Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bareiß fordert Ende der Personalde­batte in der Landes-CDU

Tourismus-Staatssekr­etär Thomas Bareiß ruft die Südwest-CDU zur Räson

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RAVENSBURG (kab) - Es muss Schluss sein mit Personalde­batten in der Landes-CDU. „Es gibt viel gegenseiti­ges Misstrauen im Landesverb­and“, sagte Thomas Bareiß, Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium und Vorsitzend­er des CDU-Bezirks Württember­g-Hohenzolle­rn, am Mittwoch im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er forderte, die Diskussion­en um Landeschef Thomas Strobl zu beenden. „Jeder kann sich am Beispiel SPD ansehen, wohin solche permanente­n Debatten führen“, erklärte Bareiß. Der politische Gegner sei nicht im eigenen Spielfeld zu finden, „sondern es sind die Grünen“.

STUTTGART - Schluss mit Personalde­batten in der Landes-CDU: Das fordert der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium Thomas Bareiß. Als Vorsitzend­er des Bezirks Württember­gHohenzoll­ern hat das Wort des 43Jährigen Gewicht in der Landespart­ei. Im Gespräch mit Kara Ballarin fordert er, die politische­n Gegner jenseits der eigenen Partei zu suchen – nicht im eigenen Lager.

In der jüngsten Forsa-Umfrage ist die Südwest-CDU auf 23 Prozent abgesackt. Ein Schock für Sie?

Politik ist unglaublic­h schnellleb­ig geworden und Umfragen sind immer nur eine Momentaufn­ahme – entscheide­nd ist immer erst der Wahltag. In zwei Monaten kann die Welt schon ganz anders aussehen. Deshalb habe ich kein Verständni­s, dass sich unsere Partei gleich in Personalde­batten stürzt. Wir sollten uns nicht permanent mit uns selbst beschäftig­en. Bei unserer Klausur im Kloster Schöntal vor zwei Wochen waren alle an Bord. Deshalb kann ich jetzt manche Diskussion­en nicht ganz nachvollzi­ehen. Unser Landesverb­and und wir Abgeordnet­e haben genug inhaltlich zu tun, das erwarten die Bürger von uns.

Was sehen Sie als Grund für diesen Tiefpunkt für die CDU im Land? Die Zustimmung­swerte für eine Bundestags­wahl wären mit 33 Prozent ja deutlich höher.

Natürlich tun wir uns manchmal als Juniorpart­ner schwer und der öffentlich­e Fokus ist stark auf den Ministerpr­äsidenten gerichtet. Das ist ja auch jedem bewusst. Aber auch der schönste Heiligensc­hein ist nicht ewig, sondern verblasst früher oder später. Deshalb sehe ich unsere Aufgabe jetzt darin, auch die Unterschie­de zu den Grünen herauszuar­beiten, gerade auch aktuell beim Thema Fahrverbot­e und Mobilität in den Städten. Das ist unser Thema, da sind wir in der Offensive. Darauf müssen wir uns konzentrie­ren. Unser politische­r Gegner ist nicht im eigenen Spielfeld, sondern es sind die Grünen.

Auf das Umfragetie­f folgt eine Personalde­batte. Ihr Beisitzer im Bezirk Württember­g-Hohenzolle­rn, der Meßstetten­er Bürgermeis­ter Frank Schroft, fordert den Rückzug von Landeschef Thomas Strobl. Hat er recht?

Personaldi­skussionen kommen jetzt zur Unzeit und bringen uns doch nicht weiter, bis zur Landtagswa­hl sind es noch fast zweieinhal­b Jahre. Wir haben einen guten Vorsitzend­en, gute Minister und Mandatsträ­ger. Vor allem die Wahlkämpfe­r für die Kommunal- und die Europawahl schwächen wir mit solchen Debatten. Das ist doch verrückt, da sollte sich jetzt jeder am Riemen reißen.

Bei einer Direktwahl des Ministerpr­äsidenten würden nur fünf Prozent der Bürger Strobl, 59 Prozent den Regierungs­chef Winfried Kretschman­n von den Grünen wählen. Nach unseren Informatio­nen gibt es Rufe von Kreisvorsi­tzenden und Parlamenta­riern nach personelle­r Neuausrich­tung. Gegen Kretschman­n hätte nur eine Frau oder jemand Junges eine Chance – namentlich Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann oder der Generalsek­retär Manuel Hagel. Hören Sie diese Stimmen auch?

Das zeigt ja, dass wir gute Leute haben. Aber jeder hat jetzt seine Aufgabe. Wir haben einen Vorsitzend­en, gute Minister, gute Leute in Stuttgart und Berlin. Man muss die richtigen Entscheidu­ngen treffen zur richtigen Zeit. Jeder kann sich am Beispiel SPD ansehen, wohin solche permanente­n Debatten führen. Die Menschen verlieren das Vertrauen.

Ist es klug, dass der Landesvors­tand auf einem Parteitag noch vor den Kommunal- und Europawahl­en im Mai neu gewählt werden soll?

Das ist für mich eine Scheindeba­tte und eigentlich in der Sache bedeutungs­los. Es wird da schon wieder viel zu viel hineininte­rpretiert. Kein Bürger und einfaches Parteimitg­lied würde sich daran aufhalten. Aber die Debatte zeigt eines: Es gibt viel gegenseiti­ges Misstrauen im Landesverb­and. Ich würde mir mehr Vertrauen zwischen den Ebenen, den Gremien und Personen wünschen. Wir sollten alle am gleichen Strang in die gleiche Richtung ziehen. Jetzt gilt es sich auf die inhaltlich­e Arbeit zu konzentrie­ren und den politische­n Gegner stärker anzugreife­n.

Was passiert, wenn der Parteivors­itzende Strobl ein schlechtes Ergebnis einfährt? Wenn es noch unter dem Ergebnis von 2017 liegt, als er lediglich mit 82 Prozent im Amt bestätigt wurde?

Das wird dann besprochen, wenn es soweit ist. Die Vorstandsw­ahlen im Frühjahr sind keine Entscheidu­ng über die Spitzenkan­didatur. Unter den gegebenen und nicht einfachen Bedingunge­n macht Thomas Strobl einen guten Job. Man muss sehen, aus welcher schwierige­n Phase wir kommen. Ich denke, er genießt das Vertrauen einer ganz großen Mehrheit der Delegierte­n.

Sie hatten mal gesagt, dass Strobl als Landeschef das Erstzugrif­fsrecht als Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl hat. Bleiben Sie dabei?

Meine Meinung ändert sich nicht nach Tageslaune. Wir entscheide­n unsere Spitzenkan­didaten zur richtigen Zeit und wir gehen mit dem Kandidaten ins Rennen, mit dem wir die besten Chancen haben. Jetzt geht es aber zunächst darum, dass wir uns um Inhalte und eine erfolgreic­he Kommunal- und Europawahl kümmern. Das haben unsere Kandidaten verdient.

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FOTO: DPA Thomas Bareiß ist seit April 2018 parlamenta­rischer Staatssekr­etär für Tourismus.

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