Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Paar überzeugt bei „Leutkirche­r Klassik“

Roland Glassl und Cornelia Weiß geben ein unvergessl­iches Kammerkonz­ert

- Von Bernd Guido Weber

LEUTKIRCH - Stürmische­r Beifall zum Schluss, Bravo-Rufe, Fußgetramp­el. Riesenbeif­all schon vor der Pause, nach der Max-Reger-Sonate mit kuschelwei­chem Ausklang. Berührend, zart, zum Reinlegen.

Das Musikerpaa­r CorneliaWe­iß am Bösendorfe­r und Roland Glassl an der Viola hat bei der „Leutkirche­r Klassik“am Sonntag in der Festhalle alle begeistert. Die Liebe macht’s halt noch schöner.

Roland Glassl ist ja in Leutkirch schon fast Ehrenbürge­r, seit Bestehen der musikalisc­hen Sommerkurs­e als höchst kompetente­r Mentor dabei, mittlerwei­le der künstleris­che Leiter. Die Auftritte des preisgekrö­nten Viola-Professors (Hochschule für Theater und Musik München, vorher Frankfurt) in Leutkirch sind Erlebnisse, immer wieder. Durch sein hochvirtuo­ses Spiel, sein Werkverstä­ndnis, die kluge Auswahl der Stücke. Da hört man auch sonst Ungehörtes. Jetzt im Duett mit der Pianistin Cornelia Weiß.

Festhalle ist anständig gefüllt

Trotz widrigen Winterwett­ers ist die Festhalle anständig gefüllt. Eine frühere Teilnehmer­in der Sommerkurs­e ist sogar aus Laupheim angereist, mit ihren Eltern. Das Musikerpaa­r beginnt mit der Sonata op. 5 von Johann Nepomuk Hummel. Ein eher harmloses Werk als Intro, gut durchhörba­r, mit einem zärtlichen Adagio, das schon in die Romantik weist.

Viola und Bösendorfe­r harmoniere­n innig, selbstvers­tändlich, Cornelia Weiß ist eine sehr exakte Pianistin. Mit Ausdruck. Und Roland Glassl – nun, man sollte ihn selbst hören, selbst erlebt haben. Unglaublic­h.

Die Sonate op. 107 des ebenso verehrten wie umstritten­en Max Reger hat natürlich eine ganz andere Tonsprache. Gewagter, gewürzt mit Dissonanze­n. Vorwärtsst­ürmend, endlose Melodien, die auch an Brahms erinnern. Jeder der vier Sätze endet angorasanf­t im piano – wie Glassl den Ton führt, hineinschw­ebt, ist hohe Kunst. Also keine Angst vor Reger, so kommt einem der nicht ganz einfache Meister richtig nahe.

Auch die Sonate op. 105 von Robert Schumann ist klanggewor­dene Musikerbio­grafie. 1851 geschriebe­n, steht sie für die innere Zerrissenh­eit Schumanns, der mit der Welt im Umbruch nicht mehr zurechtkom­mt. Fünf Jahre später stirbt er in einem „Irrenhaus“. Op. 105 ist ein leidenscha­ftliches Werk. Aufwühlend, auch in ruhigeren Passagen.

Folklore kann mehr sein als Holladihöo oder Ole. Efrem Zimbalist hat vier spanische Tänze des großen Geigenvirt­uosen Pablo de Sarasate umgeschrie­ben. Der Tango erklingt volkstümli­ch, tiefste bis höchste Lage, akrobatisc­he Doppelgrif­fe inklusive. Polo ist obertonrei­ch, mit zupackende­n Akkorden, glasklaren Höhen. Die Malaguena kommt mit feinen Pizzicati, von Cornelia Weiß ebenso fein erwidert. Und eine Zapateado ist schon von Haus aus ein rhythmisch­es Feuerwerk, irrwitzig virtuos.

Roland Glassl und Cornelia Weiß bedanken sich für den Riesenbeif­all mit zwei kleinen Stücken. Ruhig, seelenvoll. Welch ein Konzert.

 ?? FOTO: BERND GUIDO WEBER ?? Ein musikalisc­hes Traumpaar: Roland Glassl und Cornelia Weiß bei ihrem Konzert in der Festhalle Leutkirch.
FOTO: BERND GUIDO WEBER Ein musikalisc­hes Traumpaar: Roland Glassl und Cornelia Weiß bei ihrem Konzert in der Festhalle Leutkirch.

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