Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Trauer um den Schalke-Macher

Ex-Manager Rudi Assauer, der die Knappen prägte, ist mit 74 Jahren verstorben

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GELSENKIRC­HEN (SID) - Der deutsche Fußball und Schalke 04 trauern um Rudi Assauer. Der einst mächtige Manager der Königsblau­en verstarb am Mittwoch im Alter von 74 Jahren. Das bestätigte der Verein am Abend. „Rudi ist heute Nachmittag gestorben. Es ist traurig, aber auch eine Erlösung für ihn. Wir sind alle wahnsinnig traurig“, sagte seine ehemalige Lebensgefä­hrtin Beate Schneider.

Vizemeiste­r Schalke erreichte die Nachricht vom Tod der Clublegend­e wenige Stunden vor dem Pokal-Achtelfina­le gegen Fortuna Düsseldorf. „Du hast unseren Verein geprägt wie kaum ein Zweiter. Ruhe in Frieden, Rudi Assauer!“, schrieb der Verein vor dem Anpfiff auf Twitter. Zum Gedenken an Assauer, der auch als einer der letzten Machos der Bundesliga galt, fand vor dem Spiel eine Schweigemi­nute statt. Außerdem spielten beide Teams mit Trauerflor.

Im Januar 2012 war bekannt geworden, dass Assauer an Alzheimer erkrankt war. Seitdem lebte der gelernte Stahlbausc­hlosser weitestgeh­end zurückgezo­gen. Die Krankheit machte Assauer immer mehr zu schaffen. Bis zuletzt wurde er von seiner Tochter Bettina Michel (52), die mit ihm in einem Haus in Herten lebte, gepflegt.

Stevens: Ein Freund fürs Leben

Der einst so coole Manager, den man nur mit Zigarre zwischen den Fingern kannte, konnte seit geraumer Zeit kaum noch sprechen. „Er hat mich immer unterstütz­t. Leider bekommt er nicht mehr alles mit“, sagte bereits vor zwei Jahren Schalkes Jahrhunder­tTrainer Huub Stevens, der Assauer regelmäßig besuchte. „Rudi ist für mich ein Freund fürs Leben“, sagte der Niederländ­er.

Assauer, der auch durch seine Beziehung mit Schauspiel­erin Simone Thomalla Schlagzeil­en machte, bestritt zwischen 1964 und 1976 für Dortmund und Bremen insgesamt 307 Bundesliga­spiele. Von 1976 bis 1981 war er bei Werder als Manager tätig und von Mai 1981 bis Dezember 1986 in gleicher Funktion zum ersten Mal bei Schalke. Die erste Amtszeit dort endete mit seiner Entlassung.

Nachdem sich Assauer vier Jahre in der Immobilien­branche verdingte, wurde er 1990 Manager des damaligen Zweitligis­ten VfB Oldenburg. Im April 1993 übernahm er zum zweiten Mal auf Schalke das Manager-Amt – mit mehr Erfolg: 1997 holte er den UEFA-Cup, 2001 – im Überschwan­g ließ er den Pott fallen – und 2002 den DFBPokal. 2001 wähnte er sich für vier Minuten und 38 Sekunden mit den Königsblau­en als deutscher Meister. Dann traf Patrik Andersson für die Bayern – und Schalke wurde nur der Meister der Herzen. In diese Ära fiel auch der Bau der Veltins-Arena. Ab August 2006 sollte Assauer Vorstandsv­orsitzende­r werden, doch am 17. Mai trat er als Manager zurück, nachdem der Aufsichtsr­at ihn zuvor zur satzungsge­mäßen Sitzung mit dem Tagesordnu­ngspunkt Abberufung eingeladen hatte.

Eine seiner berühmtest­en Aussagen skizzierte Assauers durchaus spannungsg­eladenes Verhältnis zu den Knappen: „Entweder ich schaffe Schalke, oder Schalke schafft mich.“

Vergessen hat ihn auf Schalke aber keiner. Club-Idol Klaus Fischer reagierte bestürzt auf die Todesnachr­icht und sprach von einem „riesigen Verlust“. Assauer sei der „Motor“des Vereins gewesen: „Er konnte knallhart sein, doch trotzdem mochten ihn die Menschen.“

Zu seinem 70. Geburtstag gaben sich Ex-Spieler wie Marc Wilmots und Ebbe Sand, langjährig­e ManagerKol­legen wie Reiner Calmund und Heribert Bruchhagen und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die Klinke in die Hand. Das Geburtstag­skind selbst bekam nicht mehr alles mit. „Die Platte ist leer“, sagte Assauer, als er seine Krankheit öffentlich machte, und schrieb in seiner Autobiogra­fie weiter dazu: „Man sollte das Kind beim Namen nennen. Zack, bumm.“

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FOTO: DPA Cooler Sieger – auch wenn er später den Pott fallen ließ: Rudi Assauer beim Pokaltrium­ph 2001.

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