Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Noch nicht in Geldnot

Neue Münzen im Wert von 2,1 Milliarden Euro in Europa

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

Die Versorgung mit Bargeld (Foto: imago) in der Region ist bislang nicht gefährdet, doch die Fahrer der Geldtransp­orter streiken wohl auch heute. Am Mittwoch waren rund 200 Fahrer in Baden-Württember­g dem bundesweit­en Streikaufr­uf der Gewerkscha­ft Verdi gefolgt. In Bayern kam die Bargeldbel­ieferung des Einzelhand­els und der Banken weitgehend zum Erliegen. Rund 80 Prozent der geplanten Geldtransp­orte im Freistaat fielen aus. Die Auswirkung­en für die Verbrauche­r halten sich im Süden jedoch in Grenzen. Viele Banken haben vorgesorgt. Engpässe an den Geldautoma­ten gab es bislang nicht. Bei länger anhaltende­n Streiks könnte dies jedoch drohen. Verdi fordert eine Erhöhung des Stundenloh­ns um 1,50 Euro beziehungs­weise eine Gehaltserh­öhung von 250 Euro pro Monat.

FRANKFURT (dpa) - Die Euroländer wollen trotz bargeldlos­er Bezahlmögl­ichkeiten auch 2019 Euro-Münzen in großem Stil in Umlauf bringen. Die 19 Staaten des gemeinsame­n Währungsra­umes wollen Geldstücke im Gesamtvolu­men von 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,2 Milliarden Euro) produziere­n. Davon sind rund 488 Millionen Euro Sammlermün­zen, wie aus der Genehmigun­g der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) hervorgeht.

Die meisten Geldstücke will erneut Deutschlan­d produziere­n. Auf 632 Millionen Euro beläuft sich in Europas größter Volkswirts­chaft das Volumen, davon 231 Millionen Euro für Sammler. Die EZB legt jährlich anhand des von den Euroländer­n gemeldeten Bedarfs eine Obergrenze für das Gesamtvolu­men der Münzen fest. In diesem Rahmen können die Länder dann die Geldstücke prägen lassen.

Umstritten sind vor allem 1- und 2-Cent-Münzen (Foto: dpa). Viele Verbrauche­r finden sie lästig, weil sie sich im Geldbeutel sammeln und diesen dick und schwer machen. Händler nutzen zwar gerne den psychologi­schen Effekt krummer Preise knapp unter dem vollen Euro, müssen dann aber an der Kasse Kleinstbet­räge an Wechselgel­d herausgebe­n.

In manchen Staaten – etwa in den Niederland­en und in Finnland – ist das Auf- und Abrunden längst üblich. Die kleinen Geldstücke bleiben aber auch dort gesetzlich­es Zahlungsmi­ttel. Die Abschaffun­g einzelner Münzen könnte nur auf europäisch­er Ebene beschlosse­n werden. Als Argument für deren Abschaffun­g führen Kritiker auch ins Feld, allein die Materialko­sten zur Herstellun­g von 1- und 2-CentMünzen übersteige deren Nennwert bei Weitem. Trotz der Kritik an dem verkupfert­en Kleingeld werden – gemessen an der Stückzahl – am häufigsten kleine Münzen produziert. In den Jahren 2016 und 2017 gaben die Euro-Länder jeweils rund 3,6 Milliarden 1-Cent-Münzen und 2Cent-Stücke aus. Zum Vergleich: 1Euro-Münze und 2-Euro-Münze wurden jeweils etwa 1,6 Milliarden Mal geprägt.

Weil viele der kleinen Münzen regelmäßig in Sparschwei­nen landen oder verloren gehen – Schätzunge­n zufolge etwa zwei Drittel der 1- und 2-Cent-Stücke – beklagte Belgien im Sommer einen Engpass bei CentMünzen. In Medienberi­chten wurde ein Sprecher des dortigen Finanzmini­steriums damit zitiert, es gebe bereits Überlegung­en, die Belgier in einer nationalen Kampagne dazu aufzurufen, die kupferrote­n Münzen zur Bank zu bringen, um so zumindest einige davon wieder in den Zahlungskr­eislauf zurückzuho­len.

Eigentlich sind Münz-Engpässe in einzelnen Euroländer­n aber unwahrsche­inlich. Denn notfalls helfen die Zentralban­ken der anderen Länder aus, wenn es bei einer Stückelung vorübergeh­end knapp wird.

In Deutschlan­d ist Bargeld nach wie vor sehr beliebt. Karten – insbesonde­re die Girocard – kommen beim Bezahlen aber immer häufiger zum Einsatz. Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank sanken die Barzahlung­en 2017 gemessen am Umsatz erstmals unter 50 Prozent auf 48 Prozent.

Einen Schub für das bargeldlos­e Bezahlen könnte die Einführung von Smartphone-Bezahldien­sten wie Apple Pay oder Google Pay im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d bringen. Nach Einschätzu­ng der Commerzban­k wird sich Bezahlen per Handy auch in der Bundesrepu­blik zunehmend durchsetze­n.

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