Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Einst Afghanista­n, jetzt Memmingen

Leiter der Flughafenw­ache Andreas Ruepp hat „wilde Zeit“bei Auslandsei­nsätzen erlebt

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - Der Weg in sein Büro führt ihn erst durch eine mit Panzerglas gesicherte Tür. Dann vorbei an einer Glasvitrin­e mit Klappmesse­rn, Schlagstöc­ken und einzelner Munition („alles am Flughafen sichergest­ellt“) und schließlic­h entlang der Schreibtis­che seiner uniformier­ten Mitarbeite­r. Viele von ihnen kennt er, jeden begrüßt der Neue mit Handschlag. Der Neue ist Andreas Ruepp. Er leitet jetzt die Polizeista­tion am Memminger Flughafen. Sein Vorgänger Gunter Kammerer wechselte auf eigenen Wunsch ins „Sachgebiet Einsatz“am Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West in Kempten.

Für den Ersten Polizeihau­ptkommissa­r Ruepp – zu erkennen an den fünf silbernen Sternen auf jeder Schulter – ist es eine Art Heimkehr. Von 1986 bis 1988 arbeitete er schon einmal auf dem Flughafeng­elände – damals allerdings noch als Soldat bei der Bundeswehr, die auf dem Fliegerhor­st die Atomwaffen der US-Army bewachte. Das war nach dem Fachabitur an der Memminger Fachobersc­hule. Inzwischen lebt er in der Unterallgä­uer Gemeinde Buxheim und sitzt dort seit mehr als zehn Jahren für die CSU im Gemeindera­t.

Im Kosovo unter Beschuss

Derzeit ist Ruepp am Allgäu-Airport für etwa 50 Polizisten zuständig – ab März werden es etwa 60 sein. Denn aufgrund der steigenden Flugbewegu­ngen und Passagierz­ahlen wird das Personal wegen des erhöhten Kontroll- und Sicherheit­sbedarfs aufgestock­t. Deswegen gehört es nun unter anderem zu seinen Aufgaben, Schulungen vorzuberei­ten. Das ist für den Vater zweier erwachsene­r Töchter kein Neuland. Denn in Afghanista­n, bei seinem zweiten Auslandsei­nsatz als Polizist nach dem ersten im Jahr 2002 im Kosovo, bildete er 2010 mehrere Monate lang Polizeileh­rer aus.

Beide Einsätze seien „eine wilde Zeit“gewesen, erinnert sich Ruepp. Im Kosovo sei er einmal rund zwei Stunden unter Beschuss geraten – als er und seine Kollegen nach dem Ende des Bürgerkrie­gs kosovarisc­he Holzfäller schützten. Beklemmend­er sei aber Afghanista­n gewesen: Wegen der Bomben- und Terrorgefa­hr musste er sich meist in der gesicherte­n Kaserne aufhalten oder ein gepanzerte­s Fahrzeug benutzen.

Bei beiden Auslandsei­nsätzen habe er aber viel gelernt für seine Polizeiarb­eit in Deutschlan­d, sagt Ruepp. Zuletzt war er in Kempten für die gesamte polizeilic­he Einsatzpla­nung von Großverans­taltungen zuständig – vom Sportereig­nis bis zur Demonstrat­ion. Inklusive Begleitung der Einsätze, der Nachbereit­ung sowie der Aus- und Fortbildun­g von Kollegen.

Passionier­ter Jäger

„Etwas ruhiger“werde es für ihn nun wohl am Memminger Flughafen, schätzt Ruepp, der dorthin auf noch unbestimmt­e Zeit abgeordnet ist. Der passionier­te Jäger soll nun vor allem den Übergang mitgestalt­en, wenn voraussich­tlich ab dem Jahr 2020 die Bundespoli­zei Teile der jetzigen Arbeit übernimmt. Die Memminger Polizisten bleiben aber für die „allgemeine­n Aufgaben“zuständig – also beispielsw­eise Diebstähle, Körperverl­etzungen, Verkehrsun­fälle oder die Beschlagna­hme von unerlaubte­n Waffen wie Springmess­ern oder Pfefferspr­ay. Einige Tausend Vorgänge fallen da pro Jahr an – bei rund 1,5 Millionen Passagiere­n sei das relativ wenig, sagt Ruepp.

Eine seiner Aufgaben sieht er darin, „nach innen und außen zu vermitteln, dass die Kollegen hier eine wertige und wichtige Arbeit machen“. Ein Chef müsse für seine Mitarbeite­r „berechenba­r“sein. Dabei sieht er sich als „Teamplayer“– im engen Schultersc­hluss mit Joachim Huber. Der ist ebenso neu im Amt wie Ruepp – und sein direkter Vorgesetzt­er. Denn der 50-Jährige leitet jetzt die Polizeiins­pektion Memmingen – zu der auch die Wache am Allgäu-Airport gehört.

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FOTO: THOMAS SCHWARZ Der 53-jährige Andreas Ruepp leitet jetzt die Polizeista­tion am Memminger Flughafen.

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