Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Bürgerlift fürs Dorf
Bewohner in Missen-Wilhams wollen mit einem einzigarten Modell die Anlage erhalten
MISSEN-WILHAMS - Den Skilift an der Thaler Höhe bei Wiederhofen gibt es seit 50 Jahren. Unzählige Kinder haben auf den vier Pistenkilometern schon Skifahren gelernt. Weil die Anlage im Vorjahr trotz sehr guter Besucherzahlen kurz vor dem Aus stand, gründeten 33 Missener Mitte November die Genossenschaft „Thaler Höhe“. Der Plan: ein Lift, der den Bürgern gehört und für Einheimische und Gäste betrieben wird. Die Wintersaison 2018/19 konnte so bereits gesichert werden. Um den „Allgäuer Heimatlift“längerfristig zu erhalten, brauchen die Genossen noch etliche Unterstützer – und Kapital. Auf beides hofften die Initiatoren.
120 Missener waren zu einer InfoVeranstaltung gekommen. „Die Thaler Höhe eG ist die erste Liftgenossenschaft in Bayern“, sagte Bürgermeister Hans-Ulrich von Laer stolz. Die Gründung sei Teil des neu erarbeiteten Tourismuskonzeptes für die zur „Alpen-Modellregion“ernannte Gemeinde. Ziel sei, den Lift sowie die Gastronomie zu erhalten und zu modernisieren. Daneben werde über eine Sommer-Nutzung des 62 Hektar großen Areals nachgedacht: „Am Klimawandel kommen wir nicht vorbei.“
Die Lifte an der Thaler Höhe seien nicht vor dem Aus gestanden, weil es nicht gut lief, sondern weil es keinen Nachfolger als Betreiber gab, erklärte Sebastian Grassl. Der Geschäftsführer der Schäffler-Brauerei ist Vize-Vorsitzender der Genossenschaft und wünscht sich, dass auch seine beiden Kinder an der Thaler Höhe Skifahren lernen. So wie er. „Ich bin froh, dass es so ein großes öffentliches Interesse an dem Projekt gibt“, freute sich der neue Betreiber und Vorstand der Genossenschaft, Aron Holterman ten Hove. Der gebürtige Memminger ist ehemaliger Profi-Snowboarder und studierter Ökonom. Holterman betreibt nicht nur den Lift, sondern plant ein Hotel neben der Anlage. Baubeginn ist im Frühjahr 2019.Die ehemaligen Liftbetreiber stünden ihm weiter mit Rat und Tat zur Seite. Zudem werden 75 der bisherigen Mitarbeiter weiter beschäftigt. „Wir suchen noch mehr Helfer für Gastronomie und Lift.“
Je nach Wetterlage ist die Eröffnung am 22. Dezember
Was ist nun konkret geplant? „Im Vordergrund steht der Winterbetrieb“, erklärt Holterman. Kommt genug Geld zusammen, könne die Genossenschaft die Lift- und Sachanlagen der bisherigen Betreiberfamilie Fichtl zur nächsten Wintersaison abkaufen. Zudem sollen die Gastronomie renoviert und eine Rodelstrecke geschaffen werden. Der Lift habe durchschnittlich 37 000 Euro Gewinn vor Steuern gemacht. Holterman glaubt an den Erfolg. Wenn das Wetter mitspielt, soll der Lift am 22. Dezember eröffnen. Eine Tageskarte für Erwachsene kostet 20 Euro.
Dass das Projekt „Bürgerlift“funktionieren kann, sagt Christian Skrodzki aus Leutkirch. Der Inhaber einer Werbeagentur hat bereits zwei Bürger-Genossenschaften im Allgäu gegründet. Um erfolgreich zu sein, brauche es unter anderem einen ausgeklügelten Plan sowie die Beteiligung der Bürger und regionaler Unternehmer. Insgesamt wurden bisher 125 Anteile zu je 1000 Euro ausgestellt. 30 davon beim Infoabend. Langfristig sind 444 Genossenschaftsanteile notwendig. Wer 1000 Euro investiert, erhält neben einer Dividende jährlich fünf Lift-Tages-