Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Baien wird ans öffentliche Wassernetz angeschlossen
Grund dafür ist ein Ehepaar, das im Dürre-Sommer 2018 monatelang kein Wasser hatte
BERG (syg) - Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch für etwas gut ist. Das könnte man auch über den extrem trockenen Sommer 2018 sagen. „Er war ein Warnschuss“, sagt Bergs Bürgermeister Helmut Grieb. Der Sommer führte zum einen dazu, dass ein Ehepaar im Berger Ortsteil Baien nur noch Schlamm statt Wasser im eigenen Brunnen vorfand und monatelang kein fließend Wasser hatte. Er führte aber auch dazu, dass die Gemeinde einen weiteren Anlauf unternahm, Baien an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen. Und er führte schließlich dazu, dass dieser Anlauf im Gegensatz zu früheren Versuchen von Erfolg gekrönt war.
„Die erforderliche Anzahl an Haushalten in Baien möchte den Anschluss an das öffentliche Wassernetz. Wir können die neue Leitung bauen“, freut sich Bürgermeister Grieb. Laut Ortsbaumeister Joachim Schneider sollen die Bauarbeiten im Frühjahr beginnen. Eine neue Wasserleitung wird dann von Möhris (Fronreute) nach Baien gelegt, um die Menschen dort mit Trinkwasser zu versorgen. „Die Lösung ist nachhaltig und führt zu mehr Versorgungssicherheit“, sagt Grieb.
Neun Haushalte gibt es in Baien. Bis jetzt versorgen sich alle mit Wasser aus eigenen Brunnen. Gespräche darüber, sie an die öffentliche Wasserversorgung anzuschließen, hatte die Gemeinde schon 2011 mit den Einwohnern geführt.
„Der Grund dafür war damals ein Problem mit der Nitratbelastung des Brunnenwassers“, erklärt der Bürgermeister. Schon zu dieser Zeit war angedacht, von Baien eine Wasserleitung nach Möhris zu bauen. Es liegt am nächsten und ist über Fronreute ans Wassernetz angeschlossen. Dass diese Leitung nicht gebaut wurde, sei jedoch keine Frage des Geldes gewesen, erläutert Ortsbaumeister Schneider. „Wir brauchen für die Leitung eine gewisse Menge an Wasser, das durchfließt“, erklärt er. „Wenn zu wenig abgenommen wird und das Wasser zu lange in der Leitung steht, droht die Gefahr, dass sich Keime bilden.“
Die Berechnungen der Techniker kamen zu dem Ergebnis: „Fünf Haushalte in Baien müssen mitmachen, damit es geht“, sagt Schneider. Diese fünf Befürworter fanden sich 2011 nicht. „Die Mehrheit war für die Eigenwasserversorgung“, erzählt Grieb. „Jeder hat gerechnet, was ihn mehr kostet: die Beiträge für den Anschluss oder den eigenen Brunnen zu ertüchtigen, um das Nitratproblem zu lösen.“Diejenigen, die in ihre Brunnen investierten, hätten im Sommer 2018 auch kein Problem gehabt, betont Grieb. „Die Einzigen, die ein Problem hatten, waren Oelhafs.“
Das Problem, das Erika und Manfred Oelhaf im Sommer 2018 hatten, war jedoch ein schwerwiegendes: Sie hatten kein Wasser mehr. Ihr Brunnen, der sie sonst mit Trinkwasser versorgt hatte, ließ sie zum ersten Mal seit 70 Jahren im Stich. Kaffee kochen mit Wasser aus dem Supermarkt, Toilette spülen mit Wasser aus der Regentonne, zum Duschen zur Tochter fahren: Das wurde zum Alltag für das Rentnerehepaar in Baien. In ihrer Not wandten sie sich an das Landratsamt, wurden dort an die Gemeinde verwiesen. Von dort bekamen sie 200 Euro aus einem Notfallfonds. Das Ehepaar war eines der wenigen in Baien gewesen, die sich 2011 für den Anschluss an das öffentliche Wassernetz ausgesprochen hatten, jedoch erfolglos. Die Mehrheit setzte damals aufs eigene Wasser.
2018 änderte sich das. „Wir hörten den Hilfeschrei der Oelhafs und wurden aktiv“, sagt Grieb. Die Gemeinde lud die Bewohner von Baien im Herbst 2018 zu einem Informationsgespräch ein. Ortsbaumeister Schneider und Kämmerin Monika Schäfer erklärten ihnen, wie die neue Wasserleitung verlaufen würde und wie viel jeder Einzelne für den Anschluss zahlen müsste. Das Ergebnis: „Fünf haben sich dafür entschieden“, freut sich Bürgermeister Grieb. Damit war die erforderliche Menge an Wasserabnehmern erreicht.
Die neue Leitung wird etwa 700 Meter lang und folgt der Verbindungsstraße zwischen Möhris und Baien. Die Baukosten liegen bei circa 70 000 Euro. „Die Leitung kann alle versorgen“, sagt Schneider. „Die, die jetzt nicht anschließen wollen, können das später tun.“Möglich wird die neue Wasserleitung durch eine Vereinbarung mit der Nachbargemeinde Fronreute. Laut Schneider soll die Leitung im Frühjahr gebaut werden. Eile ist nicht notwendig, die Lage hat sich dank des Schneefalls entspannt.