Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ex-Kapitän besucht den VfB

Simon Tischer stellt sich neuer Herausford­erung

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Beim 3:0Heimerfol­g der Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen gegen die Helios Grizzlys Giesen ist Simon Tischer als Zuschauer auf der Tribüne der Häfler ZF-Arena gesessen. Es war eines von „viel zu wenigen“Spielen, die der Ex-Kapitän des VfB nach seinem Karriereen­de im Mai 2018 live gesehen hat. Seitdem hat sich sein Leben erheblich verändert. Längst hat der mehr als 200-fache Nationalsp­ieler ein neues Kapitel in seiner berufliche­n Karriere aufgeschla­gen.

2007 gehörte Simon Tischer zur Mannschaft, die mit dem VfB die Champions League gewann. Nach Stationen in Griechenla­nd, Türkei, Russland, Polen und Frankreich kehrte er vor fünf Jahren an den Bodensee zurück. Zugleich begann der 36-jährige Familienva­ter sein Studium „Internatio­nales Management“. „Im Winter war es immer etwas zäh“, erzählt Tischer, der als Vollprofi wenig Zeit für akademisch­e Weihen hatte. Mittlerwei­le studiert er im achten Semester, konzentrie­rt sich voll und ganz auf sein Leben nach dem Sport.

Nur ein paar Tage, nachdem Simon Tischer seine Volleyball­schuhe im Vorjahr an den Nagel gehängt hatte, begann sein Pflichtpra­ktikum. Das absolviert­e er im Controllin­g der Zeppelin Systems GmbH. Dort wird der Ex-Profi nach der nächsten Theoriepha­se auch seine Bachelorar­beit schreiben und weiterhin im Unternehme­n arbeiten. Dass ausgerechn­et Zeppelin Tischers neuer Arbeitgebe­r wurde, ist kein Zufall. Schließlic­h ist der Häfler Konzern seit vielen Jahren Hauptspons­or der VfB-Volleyball­er. Dadurch entstand auch der Kontakt. „Zeppelin fördert mich an allen Ecken und Enden. Ich fühle mich sehr wohl“, erzählt Tischer.

Dass er mit 36 Jahren der Praktikant ist, dass seine Vorgesetzt­en auch durchaus jünger sind als er und seine Kommiliton­en eher Anfang 20 als Ende 30 – alles das ist für Simon Tischer kein Problem. Ganz im Gegenteil, er sieht es sportlich, wie es sich für einen Ex-Profi gehört. „Ich weiß aber auch, dass jemand in meinem Alter mehr Erfahrung hat und viele andere Qualitäten, die einem Unternehme­n weiterhelf­en können.“Aber auch bei seinen Ex-Mannschaft­skollegen ist Tischers Expertise weiterhin gefragt, wie sich beim Spiel gegen Giesen zeigte.

Einer nach dem anderen unterhielt sich nach dem Heimsieg mit dem Ex-Zuspieler. Der ließ sich vor ein paar Wochen am Meniskus operieren. Ein Relikt aus seiner Zeit als Profi. Ob es ihn nicht in den Fingern juckt, wenn er in Richtung Spielfeld schaut? „Ganz ehrlich?“, fragt er. „Eher nicht. Ich werde das oft gefragt und ich kann nur immer wieder dieselbe Antwort geben. Ich bin zufrieden mit dem, was ich jetzt mache.“

So ganz will sich Simon Tischer dem Volleyball­sport in Zukunft aber auch nicht verweigern. „Klar könnte ich mir vorstellen, auch wieder etwas zu tun. Dazu muss die Situation aber passen“. Seine Tochter Emma übrigens sorgt fleißig dafür, dass er das Vereinslog­o des VfB nicht ganz aus den Augen verliert. Sie hat jetzt nämlich ihr eigenes, das der U12 von Papas ehemaligem Arbeitgebe­r.

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ARCHIVFOTO: GÜNTER KRAM Vollen Einsatz auch nach der Profikarri­ere: Simon Tischer (Mitte) gelingt der berufliche Wechsel.

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