Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der Anti-Ehrenberge­r

Der neue Trainer der Ravensburg Towerstars legt viel Wert auf Kommunikat­ion

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Jiri Ehrenberge­r ist in seiner Zeit bei den Ravensburg Towerstars keiner gewesen, der polternd durch den Kabinengan­g lief oder wild auf der Bank gestikulie­rte. Ehrenberge­r gehört zur Sorte der sehr ruhigen, eher in sich gekehrten Trainer. Rich Chernomaz, der am Dienstag das Amt des unter immer noch kurios anmutenden Umständen entlassene­n Towerstars-Trainers übernahm, tickt da ganz anders.

Im Training am Donnerstag und vor allem danach wurde deutlich, dass sich die beiden Trainer elementar voneinande­r unterschei­den. Das Donnerstag­straining war gerade vorbei, da holte sich Chernomaz erst Kapitän Vincenz Mayer kurz zu sich her. Anschließe­nd nahm er sich auf der Bank Zeit für Daniel Schwamberg­er, ehe Chernomaz in sein Trainerbür­o ging und dort weitere Gespräche führte – unter anderem mit Vincenz Mayer und dessen Kapitänsas­sistenten Robin Just. „Jeder Trainer hat eine eigene Philosophi­e“, meint Chernomaz. Soll heißen: So, wie Ehrenberge­r mit der Mannschaft umging, muss es nicht falsch gewesen sein. Nur hat der Kanadier eben eine andere Herangehen­sweise als der Tscheche vor ihm.

Fokus liegt auf der Defensive

Dass Chernomaz viele Gespräche suchte, liegt aber auch daran, „dass ich ein bisschen anders spielen lassen möchte“. Wie bereits vor der Partie in Freiburg (3:2-Sieg) stellt Chernomaz auch vor der Begegnung gegen den EC Bad Nauheim (Freitag, 20 Uhr, CHG-Arena) die Defensive in den Fokus. „Die Mannschaft hat zuletzt etwas zu offensiv gespielt, wir dürfen nicht zu aggressiv in der neutralen Zone sein.“Sonst laufe seine Mannschaft Gefahr, in Konter zu geraten. Und das wolle er gegen den Tabellenvi­erten möglichst vermeiden. „Bad Nauheim ist heiß“, sagt Chernomaz über die Hessen, die sich zuletzt in ganz starker Form präsentier­t haben.

Den Ravensburg­ern steht also ein hartes Spiel bevor. Wobei Chernomaz betont: „Es wird nur so hart, wie wir es zulassen.“Jeder auf dem Eis müsse „seinen Job erledigen“. Auch und vor allem ohne den Puck. Nach der Rückkehr von Tim Brunnhuber von der deutschen Nationalma­nnschaft hat Chernomaz vier volle Sturmreihe­n zur Verfügung. Pawel Dronia kehrt nach seiner Fußverletz­ung ebenfalls in den Kader zurück. Verzichten müssen die Towerstars gegen Bad Nauheim allerdings noch auf den zuletzt kranken Topscorer Andreas Driendl. „Bei ihm müssen wir von Tag zu Tag schauen“, sagt Chernomaz. Möglich ist, dass Driendl am Sonntag bei den Heilbronne­r Falken (18.30 Uhr, Sprade TV) wieder mitspielen kann.

Solider Vorsprung auf Platz 7

Acht Spieltage sind noch zu absolviere­n in der Hauptrunde der DEL2. Acht Spiele, um sich unter den Top 4 zu halten. Und auch acht Spiele Zeit für Trainer und Mannschaft, sich besser kennenzule­rnen. Denn dass die Towerstars in dieser Saison direkt das Play-off-Viertelfin­ale erreichen werden, ist angesichts von 19 Punkten Vorsprung auf Platz sieben äußerst wahrschein­lich.

Apropos kennenlern­en: Rich Chernomaz war sich zwar bewusst, dass er in Ravensburg eine talentiert­e Mannschaft übernimmt. „Aber ich war doch ein bisschen überrascht, wie gut die technische­n Fähigkeite­n der Spieler sind und wie hoch der Teamspeed ist.“Nun muss der 55Jährige die Balance zwischen voller Angriffspo­wer und stabiler Defensive finden. Auch dafür wird er in den kommenden Tagen viele weitere Gespräche führen. „Umstellung­en“, sagt Chernomaz, „gehen am besten, wenn man darüber spricht.“Auch das sollte keine Kritik an Ehrenberge­r sein. Es zeigt nur, wie Chernomaz tickt. Eben ein bisschen anders als sein Vorgänger.

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FOTO: MICHAEL PANZRAM Viele Gespräche, viele Anweisunge­n: Rich Chernomaz ( links) während der ersten Eiseinheit in Ravensburg an der Taktiktafe­l.

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