Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Die Suche nach der harten Hand
Die Ravensburg Towerstars wollen schon in Freiburg einen neuen Trainer präsentieren
RAVENSBURG - Im normalen Spielrhythmus Freitag und Sonntag ist bei den Ravensburg Towerstars der Montag immer frei. Doch seit Samstag ist beim Tabellendritten der Deutschen Eishockey-Liga 2 nichts mehr normal. Zuerst wurde Trainer Jiri Ehrenberger überraschend entlassen, dann zeigten die Towerstars in Bayreuth einen schwachen Auftritt. Weil zudem am Dienstag (19.30 Uhr, Sprade TV) die Partie beim EHC Freiburg ansteht, gab es für die Ravensburger auch am Montag eine kurze Eiszeit.
Am Nachmittag hatten die Interimstrainer Marc Vorderbrüggen und Christoph Jäger sowie Teammanager Raphael Kapzan zum Training gebeten. Die Stimmung? Naturgemäß eher gedrückt. „Wir wollen versuchen, dass die Spieler ein bisschen Spaß haben, dass sie den Kopf freibekommen“, sagte Kapzan nach der kurzen Einheit. Dass die Partie in Freiburg immens wichtig für den weiteren Saisonverlauf ist, ist allen klar. „Von der Tabelle dürfen wir uns nicht blenden lassen“, warnt Kapzan. „Wir machen eine schwere Phase durch.“
Mit Frankfurt gleichziehen
Diese schwere Phase wurde durch den Auftritt in Bayreuth noch verschärft. „Das war miserabel“, versucht sich Kapitän Vincenz Mayer erst gar nicht im Schönreden. In Freiburg wollen – und müssen – sich die Towerstars besser präsentieren. „Wir wollen punkten, oben dranbleiben und dann selbst wieder ganz nach oben kommen“, sagt Mayer. Auf Platz eins. Dort, wo derzeit die Löwen Frankfurt stehen. Mit einem Erfolg in Freiburg wären die Towerstars punktgleich.
Bis zur Abfahrt in den Breisgau am Dienstagnachmittag soll auch der neue Trainer in Ravensburg angekommen sein. Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan telefonierte und sprach seit Sonntag immer wieder mit einigen Kandidaten. „Die Mannschaft braucht jetzt eine starke Hand an der Bande“, sagt Schan zum Anforderungsprofil des neuen Trainers. Der Geschäftsführer spricht explizit von „einem Feuerwehrmann“, der die Mannschaft schnell wieder in die Erfolgsspur bringen soll. Also ein Trainer, der erst mal nur für den Rest dieser Saison zu den Towerstars kommt. Im Sommer soll dann in Ruhe weiter geschaut werden. Ehrenbergers Nachfolger soll einer „mit einer klaren Ansage“sein, meint Schan. Das will der Geschäftsführer aber nicht als Kritik an Ehrenberger verstanden wissen.
Gehandelt werden in einschlägigen Internetforen zahlreiche Namen. Immer wieder etwa Peter Draisaitl, Ravensburger Meistertrainer von 2011, Bietigheims Meistertrainer Kevin Gaudet oder der frühere Rosenheimer Franz Steer. Namen will Schan nicht kommentieren. Nach SZ-Informationen wird es aber keiner der drei genannten werden.
Wer es schließlich werden wird, behält der Geschäftsführer zwar noch für sich, aber was der mutmaßliche Übergangstrainer mitbringen wird, beschreibt er klar: Es werde ein Trainer mit Erfahrung sein, einer, der den Respekt der Mannschaft haben wird, der „schon was erreicht hat“. Und der trotzdem noch etwas erreichen will.
Denn mit den Ravensburg Towerstars ist in dieser Saison noch immer viel möglich. Sie wollen wieder dahin kommen, wo sie bis zur Länderspielpause waren, sagt Schan, und von Sieg zu Sieg eilten. Mindestens erreichen wollen sie so einen Platz unter den besten vier Mannschaften, um im Play-off-Viertelfinale das – auch finanziell reizvolle – Heimrecht zu haben. Mit der Ausbeute in den letzten 13 Spielen wäre dieses Ziel nicht zu erreichen. Da haben die Towerstars im Schnitt einen Punkt pro Partie geholt. „Das“, sagt Schan, „ist so schlecht wie Deggendorf.“Und der Aufsteiger ist Tabellenletzter.
Durch den überraschenden 4:1Sieg gegen den ESV Kaufbeuren hat sich der EHC Freiburg am Sonntag vom letzten auf den vorletzten Platz verbessert. Angesichts von 13 Punkten Rückstand auf den Tabellenzehnten Dresden können sich die Freiburger aber wohl schon auf die Abstiegsrunde vorbereiten. Die Towerstars stehen im Auswärtsspiel am Dienstag also mehr unter Druck als die Freiburger.