Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Aktienbrauerei Simmerberg setzt voll auf Bio
Die Rohstoffe aller Biersorten erfüllen jetzt die Bioland-Prinzipien. Die Brauerei ist damit Vorreiter im Allgäu
WEILER-SIMMERBERG - Der Geschäftsführer der Aktienbrauerei Simmerberg, Manfred Biechl, weiß: „Vielen Brauereien und vielen Konsumenten reicht das Reinheitsgebot von 1516.“Doch ist es aus Sicht von Biechl ein Trugschluss, dass ein unter Einhaltung des Gebots gebrautes Bier auch ökologisch einwandfrei ist. Denn: „Damals gab es keine Pestizide.“Heute sehr wohl. Und es ist mit viel Aufwand und höheren Kosten verbunden, sie aus Hopfen, Weizen und Gerste sowie am Ende aus dem Bier heraus zu halten. Die Simmerberger Brauerei jedoch ist diesen Weg gegangen und setzt seit diesem Jahr ganz auf Bio-Qualität. Zum Jahreswechsel erfüllt der Betrieb damit erstmals die Vorgaben des BiolandVerbandes.
Erste Versuche, Bier auf Basis von Bio-Produkten zu produzieren, gab es in Simmerberg bereits vor 25 Jahren. Konsequent setzt Geschäftsführer Biechl seit fünf Jahren auf Bio. Nach und nach hat die Brauerei ihre Biersorten darauf umgestellt. Insbesondere beim Hopfen ist das „nicht ganz einfach“, wie Biechl sagt. Denn größere Mengen von Bio-Hopfen sind kaum verfügbar. Dessen Anbau benötigt mehr Platz und eine intensive Aufzuchtspflege. Das führt dazu, dass Bio-Hopfen derzeit doppelt so viel kostet wie herkömmlich angebauter. Die Simmerberger Brauerei bezieht ihren Ausgangsstoff aus Tettnang.
Doch nicht nur Hopfen und Getreide müssen aus Bio-Betrieben kommen, um die Vorgaben des Bioland-Verbandes zu erfüllen. Auch das Wasser müssen Brauereien überprüfen lassen. Hier sind Zusätze wie Chlor ein Tabu. Der Vorteil der Simmerberger Brauerei: Sie kann auf einen eigenen Brunnen zugreifen. „Das Wasser fließt direkt und unbehandelt in die Produktion“, sagt Biechl nicht ohne Stolz.
Um sich künftig mit dem BiolandLogo schmücken zu können, musste sich die Brauerei nicht nur einer umfangreichen Prüfung unterziehen. Sie muss auch jährlich nachweisen, dass sie nur Bio-Rohstoffe verwendet. Und jederzeit muss sie mit einer unangemeldeten Überprüfung rechnen. Diesen Aufwand und die höheren Rohstoffpreise muss zunächst einmal die Brauerei bezahlen. In der Folge steigt jedoch der Bierpreis. War das Bier aus Simmerberg früher günstiger als das der Mitbewerber aus der Region, so kostet es nun gleich viel.
Die Bereitschaft, die Bio-Qualität zu honorieren, sei noch nicht bei allen Kunden vorhanden, hat Biechl festgestellt. Andererseits hat er auch zunehmend Anfragen von Hotels und Gastwirtschaften, denen nicht zuletzt die Nachhaltigkeit eines Produktes wichtig ist. Auf die setzt auch Biechl: „Wir müssen uns schließlich darüber klar sein, was wir den nachfolgenden Generationen übergeben.“
Bioland gibt es seit dem Jahr 1971. Aktuell sind rund 8000 Betriebe, überwiegend im landwirtschaftlichen Bereich, Mitglied des Verbandes. Dazu gehören auch Hopfen- und Getreidebauern. Das Allgäu ist die mitgliederstärkste Region von Bioland mit rund 700 Betrieben.
Die Aktienbrauerei Simmerberg ist dabei die erste Brauerei im Allgäu, die ihre Jahresproduktion von rund 5000 Hektolitern komplett auf den Bioland-Standard umstellt. Bundesweit sind bislang 15 Brauereien diesen Schritt gegangen.