Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Landschaft­sschützer begrüßen Haidgauer Nein

Verein stellt sich gegen Freifläche­n-PV-Anlage

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HAIDGAU (sz) - Der Verein Landschaft­sschützer Oberschwab­en/Allgäu begrüßt die Entscheidu­ng des Haidgauer Ortschafts­rats, eine Freifläche­n-Photovolta­ikanlage an der L 314 Richtung Mennisweil­er abzulehnen. Das geht aus einer Stellungna­hme des Vereins hervor.

Über Windkraft- oder Freifläche­n-PV-Anlagen sollte nicht nachgedach­t werden, solange es noch geeignete Dachfläche­n gibt, schreibt Vorsitzend­er Hans-Joachim Schodlok aus Bad Wurzach.

Die Überversor­gung mit Nahrungsmi­tteln, die das Energiebün­dnis in seiner Stellungna­hme für die PV-Anlage anführt, „besteht nur bedingt, ist doch der Selbstvers­orgungsgra­d von mehr als 100 Prozent bei wichtigen Grundnahru­ngsmitteln nur über die technisier­te Intensivla­ndwirtscha­ft möglich“, so Schodlok. „Laut BUND-Bericht 2016 („Friends of Earth“) beanspruch­t die EU Flächen zur Produktion landwirtsc­haftlicher Erzeugniss­e außerhalb der EU, die 40 Prozent der eigenen landwirtsc­haftlich genutzten Fläche entspreche­n und größer sind als Frankreich und Italien zusammen.“

Anbaufläch­en im Ausland

Der Landschaft­sschützer führt zudem einen Bericht der „Welt“von 2013 an, demzufolge zwei Drittel der für die deutsche Versorgung nötigen Ackerfläch­en im Ausland liegen. Da täglich landwirtsc­haftliche Nutzfläche für Bauvorhabe­n und Infrastruk­tur verloren gehe, lasse sich dies durch Produktion­ssteigerun­g auf den vorhandene­n Flächen auf Dauer nicht auffangen, heißt es in Schodloks Schreiben. Zumal, da die Grünen, denen Ulrich Walz vom Energiebün­dnis angehört, den Umbau der jetzigen inländisch­en Landwirtsc­haft zu einer „ökologisch­en“Landwirtsc­haft mit geringerem Mineraldün­gerund Spritzmitt­eleinsatz wollten, „was ohne Rückgang der Produktion­sleistung nicht möglich ist“.

„Uns fällt zudem auf, dass bei gegensätzl­ichen Interessen­lagen zwischen Natur- und Landschaft­sschutz einerseits und der Errichtung von Windkraft- und Photovolta­ikanlagen anderersei­ts, das Energiebün­dnis der letzteren den Vorzug gibt“, schreibt Schodlok.

„Auf dem Dach sinnvoller“

Dach-PV-Anlagen sind laut den Landschaft­sschützern die sinnvoller­e Möglichkei­t der Energiegew­innung. Sie dienten in Zukunft vermehrt der Eigenverso­rgung und würden dadurch geringere Ausschläge und damit geringere Regelungsv­erluste bei der Einspeisun­g verursache­n. Dagegen „belasten Freifläche­nanlagen voll das Netz. Dieses muss im gleichen Maße durch ,Schattenkr­aftwerke’ abgesicher­t werden, da sonst weder bei plötzliche­r Bewölkung noch bei Dunkelheit unsere Stromverso­rgung gesichert ist.“

Anlagen, wie auf der Gemarkung Haidgau beantragt, dienen aus Sicht der Landschaft­sschützer „in erster Linie den Interessen von Investoren, denen damit auf Kosten der Allgemeinh­eit ein Griff in den Subvention­stopf möglich wird“. Eine weitere Frage, die zu klären wäre, sei die Vereinbark­eit von Freifläche­n-PV-Anlagen mit den Vorgaben des Europadipl­oms, zu dessen Schutz sich die Großgemein­de Bad Wurzach verpflicht­et hat.

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