Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Stadträte sind verdutzt über Grundschul-Wünsche
Fraktionssprecher und Stadtverwaltung betonen, dass das Siloah-Quartier eine Interimslösung bleibt
ISNY - Harald Strittmatter, der Rektor der Isnyer Grundschule, hat für Verwirrung gesorgt: In der Gemeinderatssitzung am Montag wollte Alexander Sochor, Sprecher der CDUFraktion, im Rahmen der turnusgemäßen Anfragen von Stadträten wissen, ob in der Stadtverwaltung Näheres bekannt sei zum Wunsch, dass die Grundschule auf Dauer im früheren Schulhaus des Kinder- und Jugenddorfs Siloah verbleibt.
Diese Interimslösung hat der Gemeinderat für die Zeitspanne des Neubaus im Isnyer Schulzentrum beschlossen. Sind dort die Arbeiten in etwa vier Jahren beendet, soll die Grundschule ins Gebäude der derzeitigen Realschule einziehen, das für fast drei Millionen Euro ertüchtigt werden soll. Diese Summe ist in den geschätzten Gesamtkosten von rund 37 Millionen Euro fürs Schulzentrum enthalten, mit denen die Stadtverwaltung aktuell rechnet.
Bei der Aufstellung der Kreistagskandidaten von „Bündnis 90/Die Grünen“am Donnerstag vergangener Wo- che in Isny hatte Strittmatter das Anliegen von Lehrerkollegium und Elternschaft öffentlich gemacht, dauerhaft auf dem Siloah-Gelände bleiben zu dürfen (SZ berichtete). Er führte unter anderem an, dass sich der morgendliche, rund fünfminütige Fußmarsch der Kinder von der Bushaltestelle im Spitalhofweg zum Schulhaus merklich auf die Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit der Schüler auswirke; wogegen am Standort am Rain die Kinder nur wenige Schritte vom Bus oder aus den Autos der Eltern bis zum Unterricht zurücklegen.
„Im Gemeinderat wurde eindeutig festgelegt, dass das Siloah eine Interimslösung ist, jetzt gibt es auf einmal die Attacke, dass wir das ändern sollen“, sagte CDU-Fraktionssprecher Sochor am Montag in der Gemeinderatssitzung wörtlich. Mit Bezug auf den Bericht der „Schwäbischen Zeitung“über die Zusammenkunft der „Grünen“behauptete er sogar: „Die Bevölkerung wird falsch informiert.“Von Bürgermeister Rainer Magenreuter forderte Sochor, er solle klarstellen, „dass die Stadtverwaltung hinter dem Gemeinderatsbeschluss steht“. Und: Dass niemand im Rathaus es unterstütze, wenn „Träume und Wünsche von irgendeiner Seite“geäußert würden.
In seiner Antwort erinnerte Magenreuter an jene Veranstaltung, auf der die Stadt Lehrer und Eltern über die Pläne zum zeitweisen Umzug ins Siloah informiert hatte: „Da gab es Vorbehalte gegen das Interim, wir haben versucht, die Angst zu nehmen.“Er habe „schon oft“erlebt, fuhr der Bürgermeister fort, dass sich Menschen zunächst gegen Veränderungen sträuben, „und dann wollen sie nicht zurück – ich hab’s damals prophezeit“, sagte Magenreuter.
In der Stadtverwaltung gebe es keinerlei Gedanken daran, die Grundschule im Interim zu belassen. Bei einem Besichtigungstermin mit den Stadträten nach den Sommerferien sei augenscheinlich gewesen, dass in der Schule „vieles proviso- risch“hergerichtet wurde und sie deshalb „als dauerhafte Lösung von der Hand zu weisen ist – das müssten alle Betroffenen wissen“, fuhr Magenreuter fort.
Mit dem Neubau im Schulzentrum wolle die Stadt „den Schülern eine gute Schulumgebung schaffen“, außerdem gehörten die Siloah-Gebäude nicht der Stadt, sondern seien gemietet von der evangelischen Kirche, „wir haben nie etwas anderes verhandelt“, versuchte der Bürgermeister CDU-Sprecher Sochor zu beruhigen. „Wir haben das Konzept, dass die Grundschule in die jetzige Realschule zieht und wir müssten für eine dauerhafte Lösung ins Interim viel reinstecken, ich sehe diese Lösung nicht“, schloss Magenreuter.
Bezugnehmend auf Strittmatters Darstellung merkte Sybille Lenz für die „Freien Wähler“an: „Es gab keine Anfrage in unserer Fraktion.“Magenreuter fügte hinzu: „Auch uns ist nichts Konkretes bekannt.“Fraktionssprecher Edwin Stöckle schloss die Diskussion im Rat mit dem Verweis auf einen „SPD-Stadtspaziergang“ins SiloahGelände, bei dem es ebenfalls keine Andeutungen in Richtung einer Dauerlösung gegeben habe. Strittmatters Wortmeldung „speichere ich ab unter ,Wahlkampf und Wünsche’“, sagte Stöckle, auch zukünftig „braucht man nicht jedes Mal zu reagieren“.