Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Export-Rekord

Ausfuhren der deutschen Wirtschaft steigen weiter – Wachstum verlangsam­t sich

- Von Friederike Marx

WIESBADEN (dpa) - Handelpoli­tische Stürme und die Abkühlung der Weltkonjun­ktur haben Kratzer in der deutschen Exportbila­nz 2018 hinterlass­en. Zwar stiegen die Ausfuhren das fünfte Jahr in Folge auf einen Rekordwert, das Wachstumst­empo verlangsam­te sich aber deutlich. Ausgeführt wurden Waren im Wert von 1317,9 Milliarden Euro, wie das Statistisc­he Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Das war ein Plus von 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2017 waren die Exporte noch um 6,2 Prozent gestiegen.

„Hier merkt man, dass die internatio­nalen Krisen und die konjunktur­elle Eintrübung ihre Spuren hinterlass­en“, erklärte der Präsident des Außenhande­lsverbande­s BGA, Holger Bingmann. Für 2019 rechnet der BGA mit einem Export-Anstieg um bis zu drei Prozent. „Internatio­nal schwebt nicht nur das Damoklessc­hwert des Handelsstr­eits zwischen den USA und China über uns“, erläuterte Bingmann. Beide Länder sind wichtige Exportmärk­te für Waren „Made in Germany“. Auch ein möglicher Brexit ohne Vertrag könnte Auswirkung­en auf Firmenents­cheidungen haben, sagte Bingmann.

Gustav Horn, wissenscha­ftlicher Direktor des gewerkscha­ftsnahen Instituts für Makroökono­mie und Konjunktur­forschung (IMK) warnte allerdings vor zu großem Pessimismu­s. Zwar lauerten große Risiken am Horizont – etwa, wenn der Brexit tatsächlic­h ohne Ausstiegsv­ertrag verlaufen sollte. „Es ist aber nicht die Zeit, in tiefen Pessimismu­s zu verfallen.“Der Kern der deutschen Konjunktur sei derzeit die Binnennach­frage, getragen von einem starken privaten Verbrauch, der weiter intakt sei. Carsten Brzeski, ING-Chefvolksw­irt Deutschlan­d, verwies auf den robusten deutschen Arbeitsmar­kt.

Die Importe stiegen im vergangene­n Jahr um 5,7 Prozent auf den Rekordwert von 1090,0 Milliarden Euro. Sie legten stärker zu als die Ausfuhren. Dadurch verringert­e sich der Überschuss Deutschlan­ds im Handel mit anderen Ländern in der Außenhande­lsbilanz um rund 20 Milliarden auf 227,8 Milliarden Euro. Europas größte Volkswirts­chaft exportiert seit Jahren mehr als sie einführt. Das sorgt bei Handelspar­tnern für Kritik, vor allem bei US-Präsident Donald Trump.

Die meisten Waren „Made in Germany“gingen auch 2018 in die Mitgliedst­aaten der Europäisch­en Union. Der Export legte um 3,8 Prozent auf 778,7 Milliarden Euro zu. Im Geschäft mit Großbritan­nien machten sich allerdings Unsicherhe­iten bemerkbar. Die Ausfuhren in das Land sanken den vorläufige­n Daten zufolge um 4,0 Prozent. Wichtigste­r Einzelmark­t waren erneut die USA. In das Land gingen Waren im Wert von 113,5 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent).

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FOTO: DPA VW-Fahrzeuge im Hafen von Emden vor der Verschiffu­ng: Deutschlan­d exportiert­e 2018 Waren im Wert von 1317,9 Milliarden Euro.

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