Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Ein Abschied auf Zeit
Evangelische Kirchengemeinde die nächsten Monate ohne Pfarrerin Barbara Vollmer
BAD WURZACH (pag/sl) - Die evangelische Kirchengemeinde Bad Wurzach muss vorerst auf Pfarrerin Barbara Vollmer verzichten.
Vollmer nutzt die Chance, die ihr die Landeskirche geboten hat und wird ein Semester Theologie an der Waldenser-Fakultät in Rom studieren. Seit sechs Jahren ist die Pfarrerin in Bad Wurzach, bis Mitte Juli wird sie nun weg sein. Sie reist an diesem Freitag ab.
Auf ihr Studium, so Vollmer im Abschiedsgottesdienst vergangenen Sonntag, freue sie sich ungemein und werde sich dort unter anderem ökumenischen und Gender-Studien widmen. Aber auch aktuelle Diskussionen zu Altem und Neuem Testament werden nicht fehlen. Wie beliebt Vollmer ist, zeigte sich an der gut besuchten Kirche, wobei auch ökumenische Gottesdienstbesucher nicht fehlten.
Vollmer erzählt, dass sie vor rund 30 Jahren bereits zweieinhalb Jahre im Veneto zugebracht und dadurch die italienische Sprache gelernt hat. Allerdings werde sie zunächst in Rom einen zweiwöchigen Intensiv-Sprachkurs zur Auffrischung ihrer Kenntnisse besuchen.
Denn die Vorlesungen werden auf Italienisch sein, erzählt sie weiter. „Einer der Professoren ist Lothar Vogel, der früher auch Vikar in Bad Waldsee gewesen ist.“Leben wird Barbara Vollmer während ihres Rom-Aufenthalts in einer zentral gelegenen Wohngemeinschaft der deutsch-evangelischen Gemeinde.
Aber, so Vollmer, es werde die nächsten Monate alles seinen gewohnten Gang gehen: das Pfarrbüro sei zu den üblichen Zeiten besetzt, Taufgottesdienste sind an festgesetzten Taufsonntagen gewährleistet, die „kleinen Konfis“und die Konfirmanden werden von Pfarrerin Verena Engels und Prädikantin Astrid Greshake betreut werden. Die Gottesdienste werden von verschiedenen Pfarrern, Pfarrerinnen und Prädikantinnen geleitet werden – bis zu ihrer Rückkehr ist für jeden Sonntag gesorgt.
„Sie werden gar nicht merken, dass ich nicht da bin“kokettierte Vollmer. Große Rührung überkam sie, als zum Abschluss des Gottesdienstes Verena Stei an der Orgel „Auf Wiedersehn, auf Wiedersehn, bleib’ nicht so lange fort“mit auf Vollmers Rom-Aufenthalt gemünzten Strophen vortrug und dessen Re- frain lautstark von den Gottesdienstbesuchern mitgesungen wurde.
Nach dem Gottesdienst gab es eine Abschiedsfeier, die deutlich länger als die üblichen Ständerlinge ausfiel, denn jeder hatte das Bedürfnis, sich persönlich von Vollmer zu verabschieden. Und eine schöne Aktion hatte sich Greshake ausgedacht: Sie hatte ein Seil mitgebracht mit Bildern von Bad Wurzach und Rom an Anfang und Ende; es zeige, dass die Kirchengemeinde Vollmer an der „langen Leine“gehen lasse, in diesem Fall sieben Meter entsprechend der rund 700 Kilometer Distanz nach Rom.
An diese Leine konnten alle Anwesenden bunte Kärtchen binden, auf denen sie ihre guten Wünsche an Vollmer notiert hatten. Ein farbenprächtiges Seil mit vielen unterschiedlichen Worten und Gedanken entstand.