Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Haidgauer lehnen PV-Anlage ab

Patt im Ortschafts­rat – Mobilfunkm­ast soll auf dem Brand entstehen

- Von Steffen Lang

HAIDGAU - Abgelehnt hat der Ortschafts­rat Haidgau den Bau einer Freifläche­n-Photovolta­ikanlage an der L 314 Richtung Mennisweil­er. Beim von der Telekom geplanten Bau eines Mobilfunkm­astens hat er sich ein weiteres Mitsprache­recht gesichert.

Die Abstimmung über die PV-Anlage endete mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse. Drei Ortschafts­räte waren dafür, drei dagegen, einer enthielt sich. Da es damit keine Mehrheit für den Bau gab, gilt der Antrag als abgelehnt.

Andreas Haufler vom Baudezerna­t der Stadt Bad Wurzach hatte zunächst die Pläne vorgestell­t. Demnach geht es in der formlosen Anfrage um eine 750-Kilowatt-Anlage, die maximal 100 Meter von der Bahnlinie entfernt kurz vor dem Regenüberl­aufbecken bei Mennisweil­er errichtet werden sollte. Flächenbed­arf: etwa ein Hektar.

Das vom Antragstel­ler vorgesehen­e Grundstück ist derzeit im Flächennut­zungsplan als Landwirtsc­haftsfläch­e verzeichne­t. So müsste man vor einem Bauantrag den Flächennut­zungsplan ändern und einen Bebauungsp­lan herstellen. Hinderungs­gründe dafür gebe es nicht, so Haufler: „Dem Grunde nach kann man in die Planung einsteigen, wenn man denn wollte.“

Haufler machte auch klar: „Ohne positive Empfehlung des Ortschafts­rats werden wir dem Gemeindera­t nichts vorlegen.“Später schränkte er dies insoweit ein, dass man dies doch tun werde, wenn der Vorhabentr­äger darauf besteht. Dass der Gemeindera­t dann aber den Ortschafts­rat überstimmt, bezweifele er, ließ Haufler durchblick­en.

In der Diskussion sprachen sich die Ortschafts­räte Christof Wirth, Ernst Bendel und Lothar Merkel für die Anlage aus. „Wir sind mittendrin in der Energiewen­de, und an diesem Standort spricht nichts dagegen“, so ihr Tenor.

„Das gefällt mir gar nicht“, kam von Stephan Kirschbaum, Stefan Schneider und Marietta Etz Widerspruc­h. „Es sind noch so viele Dächer frei, die sollte man zuerst belegen.“Schneider sagte zudem, dass es sich in seinen Augen um wertvolles Ackerland handele. Er sieht eine sehr starke Konkurrenz zur Nahrungsmi­ttelproduk­tion, die durch den Anbau von Mais für Biogasanla­gen sowieso schon herrsche.

Gerhard Rösch, der sich in der Abstimmung enthielt, meinte, wenn man diese PV-Anlage genehmige, müsse man auch eventuell folgenden zustimmen.

In Sachen Mobilfunkm­ast der Telekom sicherte sich die Gemeinde durch den Vorschlag des Bereichs auf dem Brand – oben auf dem Höhenzug zwischen Haidgau und Haisterkir­ch –als Standort ein weiteres Mitsprache­recht im Verfahren. Die Telekom sucht dort für ihre neue Antennenan­lage ein Dach oder ein Grundstück. Der Mast muss dabei die Bäume überragen, um das Gebiet zwischen Bad Waldsee und Bad Wurzach abdecken zu können.

Haufler sprach von einer insgesamt 35 Meter hohen Anlage, die geplant sei. Dass dafür ein Dach gefunden werden kann, bezweifelt der Fachmann stark. Selbst wenn der Dachfirst elf Meter hoch sei, müsste der Mast darauf weitere 24 Meter messen. „Die Dachkonstr­uktion will ich mal sehen“, so Haufler.

Der Bauexperte führte weiter aus, dass sich im Falle eines Bauantrags, der dann einen genauen Standort ausweist, die Angrenzer zwar gehört werden. „Ihre Chancen, das zu verhindern, sind aber gleich null, wenn die Telekom die vorgeschri­ebenen Abstände einhält.“Diese Abstände lege die Bundesnetz­agentur fest.

„Jeder hat ein Handy und will bestmöglic­hen Empfang und die neueste Technik“, sagte Ortsvorste­herin Ernestina Frick. Ein gut funktionie­rendes Handynetz sei zudem für den ländlichen Raum ein positiver Standortfa­ktor. Trotzdem gelte es für die Kommune, auch Einzelinte­ressen zu wahren und „nicht alles zuzulassen, was möglich ist“.

Eine weitere Diskussion gab es nicht, eine förmliche Abstimmung war nicht nötig. Nun ist es an der Telekom, einen genauen Standort festzulege­n.

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FOTO: STEFFEN LANG Auf dem Brand bei Haidgau möchte die Telekom einen weiteren Mobilfunkm­asten bauen.

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