Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Helgi Kolvidsson übernimmt Liechtenstein
Der 47-jährige Isländer wird Nationaltrainer des kleinen Landes – Italien ein Gegner in der Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft
SIGMARINGEN - Helgi Kolvidsson übernimmt zum kommenden Jahr die Fußball-Nationalmannschaft von Liechtenstein. Das hat der in Ostrach lebende 47-jährige Isländer am Dienstag im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. Kolvidsson unterschreibt einen Zweijahresvertrag, der ab dem 1. Januar 2019 gilt.
„Es ist mir eine Ehre, dieses Amt zu übernehmen“, sagt Kolvidsson. Es gebe „auf der Erde“nicht viele Arbeitsplätze für einen Nationaltrainer. Er habe ein gutes Gefühl, die Mannschaft dauerhaft voranzubringen. Der Liechtensteiner Verband baue derzeit eine Akademie auf, in der strukturiert mit jungen Fußballern gearbeitet werden könne. „Die kurzen Wege in dem kleinen Land sind ein Vorteil“, ist er überzeugt. „Ich sehe großes Potenzial in der Liechtensteiner Nationalmannschaft und möchte gute Impulse setzen.“
Kolvidsson übernimmt das Amt von dem Österreicher René Pauritsch, der sich künftig auf die Aufgaben als Sportdirektor konzentrieren wird. „In Pauritsch habe ich also bereits einen kompetenten Ansprechpartner, der die Mannschaft gut kennt“, sagt Kolvidsson, der als Spieler 30-mal für die isländische Nationalmannschaft im Einsatz war. Bis vergangenen August war er für rund zweieinhalb Jahre Co-Trainer der isländischen Nationalmannschaft – und somit auch im Amt, als sich die Isländer bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich in die Herzen von Millionen Fußballfans spielten. Pauritsch ist überzeugt vom neuen Mann an seiner Seite: „Mit Helgi Kolvidsson konnten wir einen Trainer verpflichten, der viel internationale Erfahrung hat und weiß, wie die Abläufe bei Nationalteams sind“, wird er auf der Verbandshomepage zitiert. Nicht nur Kolvidsson freut sich also über seine neue Aufgabe, auch der Liechtensteiner Fußballverband hat seinen Wunschkandidaten verpflichten können. „Nach Evaluierung der potenziellen Nachfolgekandidaten und unserem Anforderungsprofil war Helgi Kolvidsson unser Kandidat Nummer eins. Wir sind froh, dass wir mit ihm in die Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 gehen können“, sagt Präsident Hugo Quaderer. Vorstandsmitglied Rudolf Marxer ergänzt: „Helgi war einer von zwei Kandidaten, die es in die letzte Auswahlrunde geschafft haben. Er passt perfekt in unser Anforderungsprofil und kann uns mit seiner Erfahrung sicherlich einen Schritt vorwärtsbringen.“
Kolvidsson spielte während seiner aktiven Zeit unter anderem für den damaligen Zweitligisten 1. FSV Mainz 05 (1998 bis 2000), in der Saison 2000/2001 stand er im Kader des SSV Ulm in der 1. Bundesliga. Zwischen 1994 und 1996 sowie von 2004 bis 2008 spielte er für den SC Pfullendorf. Seine Trainerlaufbahn begann er beim damaligen Verbandsligisten SC Pfullendorf, bevor er für gut drei Jahre zum Vorarlberger Zweiligisten Austria Lustenau wechselte. Nach Stationen in Wiener Neustadt und Ried wurde Kolvidsson unter Trainer Heimir Hallgrimsson CoTrainer der isländischen Nationalmannschaft.
Auftakt gegen Griechenland
Nach dem Aus der Isländer bei der Weltmeisterschaft in Russland nach der Gruppenphase übernahm der Schwede Erik Hamren. Verschiedentlich war im Sommer auch der Name von Kolvidsson gefallen, wenn es um einen Nachfolger von Hallgrimsson ging. „Der Vorstand hat aber entschieden, einen kompletten Neuanfang zu suchen“, sagt Kolvidsson, der aber nicht mit Gram zurückblickt. „Es wäre sicher schwer gewesen, eine entsprechende Anfrage abzulehnen“, sagt er, geknickt sei er aber nicht. „Als Cheftrainer von Island hätte ich auf die Insel ziehen müssen, was für mich nicht infrage gekommen wäre“, sagt er.
In der Qualifikation zur Europameisterschaft 2020, die in zwölf europäischen Städten stattfindet, befindet sich Liechtenstein in einer attraktiven Gruppe mit Italien, Griechenland, Bosnien-Herzegowina, Armenien und Finnland. „Wir können uns mit den Besten messen, das ist doch toll“, sagt der Isländer, der kein sportliches Ziel ausgeben will. Jetzt wolle er zunächst einmal seinen Kader kennenlernen, in dem es viele junge und talentierte Spieler gebe, meint der 47-Jährige. Das erste Länderspiel unter Kolvidsson bestreitet Liechtenstein am Samstag, 23. März, zu Hause gegen Griechenland.
Helgi Kolvidsson wurde auch als Nachfolger von Heimir Hallmgrimsson gehandelt.