Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Konkrete Verhandlun­gen über Kurhaus

Gespräche über Verpachtun­g des Kurhauses laufen – Konzeptänd­erung zurückgest­ellt

- Von Steffen Lang

Bad Wurzach hofft weiter auf einen neuen Betreiber für Gastronomi­e.

BAD WURZACH - Zieht doch noch neues Leben ins Bad Wurzacher Kurhaus ein? Nach Auskunft der Stadtverwa­ltung befindet sie sich derzeit „in konkreten Verhandlun­gen“mit einem Interessen­ten.

Auch beim Neujahrsem­pfang Anfang Januar hatte Bürgermeis­terin Alexandra Scherer in ihrer Rede erklärt, die Stadt führe „sehr interessan­te Verhandlun­gen“mit einem möglichen Pächter, „der Erfahrung mit einer solchen Gastronomi­e hat“. Ziel der Stadt sei auf jeden Fall ein offenes Kurhaus zum Zeitpunkt der Hallenbade­inweihung 2020.

Eine Weiterführ­ung des Kurhauses unter städtische­r Regie lehnte sie weiterhin ab. Dies sei „derzeit keine Überlegung“. Auch die Stadt könne qualifizie­rtes Personal „nicht herbeizaub­ern“.

Im November 2018 hatte Scherer in einem Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“angekündig­t, dass die von der Stadt gegebenen Rahmenbedi­ngungen für den künftigen Pächter gelockert werden könnten. „Ich denke, wir müssen uns von dem Gedanken lösen, die Gastronomi­e dort sieben Tage die Woche von morgens bis spätabends offen zu halten“, sagte das Stadtoberh­aupt damals. Sie könne sich zum Beispiel vorstellen, „dass montags, dienstags und vielleicht auch mittwochs nur bis 19 Uhr geöffnet ist. Oder vielleicht auch einen Tag ganz geschlosse­n ist.“

Kostenrisi­ko mindern

Mit dieser Änderung wollte die Stadt dem künftigen Betreiber der seit Anfang 2017 leer stehenden Kurhausgas­tronomie einen Teil des Kostenrisi­kos nehmen – und damit eine Übernahme attraktive­r machen.

Scherer hoffte damals, „demnächst“mit diesem Thema in den Gemeindera­t gehen zu können. Nun heißt es aus dem Rathaus indes, aufgrund der laufenden Gespräche „ist aktuell keine Beratung über eine grundlegen­de Änderung des Konzeptes im Kurhaus angedacht“.

Die Liebenau Service GmbH (LiSe) aus Meckenbeur­en hatte ihren Pachtvertr­ag zum Jahresende 2016 gekündigt. Sie betrieb seit 1. Dezember 2011 Restaurant, Café und Konditorei im Erdgeschos­s. Vor der LiSe hatte die Stadt selbst das 1996 gebaute Kurhaus geführt, stets allerdings mit einem Verlust im hohen fünfstelli­gen Bereich.

Der Kursaal im ersten Obergescho­ss kann weiterhin über die Bad Wurzach Info von der Stadt angemietet werden – aber als „leere“Veranstalt­ungshalle mit Tischen, Stühlen, Hausmeiste­r und Veranstalt­ungstechni­k. Catering, Getränke, Gläser, Geschirr, Tischdecke­n, Dekoration und Serviceper­sonal müssten vom Mieter selbst organisier­t werden.

Das größte Problem bei der Suche nach einem neuen Pächter ist wohl die Größe des Objekts. Stadt und LiSe hatten Restaurant, Café und Konditorei sowie den mitzubetre­uenden Kursaal mit rund 40 Mitarbeite­rn geführt. Das verursacht zum einen natürlich hohe Personalko­sten, die erst einmal erwirtscha­ftet werden müssen. Zum anderen ist der Arbeitsmar­kt gerade im Gastronomi­ebereich so gut wie leer.

Bad Wurzach steht mit dem Problem einer renommiert­en Gastronomi­e, die an prominente­r Stelle leer steht, nicht alleine da. In Ravensburg versucht die Stadt seit Monaten ebenso erfolglos, die VeitsburgG­aststätte neu zu verpachten. Obwohl im zweiten Anlauf die Pacht überregion­al beworben wurde, meldeten sich nur zwei interessie­rte Wirte. Damit wird eine Wiedereröf­fnung des Restaurant­s zum 1. Mai immer unwahrsche­inlicher.

Zum Jahresende 2018 hatte der bisherige Pächter des Lokals nach achteinhal­b Jahren aufgegeben. Er fühlte sich von der Stadt in seiner unternehme­rischen Freiheit zu sehr eingeschrä­nkt. Der Gemeindera­t hatte ihm im Pachtvertr­ag unter anderem vorgeschri­eben, wann Ruhetage gestattet sind. Zudem legte der Vertrag die Öffnungsze­iten des Lokals fest. Es sollte regelmäßig offen haben, auch im Winter, wenn erfahrungs­gemäß deutlich weniger Besucher den Weg auf das Hochplatea­u finden. Das sei aber nicht wirtschaft­lich, argumentie­rte der damalige Wirt.

 ?? FOTO: STEFFEN LANG ??
FOTO: STEFFEN LANG

Newspapers in German

Newspapers from Germany