Weiler bezieht die Gemeinde laut Steuer aus Brunnen und Quellen. Dem Brunnen habe man den trockenen Sommer nicht angemerkt, die Quellen lieferten gut ein Drittel weniger. „Aber es ist zu keinem Zeitpunkt knapp gewesen.“