Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Marienplatzgarage öffnet früher
Erste und zweite Ebene des Ravensburger Parkhauses sind ab 6. September nutzbar
RAVENSBURG - Gute Nachricht für Autofahrer: Die Marienplatzgarage in Ravensburg öffnet etwa vier Wochen früher als geplant. Die oberen beiden Ebenen sollen schon am Freitag, 6. September, also rechtzeitig zu „Ravensburg spielt“am 7. und 8. September, wieder nutzbar sein, die unteren beiden Ebenen dann ein Jahr später im September 2020. Das bestätigte Baubürgermeister Dirk Bastin auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Schleppend verläuft hingegen der Zivilprozess der Stadt Ravensburg gegen das Ingenieurbüro, das die gravierenden Schäden durch Salzeinsickerung bei der vorherigen Sanierung im Jahr 2013 nicht erkannt haben soll.
„Es stimmt, wir haben den Eröffnungstermin knapp vier Wochen vorgezogen“, sagt Bastin. Die Bauarbeiten liefen derzeit zügig, und das Wochenende von „Ravensburg spielt“biete einen „schönen Rahmen“für die Teileröffnung der Garage im Herzen der Innenstadt, die wegen schwerer Korrosionsschäden seit Mai 2017 für 15 Millionen Euro generalsaniert wird und komplett geschlossen werden musste. Asbestfunde und deren aufwendige Beseitigung verzögerten die Bauarbeiten zusätzlich um ein halbes Jahr.
Bastin hat jetzt noch eine Nachricht, die die lärmgeplagten Anwohner des südlichen Marienplatzes freuen dürfte: Nach der kompletten Wiedereröffnung des unterirdischen Parkhauses – Stand jetzt im September 2020 – kehrt dort erst mal für zwei Jahre Ruhe ein. Die Stadt wird also nicht unmittelbar im Anschluss die Oberfläche neu herrichten, sondern zunächst die Umgestaltung des Gespinstmarktes in Angriff nehmen. Das dauert voraussichtlich von 2020 bis 2022. Erst danach soll der nördliche Marienplatz ein neues Pflaster bekommen. „Zwei Großbaustellen in unmittelbarer Nähe überlebt kein Restaurant und kein Handel in der Innenstadt“, begründet das Bastin. „Wir haben uns gefragt: Was kann man der Altstadt zumuten?“Demnächst will er einen „Bauzeitenmanagementplan“vorlegen, damit die Bewohner, Händler und Gastronomen genau wissen, was wann passiert.
Bekanntlich sind die schweren Schäden am Bauwerk eher durch Zufall nach einem Großbrand im Herbst 2014 entdeckt worden. Ein Jahr zuvor war das Bauwerk aber bereits für 722 000 Euro saniert worden, ohne dass das seinerzeit beauftragte Ingenieurbüro die schweren Schäden, die durch einsickerndes Streusalz entstanden waren, bemerkt hatte. Deshalb will die Stadt Ravensburg Geld zurück. Nachdem eine außergerichtliche Einigung 2015 nicht zustande gekommen war, reichte sie 2016 beim Landgericht Ravensburg Klage gegen das Ingenieurbüro ein. Der Vorwurf: Das Unternehmen aus Bad Waldsee habe die massiven Schäden an dem Bauwerk entweder nicht erkannt oder nicht ordnungsgemäß reparieren lassen.
Gerichtspressesprecher Franz Bernhard bestätigte der „Schwäbischen Zeitung“, dass sich das Verfahren hinzieht wie Kaugummi. Weil die betroffene Firma ein Gutachten des Klägers, also der Stadt Ravensburg, nicht anerkennen wollte, und der Gütetermin, der auf einen Vergleich herausgelaufen wäre, scheiterte, wurde vom Gericht am 24. November 2016 ein Sachverständiger aus Hessen bestellt – angeblich eine Koryphäe auf dem Gebiet der Beton- und Bauwerkstechnik. Der sollte ein weiteres Gutachten erstellen. Ihm wurde eine Frist gesetzt bis zum 20. Juli 2017, nach den Asbestfunden wurde sie bis zum 30. Oktober 2018 verlängert. Doch der Experte liefert einfach nicht, obwohl das Landgericht im Dezember 2018 ein Ordnungsgeld von 1000 Euro gegen ihn verhängt und ein weiteres angedroht hat. „Das ist eher ungewöhnlich und kommt sehr selten vor“, meint Pressesprecher Bernhard. Schließlich habe der Experte an Renommee zu verlieren.
Sollte er bis nächste Woche immer noch kein Gutachten vorlegen, droht ihm ein weiteres Ordnungsgeld. Falls doch, haben beide Parteien die Gelegenheit zur Stellungnahme, und erst dann könne der Zivilrechtsprozess fortgeführt werden. Es geht um viel (Steuer-)Geld: Von den 581 000 Euro, das dem Büro gezahlt wurde, will die Stadt Ravensburg für die ihrer Meinung nach falsche Beratung 367 000 Euro zurück. Hinzu kommen Forderungen von 80 000 Euro für Kosten rund um den Prozess. Das Ingenieurbüro teilte der SZ bereits im Mai 2017 mit, sich im laufenden Verfahren nicht äußern zu wollen. „Wir wollen erst mal den Gutachtertermin abwarten“, so der Geschäftsführer.