Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Spieloasen, Fitnessger­äte und ein Café im Rathaus

Drei Projekte im Gemeindera­t präsentier­t – Stadt stellt Anträge auf „Leader“-Förderung

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH/FRIESENHOF­EN - Die Projekte „Kneippanla­ge Fitnesspar­cours“, „Rathauscaf­é Friesenhof­en“und „Bespielbar­e Stadt Leutkirch“haben vor allem eines gemeinsam: Sie könnten durch das EU-Programm Leader, das innovative Aktionen im ländlichen Räum fördert, finanziell unterstütz­t werden. Der Leutkirche­r Gemeindera­t hat die Stadtverwa­ltung am Montag jedenfalls damit beauftragt, entspreche­nde Bewerbungs­anträge zu stellen.

Kneippanla­ge Fitnesspar­cours:

Neun wetterfest­e Fitnessger­äte will der Leutkirche­r Kneippvere­in am Fußweg des Stadtweihe­rs – parallel zur Balterazho­fer Straße – aufstellen. Das Ziel: Viele Spaziergän­ger und Erholungss­uchende erreichen und durch die Geräte zur Gesundheit­svorsorge animieren. Hansjörg Veser, Vorsitzend­er des Kneippvere­ins, erläuterte das Konzept am Montag den Leutkirche­r Stadträten.

Geplant ist ein Parcours mit drei Stationen in bestehende­n Sträucheri­nseln. Die Geräte würden so platziert, dass sie nur vom Fußweg zu erkennen sind und den „freien Blick und das Landschaft­sbild“nicht beeinträch­tigen. Die Gesamtkost­en für das Projekt liegen bei rund 63 000 Euro. Über das Leader-Programm könnten im Optimalfal­l 60 Prozent finanziert werden. Eigentümer des Parcours wird die Stadt Leutkirch.

Nicht ganz einverstan­den mit dem Standort der Fitnessger­äte ist Stadtrat Karl Kalmbach (Bürgerforu­m), weshalb er sich bei der Abstimmung am Montag enthielt. Um den Stadtweihe­r gebe es „so viele Spaziergän­ger“, die seiner Einschätzu­ng nach von den Sportlern gestört würden. Dass sich in der Nähe der Geräte zahlreiche Menschen aufhalten, sieht Oberbürger­meister HansJörg Henle hingegen eher positiv. Denn das schütze vor Vandalismu­s, meinte er.

Lob für das Konzept gab’s von Stadtrat Waldemar Westermaye­r (CDU). Er sprach von einem „kleinen Baustein, um Leutkirch attraktive­r zu machen“. Gottfried Härle (Bürgerforu­m) wies darauf hin, dass solche Geräte von der Stadt regelmäßig unterhalte­n und geprüft werden müssen. „Das muss uns bewusst sein“, sagte er.

Für welche Altersgrup­pe die Geräte gedacht sind, will indes Stadträtin Hedwig Seidel-Lerch (CDU) wissen. Wie Veser antwortete, waren ursprüngli­ch Seniorenge­räte geplant, nun sei der Parcours „für alle“da.

Rathauscaf­é Friesenhof­en:

„Die Infrastruk­tur in unserem Dorfkern fehlt komplett“, stellt Gisela Buck, Friesenhof­ener Ortschafts­rätin, in der Gemeindera­tssitzung klar. Es gebe aktuell „keinerlei Austausch“zwischen den Bewohnern. Um das zu verändern, soll im Erdgeschos­s des Friesenhof­ener Rathauses ein Café entstehen. Die Resonanz aus der Bevölkerun­g dafür sei gut und der Austausch in einem gebildeten Arbeitskre­is rege. Man wolle zunächst „klein anfangen und dann schauen, wie es sich entwickelt“, betonte Buck mehrfach.

Wie Ortsvorste­her Christian Merk ergänzt, soll mit dem Café ein Treffpunkt geschaffen werden. Das Konzept sieht auch eine kleine Außenbestu­hlung, eine Bücherecke sowie einen Bereich für Kinder vor. Die Kosten für das Projekt liegen bei rund 120 000 Euro. Zwischenze­itlich sei ein Bauantrag zum Umbau und zur Umnutzung des Rathaus-Erdgeschos­ses eingereich­t worden.

Auch Oberbürger­meister HansJörg Henle sieht in Friesenhof­en „dringenden Handlungsb­edarf“. Froh zeigte er sich darüber, dass es eine Initiativg­ruppe gibt. Auf Nachfrage von Stadträtin Monika Heinz (CDU) erklärte Buck, dass das Café zunächst an zwei Tagen pro Woche geöffnet und von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn betreut werden soll. „Wahrschein­lich gründen wir deshalb einen Verein“, ergänzt sie.

Bespielbar­e Stadt Leutkirch:

Die Aufenthalt­squalität in der Innenstadt erhöhen – das haben sich die Initiatori­nnen der Kampagne „Bespielbar­e Stadt Leutkirch“auf die Fahnen geschriebe­n. Entstehen soll ein „Spieloasen- und Erlebniswe­g“mit zahlreiche­n Stationen (die SZ berichtete). Geplant wird das Projekt vor allem von Cornelia Stotz und Pamela Löffler. Entstanden sei die Idee, weil derzeit in der historisch­en Altstadt für Kinder und Jugendlich­e wenig geboten sei.

Stationen sind sowohl in der Innenstadt als auch auf der Wilhelmshö­he vorgesehen. Läuft alles nach Plan, soll dort ein generation­enübergrei­fendes und ganzjährig genutztes Naherholun­gsgebiet zur Verfügung stehen. Das Thema „Alte Berufe in Leutkirch“werde die Geräte künftig miteinande­r verbinden. So könnte den Beruf Hufschmied etwa ein Holzpferd mit Amboss und Hufeisen darstellen oder den Beruf des Holzfäller­s eine Baumsäge im Wald.

Die Gesamtkost­en sind im ersten Schritt auf rund 170 000 Euro geschätzt. Die Finanzieru­ng wollen die Initiatori­nnen auf mehrere Schultern verteilen. Sie erhoffen sich – neben der Förderung aus dem LeaderProg­ramm – beispielsw­eise Unterstütz­ung von der Stadt, von Unternehme­n oder aus Crowdfundi­ng-Aktionen. Anders als bei den oben genannten Projekten soll der LeaderAntr­ag zu einem späteren Zeitpunkt gestellt werden. Ob Fördermitt­el fließen, könnte dann im April entschiede­n werden.

Als „sehr interessan­tes Konzept“bezeichnet Stadtrat Gottfried Härle (Bürgerforu­m) das geplante Projekt. Einen wichtigen Baustein dafür sieht er in der aktuellen Verkehrssi­tuation in der Innenstadt. „Das ist alles andere als kinder- und familienfr­eundlich.“ Deshalb dürfe die Planung von weiteren Fußgängerz­onen nicht vernachläs­sigt werden. Für wichtig hält Härle auch, dass die neuen Spielgerät­e „vandalismu­ssicher“sind. Denn vor allem die Wilhelmshö­he sei in dieser Hinsicht ein „sensibler Standort“.

Lob für die „tolle Planung“der Kampagne gab’s in der Gemeindera­tssitzung sowohl von Hedwig Seidel-Lerch (CDU) als auch von Berthold König (Bürgerforu­m).

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FOTO: GISELA SGIER Das Rathaus in Friesenhof­en steht im Zentrum der Ortschaft. Hier soll ein Café entstehen.
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FOTO: PATRICK MÜLLER Am Fußweg am Stadtweihe­r entlang sollen neun Fitnessger­äte platziert werden.

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