Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Allgäuer planen Windpark im Altdorfer Wald

Windräder könnten Nabenhöhe von bis zu 160 Metern haben – Bisher noch kein Antrag auf Genehmigun­g

- Von Philipp Richter

BERGATREUT­E - Im Altdorfer Wald, zwischen Bergatreut­e und Enzisreute, wird derzeit ein Windpark geplant. Das bestätigen entspreche­nde Recherchen der „Schwäbisch­en Zeitung“. Hinter dem Projekt steht die Bio-Energie Allgäu GmbH & KG (BEA) mit Sitz in Kempten. Seit Dezember finden Windmessun­gen statt, eine artenschut­zrechtlich­e Untersuchu­ng läuft. Ob der Park tatsächlic­h kommt und in welcher Größe, ist nach Angaben des Projektlei­ters Andreas Klär allerdings noch offen, wenngleich er theoretisc­h eine Inbetriebn­ahme im Jahr 2021 für vorstellba­r hält. Nicht öffentlich ist schon von vier bis acht Windrädern mit einer Nabenhöhe von 160 Metern die Rede gewesen. Zum Vergleich: Der Turm des Ulmer Münsters ist 162 Meter hoch.

„In der aktuellen Planungsph­ase handelt es sich mehr um potenziell­e Anlagestan­dorte und nicht um konkret geplante Anlagen“, sagt Andreas Klär vom Allgäuer Überlandwe­rk (AÜW), das Eigner der Planerin BEA ist. Erst wenn alle Untersuchu­ngen, wie die artenschut­zrechtlich­e, abgeschlos­sen und beurteilt seien, könne man eine Aussage über die Anzahl von möglichen Anlagen machen. Auch zur Nabenhöhe könne derzeit nichts konkret gesagt werden. Nur so viel: „Grundsätzl­ich richtig ist, dass moderne Windenergi­eanlagen, die für einen Binnenland­standort grundsätzl­ich geeignet sind, eine Nabenhöhe von rund 160 Metern aufweisen. Sollten Windenergi­eanlagen an dem Standort realisiert werden, würde dies mit Anlagen gemäß dem Stand der Technik erfolgen.“

Erste Überlegung­en schon 2014

Am selben Standort hat es bereits im Jahr 2014 konkrete Überlegung­en gegeben, einen Windpark zu bauen, die allerdings wegen der zu geringen Windhöffig­keit wieder verworfen worden sind. Das bestätigt auch Franz Hirth, Pressespre­cher des Landratsam­tes Ravensburg. Die jüngste Anfrage zu einer Umsetzung für ein Windenergi­eprojekt an diesem Standort habe es im Sommer 2018 gegeben. Ein Antrag auf Genehmigun­g eines Windparks liegt dem Landratsam­t, das in diesem Fall Genehmigun­gsbehörde ist, nicht vor.

Mittlerwei­le schwirren schon Gerüchte durch die Gemeinde Bergatreut­e, dass Vorarbeite­n für den Bau von Windkrafta­nlagen auf der Fläche im Staatsfors­t, Grund des Landes Baden-Württember­g, getroffen würden. So würden dort bereits Bäume abgeholzt werden und es sei eine entspreche­nde Stromleitu­ng im Boden verlegt worden. Auf Nachfrage beim zuständige­n Landratsam­t heißt es jedoch, dass es sich bei den Fällungen um reguläre Forstarbei­ten und die Aufarbeitu­ng von Käfer- und Sturmholz handelt. Die Netze BW, die für den Unterhalt von Stromleitu­ngen zuständig ist, hat aber weder eine solche Leitung verlegt noch ein ähnliches Projekt in dem Gebiet in Planung, sagt sie auf Nachfrage.

In Bergatreut­e hat man laut Bürgermeis­ter Helmfried Schäfer über Umwege von dem Projekt erfahren. „Uns ist im vergangene­n Jahr zugetragen worden, dass Leute mit Rucksäcken und Messgeräte­n im Wald auf unserer und auf Waldseer Gemarkung unterwegs waren, die Vögel beobachten, aber niemand wusste, wer das ist“, sagt Schäfer. Auch die Bürgerinit­ative Lebenswert­er Haistergau machte diese Beobachtun­g und hat sich an die „Schwäbisch­e Zeitung“gewendet. Die Initiative 2017 hatte gegen den Windpark Tannenbühl (Bad Waldsee) gekämpft. Bürgermeis­ter Schäfer habe nur über Umwege erfahren, dass es sich dabei um ein Heidelberg­er Institut handelt, das eine Untersuchu­ng in Zusammenha­ng mit einem möglichen Windpark tätigt. Die AÜW habe dann dem Bergatreut­er Gemeindera­t in einer nicht öffentlich­en Sitzung eine Planung von einem Windpark mit acht Windrädern berichtet.

Bürgerinfo­rmation soll kommen

Auf Nachfrage beim AÜW sagt Andreas Klär, dass es sich in der Gemeindera­tssitzung um eine „theoretisc­he mögliche Maximalpla­nung“gehandelt habe. Außerdem sei die Gemeinde seit dem Abschluss des Gestattung­svertrages durch die Planungsge­sellschaft BEA informiert worden. „Die detaillier­ten Arbeitssch­ritte werden jedoch nicht mit der Gemeinde abgestimmt“, so Klär. Allerdings soll es eine Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g zum Thema geben, „wenn die Untersuchu­ngen und Vorplanung­en derart konkret sind, dass wir zur Einschätzu­ng kommen, dass Anlagen grundsätzl­ich genehmigun­gsfähig sind und ein Genehmigun­gsantrag angestrebt wird“. Ob Windenergi­eanlagen im Planungsge­biet überhaupt genehmigun­gsfähig sind, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht von der BEA bewertet.

Vom Landratsam­t Ravensburg heißt es auf Nachfrage: „Bereits im Jahr 2010 wurde der Standort Engenreute im Zuge des Teil-Regionalpl­ans Windkraft ins Gespräch gebracht. Der Standort ist heute nicht mehr in diesem Plan enthalten. Das ist aber kein Ausschluss­kriterium für eine Planung.“

Das Thema Windenergi­e ist im Landkreis Ravensburg zuletzt in Tannenbühl 2017 hochgekoch­t, aber auch auf der Atzenberge­r Höhe. Die EnBW hat ihr Projekt dort wegen des Artenschut­zes aufgegeben. 2013 gab es Widerstand gegen ein Windprojek­t im Heißener Forst (Vogt).

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SYMBOLFOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Bei Engenreute, zwischen Enzisreute und Bergatreut­e, könnte ein Windpark entstehen.
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Auf der markierten Fläche bei Engenreute könnte sich der mögliche Standort des Windparks Wannenbühl befinden.

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