Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Facebook ist zu mächtig

- Von Andrea Pauly a. pauly@ schwaebisc­he. de

Das Bundeskart­ellamt kritisiert Facebooks Macht über die Daten seiner Nutzer und fordert, dass auf Facebook, WhatsApp, Instagram und Drittanbie­tern erhobene Daten nicht verknüpft werden dürfen – zu Recht. Denn durch die Bündelung bekommt Facebook so umfassende und lukrative Informatio­nen über einzelne Personen wie kein anderes Netzwerk.

Die Verantwort­lichen bei Facebook behaupten, ihre Firma sei zwar populär, aber nicht marktführe­nd. Das ist dreiste Irreführun­g: Zusammen mit Instagram und WhatsApp ist Facebook der mit Abstand größte Player auf dem deutschen Markt. Ebenso absurd ist es, dass Facebook die Verknüpfun­g von Daten ausgerechn­et mit Datenschut­z begründet. Denn gerade dabei hat der SocialMedi­a-Gigant seine Kunden mehrfach verraten.

Die bescheiden­e Behauptung des Unternehme­ns, nicht bedeutende­r als Twitter, Snapchat und Youtube zu sein, ist lächerlich. Etwa 60 Prozent der in sozialen Netzwerken aktiven Deutschen nutzen Facebook aktiv. Nach Ansicht des Gesetzgebe­rs kann Marktmacht schon bei 40 Prozent Anteil beginnen. Die übrigen 40 Prozent sind Facebook auch nicht unbekannt: Wer sich auf sozialen Plattforme­n bewegt und dort agiert, ist Kandidat für ein sogenannte­s Schattenpr­ofil – auch dort werden Daten gesammelt, die Marktwert haben.

Dieser Marktwert ist nicht zu unterschät­zen: Daten sind die entscheide­nde Währung der digitalen Ära. Wer etwas kostenlos im Netz nutzt, gibt Daten heraus. Er wird zum Empfänger für gezielte Kampagnen. Nie war es einfacher für Unternehme­n oder politische Parteien, Zielgruppe­n derart genau zu definieren und anzusprech­en.

Somit ist es konsequent und sinnvoll, dass das Bundeskart­ellamt Daten als Faktor im Wettbewerb betrachtet. Der Handel mit Daten steht in Deutschlan­d noch am Anfang. Das zeigt der Blick nach China, wo persönlich­e Daten aus sozialen Netzen die Gesellscha­ft bereits massiv beeinfluss­en. Es ist gut, jetzt die Regeln festzulege­n, damit es hier nicht so weit kommen kann.

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