Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Facebook ist zu mächtig
Das Bundeskartellamt kritisiert Facebooks Macht über die Daten seiner Nutzer und fordert, dass auf Facebook, WhatsApp, Instagram und Drittanbietern erhobene Daten nicht verknüpft werden dürfen – zu Recht. Denn durch die Bündelung bekommt Facebook so umfassende und lukrative Informationen über einzelne Personen wie kein anderes Netzwerk.
Die Verantwortlichen bei Facebook behaupten, ihre Firma sei zwar populär, aber nicht marktführend. Das ist dreiste Irreführung: Zusammen mit Instagram und WhatsApp ist Facebook der mit Abstand größte Player auf dem deutschen Markt. Ebenso absurd ist es, dass Facebook die Verknüpfung von Daten ausgerechnet mit Datenschutz begründet. Denn gerade dabei hat der SocialMedia-Gigant seine Kunden mehrfach verraten.
Die bescheidene Behauptung des Unternehmens, nicht bedeutender als Twitter, Snapchat und Youtube zu sein, ist lächerlich. Etwa 60 Prozent der in sozialen Netzwerken aktiven Deutschen nutzen Facebook aktiv. Nach Ansicht des Gesetzgebers kann Marktmacht schon bei 40 Prozent Anteil beginnen. Die übrigen 40 Prozent sind Facebook auch nicht unbekannt: Wer sich auf sozialen Plattformen bewegt und dort agiert, ist Kandidat für ein sogenanntes Schattenprofil – auch dort werden Daten gesammelt, die Marktwert haben.
Dieser Marktwert ist nicht zu unterschätzen: Daten sind die entscheidende Währung der digitalen Ära. Wer etwas kostenlos im Netz nutzt, gibt Daten heraus. Er wird zum Empfänger für gezielte Kampagnen. Nie war es einfacher für Unternehmen oder politische Parteien, Zielgruppen derart genau zu definieren und anzusprechen.
Somit ist es konsequent und sinnvoll, dass das Bundeskartellamt Daten als Faktor im Wettbewerb betrachtet. Der Handel mit Daten steht in Deutschland noch am Anfang. Das zeigt der Blick nach China, wo persönliche Daten aus sozialen Netzen die Gesellschaft bereits massiv beeinflussen. Es ist gut, jetzt die Regeln festzulegen, damit es hier nicht so weit kommen kann.