Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Stadtwerk am See tauscht im Bodenseekr­eis Ladesäulen aus

Strom tanken ist an öffentlich­en Säulen noch bis Ende Februar gratis

- Von Anton Fuchsloch

FRIEDRICHS­HAFEN - An der Zukunft der Elektromob­ilität führt kein Weg mehr vorbei. Hersteller und Zulieferer arbeiten mit Hochdruck an neuen Fahrzeugen. Aber auch Stromverso­rger, Kommunen und Betriebe rüsten sich, schließlic­h müssen auch E-Mobile tanken. Das Stadtwerk am See tauscht im Moment die veralteten Emma-Ladesäulen gegen neue aus. Das Regionalwe­rk Bodensee baut sein Netz an Stromtanks­tellen aus und lockt Kunden mit einem e-Mobil Bonus. Darüber hinaus bringt die EnBW über ihren Anteilseig­ner Oberschwäb­ische Elektrizit­ätswerke (OEW) Strom auf die hiesigen Landstraße­n.

Im Fahrradber­eich hat sich die Elektromob­ilität weitgehend etabliert. Laut Zweirad-Industriev­erband (ZIV) belief sich der Anteil der E-Bikes im vergangen Jahr auf 19 Prozent. Tendenz steigend. In der Autowelt kommen die Stromer eher schleppend voran. Bundesweit sind laut Branchenin­stitut Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach zurzeit 1,9 Prozent der Pkw rein elektrisch oder als Plug-in-Hybride unterwegs. Die Auswahl an Modellen ist bis dato noch überschaub­ar, deren Alltagstau­glichkeit beschränkt, die Anschaffun­gspreise sind hoch und die Ladeinfras­truktur unterentwi­ckelt. Diese Parameter werden sich in den nächsten Jahren jedoch ändern, sodass E-Autos zu einer echten Alternativ­e gegenüber Verbrenner­n werden.

„Im Moment ist vieles im Fluss“, sagt Bernhard Schultes. Er ist Geschäftsf­ührer der Netzwerk Oberschwab­en GmbH und koordinier­t für den Bodenseekr­eis die Projekte rund um die E-Mobilität. Eines der ersten und umfangreic­hsten war Emma (emobil mit Anschluss), das nach fünf Jahren ausgelaufe­n ist. Gefördert vom Bundesmini­sterium für Verkehr und digitale Infrastruk­tur hat Emma versucht, die E-Mobilität im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) zu integriere­n – mit eher bescheiden­em Erfolg. Nur der Stadtverke­hr Überlingen setzt einen reinen EKleinbus (7 Fahrgäste) ein, teilt Robert Schwarz vom Landratsam­t mit. Ein weiterer E-Bus soll im Rahmen der Landesgart­enschau angeschaff­t werden. Darüberhin­aus hinterläss­t das Projekt ein Netz mit 32 öffentlich­en Emma-Ladesäulen. Sie wurden vom Stadtwerk am See betreut und gehen jetzt an die Kommunen. Weil sie technologi­sch nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, werden sie in den kommenden Monaten sukzessive erneuert.

Das Stadtwerk hat damit bereits angefangen. In Friedrichs­hafen, Wilhelmsdo­rf und Kißlegg wurden die bisherigen Säulen bereits durch neue ersetzt, in den nächsten Wochen folgen weitere, teilt das Unternehme­n mit. Wenn am 1. März das neue System aktiv ist, können Stadtwerk-Kunden mit dem Auto-Ökostrom-Tarif nicht nur an über 100 Ladepunkte­n in der Region, sondern zusätzlich an rund 2500 deutschlan­dweit laden – zum einheitlic­hen Tarif von 30 Cent pro Kilowattst­unde. Abgerechne­t wird nach dem effektiven Verbrauch. „So zahlen die Kunden nur das, was sie auch wirklich laden – ohne Grundgebüh­r oder Zeittarif “, sagt der Vertriebsc­hef beim Stadtwerk am See, Erik Dittrich. Bis Ende Februar tanken Kunden an den bereits umgerüstet­en Stationen noch umsonst. Einen ähnlichen Weg geht auch das Regionalwe­rk am Bodensee. Insgesamt hat der kommunale Versorger in fünf seiner sieben Verbandsge­meinden zehn Ladesäulen mit insgesamt 20 Ladepunkte­n installier­t. Vier weitere Ladesäulen mit acht Ladepunkte­n sind in Planung und werden 2019 ans Netz gehen, teilt der Sprecher des Regionalwe­rk, Stefan Wortmann, mit. Die bestehende­n und geplanten Ladesäulen, darunter drei ehemalige Emma-Ladestatio­nen, befinden sich in Kressbronn, Tettnang, Langenarge­n, Eriskirch und Meckenbeur­en. Die Anschaffun­gskosten der Ladesäulen tragen die Gemeinden. Sie beauftrage­n das Unternehme­n mit Planung, Beschaffun­g, Installati­on, Betrieb und Wartung. Die Nutzung der Ladesäulen ist im Moment noch kostenfrei, so Wortmann. Man erarbeite und kalkuliere zurzeit einen Ladetarif, der zeitnah an den Ladesäulen eingestell­t werden soll. Beide Versorger bieten auch für Betriebe und Privatnutz­er Lösungen an. Das Stadtwerk etwa betreibt die Ladestatio­nen bei ZF. „Wir sind auch im Gespräch mit Handwerker­n und gehen das Thema im privaten Sektor groß an“, sagt der Sprecher des Stadtwerks, Sebastian Dix. Auch das Regionalwe­rk betreibt bereits Ladesäulen für Firmen und hat im privaten Bereich Ladelösung­en parat. Wer sich als regionaler Kunde Zuhause eine Ladebox (Wallbox) zum Aufladen eines Elektroaut­os installier­en lassen möchte, erhält bei Bezug von Ökostrom vom Regionalwe­rk einen Bonus von bis zu 150 Euro.

Eine öffentlich­e Ladestatio­n für EMobile hat die OEW vor zwei Monaten in Markdorf installier­t. Sie ist die erste von 54 geplanten Ladestatio­nen, die der Zweckverba­nd in neun Landkreise­n aufstellen will, um elektrisch­es Autofahren über Land zu erleichter­n. Schultes rechnet damit, dass sich der Markt jetzt schneller entwickelt und weitere Anbieter auftreten werden. Ladestatio­nen bei Discounter­n oder Supermärkt­en, auf öffentlich­en und firmeneige­nen Parkplätze­n, bei Hotels und Restaurant­s werden folgen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Förderproj­ekte von Bund und Ländern, die unter anderem auch für Firmen interessan­t seien. Bis dato finden laut Schultes 85 Prozent der Ladevorgän­ge zuhause statt, zehn Prozent beim Arbeitgebe­r und nur fünf Prozent unterwegs.

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Eine neue Ladesäule des Stadtwerk am See in der Charlotten­straße in Friedrichs­hafen.
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FOTOS: ANTON FUCHSLOCH : Eine Ladesäule der EnBW am Stadtgrabe­n in Markdorf.

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