Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
James Bond fährt keinen Fiat
Das Duo BlöZinger präsentierte ein brillantes Programm auf der Dietmannser Adler-Bühne
DIETMANNS (cho) - Familientreffen, Begräbnis, Kriminalgeschichte, Pantomime und knackige Pointen: So lässt sich das Kleinkunstprogramm von BlöZinger in etwa kurz zusammenfassen. Mit „Erich“gastierten sie am Samstag in der Adler-Bühne in Dietmanns und ließen keine familiäre Struktur unbeleuchtet.
Zwei Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen sich nach 20 Jahren wieder. Das Begräbnis von Erich steht an und die gesamte Familie hat sich dazu versammelt. Tante Trude hat ein düsteres Geheimnis, im Sarg ist gar nicht ihr Bruder, den hat sie heimlich einäschern lassen und möchte den Auftrag Erichs, seine Asche in seinem früheren Umfeld zu verstreuen, unbedingt erfüllen.
Das ist der Startschuss für imaginäre Autofahrten. Zwei trottelige Polizisten verfolgen das Verbrecherduo, Alfons und BamBam, die dominante Herta und ihr nichtssagender Ehemann Paul folgen stramm im zweiten Gang; und natürlich die zwei Brüder Jakob und Simon mit Tante Trude und deren Lachyogalehrer Ashanti aus Indien.
Viel brauchten die zwei Künstler wahrlich nicht, um eine rasante Bühnenshow abzuliefern. Zwei Stühle reichten vollkommen aus, um insgesamt zwölf Charaktere der kabarettistischen Familiensaga so treffsicher darzustellen, dass das Publikum vor Begeisterung tobte.
Die wilden Verfolgungen mit pantomimisch dargestellten Schießereien, der 30 Jahre alte Fiat, ein Überbleibsel von Erich, der von Kaugummis zusammengehalten wird, all das endete abrupt, weil einfach der Tank leer war. Ein weiterer Umstand, der zwischen den beiden Brüdern kontrovers diskutiert wurde. Während Jakob (Robert Blöchl) sich mit James Bond vergleicht, philosophiert Simon (Roland Penzinger) über die sinnvolle Errungenschaft einer Tankanzeige.
Immer mittendrin: der zum Brüllen komische Ashanti, der mit seinen indischen Weisheiten alles und jeden Richtung Sonne schickte und mit schwarzen Luftballons auch die ungeliebte Tante Herta gen Himmel entsandte. Rabenschwarzer Humor mischte sich mit einer gehörigen Portion Ironie und Sarkasmus.
Zwischendurch ließen die beiden Kabarettisten noch running gags einfließen, die der ganzen verqueren Familiengeschichte entsprangen. Dennoch näherten sich die Brüder im Laufe der turbulenten Autofahrt an. Mit der Beute von Bankräuber Alfons gönnen sie sich eine gemeinsame Weltreise, denn auf das „katholische Später“wollten sie es schlussendlich nicht ankommen lassen.
Die beiden Österreicher beherrschen, ganz ohne Zweifel ihr Fach; im März werden sie dafür mit dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet. Die Jury spricht dem Duo dabei schauspielerische Raffinesse, großes Kino und komplexe Szenarien zu.
Und, in der Tat, diese Mischung macht Blöchl und Plenzinger zu absolut sehenswerten Kabarettisten, die ihr Publikum mit unschlagbarem Wortwitz zum Lachen bringen. Sie bieten ihren Gästen Kleinkunst auf höchstem Niveau – und Dieter Hierlemann ist es gelungen, diese Hochkaräter für seine aktuelle Spielsaison zu verpflichten.
Er bescherte damit den dicht gedrängten Gästen einen unvergesslich humorvollen Abend.