Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Einst Afghanistan, jetzt Memmingen
Leiter der Flughafenwache Andreas Ruepp hat „wilde Zeit“bei Auslandseinsätzen erlebt
MEMMINGEN - Der Weg in sein Büro führt ihn erst durch eine mit Panzerglas gesicherte Tür. Dann vorbei an einer Glasvitrine mit Klappmessern, Schlagstöcken und einzelner Munition („alles am Flughafen sichergestellt“) und schließlich entlang der Schreibtische seiner uniformierten Mitarbeiter. Viele von ihnen kennt er, jeden begrüßt der Neue mit Handschlag. Der Neue ist Andreas Ruepp. Er leitet jetzt die Polizeistation am Memminger Flughafen. Sein Vorgänger Gunter Kammerer wechselte auf eigenen Wunsch ins „Sachgebiet Einsatz“am Polizeipräsidium Schwaben Süd/West in Kempten.
Für den Ersten Polizeihauptkommissar Ruepp – zu erkennen an den fünf silbernen Sternen auf jeder Schulter – ist es eine Art Heimkehr. Von 1986 bis 1988 arbeitete er schon einmal auf dem Flughafengelände – damals allerdings noch als Soldat bei der Bundeswehr, die auf dem Fliegerhorst die Atomwaffen der US-Army bewachte. Das war nach dem Fachabitur an der Memminger Fachoberschule. Inzwischen lebt er in der Unterallgäuer Gemeinde Buxheim und sitzt dort seit mehr als zehn Jahren für die CSU im Gemeinderat.
Im Kosovo unter Beschuss
Derzeit ist Ruepp am Allgäu-Airport für etwa 50 Polizisten zuständig – ab März werden es etwa 60 sein. Denn aufgrund der steigenden Flugbewegungen und Passagierzahlen wird das Personal wegen des erhöhten Kontroll- und Sicherheitsbedarfs aufgestockt. Deswegen gehört es nun unter anderem zu seinen Aufgaben, Schulungen vorzubereiten. Das ist für den Vater zweier erwachsener Töchter kein Neuland. Denn in Afghanistan, bei seinem zweiten Auslandseinsatz als Polizist nach dem ersten im Jahr 2002 im Kosovo, bildete er 2010 mehrere Monate lang Polizeilehrer aus.
Beide Einsätze seien „eine wilde Zeit“gewesen, erinnert sich Ruepp. Im Kosovo sei er einmal rund zwei Stunden unter Beschuss geraten – als er und seine Kollegen nach dem Ende des Bürgerkriegs kosovarische Holzfäller schützten. Beklemmender sei aber Afghanistan gewesen: Wegen der Bomben- und Terrorgefahr musste er sich meist in der gesicherten Kaserne aufhalten oder ein gepanzertes Fahrzeug benutzen.
Bei beiden Auslandseinsätzen habe er aber viel gelernt für seine Polizeiarbeit in Deutschland, sagt Ruepp. Zuletzt war er in Kempten für die gesamte polizeiliche Einsatzplanung von Großveranstaltungen zuständig – vom Sportereignis bis zur Demonstration. Inklusive Begleitung der Einsätze, der Nachbereitung sowie der Aus- und Fortbildung von Kollegen.
Passionierter Jäger
„Etwas ruhiger“werde es für ihn nun wohl am Memminger Flughafen, schätzt Ruepp, der dorthin auf noch unbestimmte Zeit abgeordnet ist. Der passionierte Jäger soll nun vor allem den Übergang mitgestalten, wenn voraussichtlich ab dem Jahr 2020 die Bundespolizei Teile der jetzigen Arbeit übernimmt. Die Memminger Polizisten bleiben aber für die „allgemeinen Aufgaben“zuständig – also beispielsweise Diebstähle, Körperverletzungen, Verkehrsunfälle oder die Beschlagnahme von unerlaubten Waffen wie Springmessern oder Pfefferspray. Einige Tausend Vorgänge fallen da pro Jahr an – bei rund 1,5 Millionen Passagieren sei das relativ wenig, sagt Ruepp.
Eine seiner Aufgaben sieht er darin, „nach innen und außen zu vermitteln, dass die Kollegen hier eine wertige und wichtige Arbeit machen“. Ein Chef müsse für seine Mitarbeiter „berechenbar“sein. Dabei sieht er sich als „Teamplayer“– im engen Schulterschluss mit Joachim Huber. Der ist ebenso neu im Amt wie Ruepp – und sein direkter Vorgesetzter. Denn der 50-Jährige leitet jetzt die Polizeiinspektion Memmingen – zu der auch die Wache am Allgäu-Airport gehört.