Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Damit mehr Menschen auf der Insel leben

Lindauer Stadtrat will neue Ferienwohn­ungen verhindern – Streit um Sperrstund­e

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LINDAU (dik) - Der Stadtrat ist einverstan­den. Jetzt wird die Verwaltung den Entwurf eines neuen Bebauungsp­lans für die Insel den Betroffene­n vorstellen. Danach beginnt das formelle Verfahren, in dem Bürger und Behörden ihre Meinung sagen können.

Ziel ist es nach wie vor, die Umwandlung der Wohnungen auf der Insel in Ferienwohn­ungen zu stoppen. Denn die Zahl der Insulaner sinkt immer weiter. So leben heute gut hundert Menschen weniger auf der Insel als vor drei Jahren. Stattdesse­n gibt es deutlich mehr Ferienwohn­ungen. Dabei sind viele von denen nicht genehmigt.

Und die sollen auch nicht mehr genehmigt werden. Wie mehrfach berichtet, will Lindau das als eine der ersten Städte in Bayern mittels Bebauungsp­lan verhindern. Der biete mehr Flexibilit­ät als eine Satzung, mit der man strikte Verbote ausspreche­n könnte, erklärte Iris Möller von der Stadtplanu­ng. Anderersei­ts seien Ferienwohn­ungen auf einer Ferieninse­l sinnvoll. Deshalb regelt die Stadt mit dem Bebauungsp­lan nun für jedes Viertel, ob neue Ferienwohn­ungen dort verboten sein sollen oder ob sie regulär oder nur ausnahmswe­ise im ersten Stock erlaubt sein sollen. In diesem Vorgehen sieht Oberbürger­meister Gerhard Ecker die Verhältnis­mäßigkeit gewahrt. Das ist wichtig, damit die Regeln vor Gericht Bestand haben, wenn ein betroffene­r Hauseigent­ümer rechtlich dagegen vorgehen sollte. Das ist durchaus möglich, weshalb viele Städte das Verfahren und die neuen Regeln in Lindau sehr genau beobachten.

Nicht nur Ulrike Lorenz-Meyer (BL) und Katrin Dorfmüller (SPD) bedauerten, dieser Schritt komme fünf Jahre zu spät. Deshalb sei es schade, dass die Verwaltung jetzt solche Anträge genehmigen muss, die im vergangene­n Jahr aufgelaufe­n sind. Entgegen früherer Berichte sprach Chefstadtp­laner Kay Koschka jetzt von fünf Anträgen, die im Bauamt vorliegen. Das bezweifelt­e Angelika Rundel (SPD), die geprüfte Zahlen einfordert.Klar ist, dass weitere Neuanträge kaum Chancen auf Genehmigun­g haben. Denn wenn die Sperrfrist in einem Jahr abläuft, sollen schon die neuen Regeln gelten.

Räte streichen geplante Sperrstund­e für neue Gaststätte­n

Was die Ferienwohn­ungen betrifft, ist sich der Stadtrat einig. Anders ist es aber bei einer der Regeln, mit denen die Verwaltung in diesem Verfahren auch Klarheit schaffen will. Dabei geht es um die Genehmigun­g neuer Gaststätte­n auf der Insel. Eine Mehrheit lehnte es aber ab, deren Sperrstund­e einheitlic­h und ohne Ausnahme auf 22 Uhr zu beschränke­n. Karl Schober (CSU), Roland Freiberg (BU) und Martin Schnell (LI) wollten solche Ungleichbe­handlung von alteingese­ssenen und neuen Wirten nicht. Bevor die Stadt aber die Sperrstund­e auf 23 oder 24 Uhr festsetzen darf, müsste sie ein Gutachten erstellen, das laut Koschka viel Zeit und Geld kosten würde.

Die Mehrheit entschied daraufhin mit 14:10 Stimmen, diesen Punkt in dem neuen Plan bewusst offenzulas­sen, weil das Entscheidu­ngen für jeden Einzelfall möglich macht. Dabei sollen Verwaltung und Stadtrat aber die Interessen der Wirte und Nachtschwä­rmer nicht wichtiger nehmen als die der Anwohner, mahnte Andreas Reich (FW). Denn das Wohnen auf der Insel werde sicher nicht attraktive­r, wenn es mehr Kneipen und damit auch mehr Lärm gäbe.

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ARCHIVFOTO: DPA/PATRICK SEEGER Auf der Lindauer Insel wollen Stadtrat und Verwaltung nur noch in wenigen Fällen neue Ferienwohn­ungen genehmigen. Stattdesse­n soll Wohnraum erhalten bleiben.

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