Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Konkrete Verhandlungen über Kurhaus
Gespräche über Verpachtung des Kurhauses laufen – Konzeptänderung zurückgestellt
Bad Wurzach hofft weiter auf einen neuen Betreiber für Gastronomie.
BAD WURZACH - Zieht doch noch neues Leben ins Bad Wurzacher Kurhaus ein? Nach Auskunft der Stadtverwaltung befindet sie sich derzeit „in konkreten Verhandlungen“mit einem Interessenten.
Auch beim Neujahrsempfang Anfang Januar hatte Bürgermeisterin Alexandra Scherer in ihrer Rede erklärt, die Stadt führe „sehr interessante Verhandlungen“mit einem möglichen Pächter, „der Erfahrung mit einer solchen Gastronomie hat“. Ziel der Stadt sei auf jeden Fall ein offenes Kurhaus zum Zeitpunkt der Hallenbadeinweihung 2020.
Eine Weiterführung des Kurhauses unter städtischer Regie lehnte sie weiterhin ab. Dies sei „derzeit keine Überlegung“. Auch die Stadt könne qualifiziertes Personal „nicht herbeizaubern“.
Im November 2018 hatte Scherer in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“angekündigt, dass die von der Stadt gegebenen Rahmenbedingungen für den künftigen Pächter gelockert werden könnten. „Ich denke, wir müssen uns von dem Gedanken lösen, die Gastronomie dort sieben Tage die Woche von morgens bis spätabends offen zu halten“, sagte das Stadtoberhaupt damals. Sie könne sich zum Beispiel vorstellen, „dass montags, dienstags und vielleicht auch mittwochs nur bis 19 Uhr geöffnet ist. Oder vielleicht auch einen Tag ganz geschlossen ist.“
Kostenrisiko mindern
Mit dieser Änderung wollte die Stadt dem künftigen Betreiber der seit Anfang 2017 leer stehenden Kurhausgastronomie einen Teil des Kostenrisikos nehmen – und damit eine Übernahme attraktiver machen.
Scherer hoffte damals, „demnächst“mit diesem Thema in den Gemeinderat gehen zu können. Nun heißt es aus dem Rathaus indes, aufgrund der laufenden Gespräche „ist aktuell keine Beratung über eine grundlegende Änderung des Konzeptes im Kurhaus angedacht“.
Die Liebenau Service GmbH (LiSe) aus Meckenbeuren hatte ihren Pachtvertrag zum Jahresende 2016 gekündigt. Sie betrieb seit 1. Dezember 2011 Restaurant, Café und Konditorei im Erdgeschoss. Vor der LiSe hatte die Stadt selbst das 1996 gebaute Kurhaus geführt, stets allerdings mit einem Verlust im hohen fünfstelligen Bereich.
Der Kursaal im ersten Obergeschoss kann weiterhin über die Bad Wurzach Info von der Stadt angemietet werden – aber als „leere“Veranstaltungshalle mit Tischen, Stühlen, Hausmeister und Veranstaltungstechnik. Catering, Getränke, Gläser, Geschirr, Tischdecken, Dekoration und Servicepersonal müssten vom Mieter selbst organisiert werden.
Das größte Problem bei der Suche nach einem neuen Pächter ist wohl die Größe des Objekts. Stadt und LiSe hatten Restaurant, Café und Konditorei sowie den mitzubetreuenden Kursaal mit rund 40 Mitarbeitern geführt. Das verursacht zum einen natürlich hohe Personalkosten, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Zum anderen ist der Arbeitsmarkt gerade im Gastronomiebereich so gut wie leer.
Bad Wurzach steht mit dem Problem einer renommierten Gastronomie, die an prominenter Stelle leer steht, nicht alleine da. In Ravensburg versucht die Stadt seit Monaten ebenso erfolglos, die VeitsburgGaststätte neu zu verpachten. Obwohl im zweiten Anlauf die Pacht überregional beworben wurde, meldeten sich nur zwei interessierte Wirte. Damit wird eine Wiedereröffnung des Restaurants zum 1. Mai immer unwahrscheinlicher.
Zum Jahresende 2018 hatte der bisherige Pächter des Lokals nach achteinhalb Jahren aufgegeben. Er fühlte sich von der Stadt in seiner unternehmerischen Freiheit zu sehr eingeschränkt. Der Gemeinderat hatte ihm im Pachtvertrag unter anderem vorgeschrieben, wann Ruhetage gestattet sind. Zudem legte der Vertrag die Öffnungszeiten des Lokals fest. Es sollte regelmäßig offen haben, auch im Winter, wenn erfahrungsgemäß deutlich weniger Besucher den Weg auf das Hochplateau finden. Das sei aber nicht wirtschaftlich, argumentierte der damalige Wirt.