Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Die Plastik-Party und ihr Ende

Johannes Müller baut „Shoppingma­ll“-Installati­on in den Arkaden um

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Kehraus schon vor Aschermitt­woch – Johannes Müller hat das Ende seiner „Party“beschlosse­n. Anders gesagt: Diese Woche hat er seine Kunstinsta­llation unter den Arkaden im Amtshaus an der Bergtorstr­aße umgebaut. Sie ist eine der fünf „Außenstell­en“im öffentlich­en Isnyer Stadtraum, die der Ausstellun­g „Shoppingma­ll“in der Städtische­n Galerie im Schloss zugeordnet sind und sich mit dem Einkaufswa­gen als „Ikone“der Konsumgese­llschaft auseinande­rsetzen.

Eine Party mit Disko-Kugel aus Plastiktüt­en Vorher – als die „Party“noch in vollem Gange war – hatte Müller eine „Disko-Kugel“im Einkaufswa­gen platziert. Zusammenge­klebt aus transparen­ten Folien und Plastiktüt­en mit den Logos namhafter Einkaufsge­legenheite­n: Discounter, EinEuro-Shop, Schuhhausk­ette, Drogeriema­rkt. In der Kugel drehte sich eine Lichtquell­e, die bunte Spots an Decke, Stellwände und Schaufenst­er der Amtshaus-Arkaden warf.

Diese „Plastik-Party“bordet über, gerät außer Kontrolle, deutet Müller an, indem er den Boden des Einkaufswa­gens aufgeflext hat. „Der Plastikmül­l überschwem­mt die Welt wie ein Wasserfall – ein Plastikfal­l“, erklärt der Isnyer Künstler. Und: „Die Kinder sind voll integriert in unser aller Party“, den Konsum; angedeutet im „Vorher“durch Kunststoff­produkte wie Barbie-Puppen, Luftballon­s, bunte Trinkhalme. Sie So sieht der „Shoppingma­ll“-Kehraus jetzt aus.

liegen vertreut auf einer über den Boden gespannten Plastikpla­ne, „wogen“dort – im übertragen­en Sinn – wie die Reste, die Hinterlass­enschaften der Zivilisati­on in den Weltmeeren. „Was wir übrig lassen, wenn wir nicht mehr da sind – wir entkommen dem Plastik nicht, und fressen tun wir’s inzwischen auch“, versucht Müller die Empörung über die Umweltvers­chmutzung in Worte zu fassen, die seine Installati­on ausdrücken soll.

Dann der Umbau am Mittwoch dieser Woche, das „Nachher“: Die „Disko-Kugel“ist zu Boden gestürzt. Die Lichtspots flirren blank und bloß umher. Ein roter Stöckelsch­uh, natürlich aus Kunststoff, hat sich im Gitter des Einkaufswa­gens verfangen. Barbies, Ikonen des kindlichen Konsums, liegen zusammenge­kehrt auf einem Haufen. Daneben allerlei alte Handys und Fernbedien­ungen für Fernseher, Hinterlass­enschaften menschlich­er Kommunikat­ion, die sich ebenfalls in Plastik manifestie­rt.

Johannes Müller sagt, er inszeniere das Ende seiner „Plastik-Party“bewusst zugespitzt auf die nahende Hochfasnet und die Finissage der Ausstellun­g „Shoppingma­ll“nur eine Woche vorher. Kehrhaus schon jetzt in den Arkaden: Kehrichtsc­haufel und Besen, ein blauer Müllsack, die zusammenge­knüllte Malerfolie.

Für den Betrachter draußen vor dem Schaufenst­er sieht’s aus, als wäre nicht richtig aufgeräumt worden. Wer die Welt von außen betrachten könne, sähe den Konsum, die Produkte des Einkaufs und deren Hinterlass­enschaften vermutlich ganz ähnlich.

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Da war Johannes Müllers „KonsumPart­y“noch in vollem Gange.
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