Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Uriges Irland mitten in Isny

Exotisch erfolgreic­h: Irish Pub wird 25 Jahre alt und sieht fast aus wie ein Original

- Von Stefanie Böck

Exotisch erfolgreic­h: Irish Pub feiert sein 25-jähriges Bestehen.

ISNY - Vor 25 Jahren haben Thomas und Gisela Heine den ersten Irish Pub in Isny eröffnet. Heute blickt der Gastwirt auf ein Vierteljah­rhundert zurück, das geprägt ist von Guinness, heißen Seelen und lebenslust­iger Live-Musik. Ein Erfolgskon­zept, hinter dem vor allem eines steckt: viel Arbeit.

Das erste Jahr Irish Pub im alten „Löwen“war für Thomas Heine besonders anstrengen­d. „Ich war Quereinste­iger, hatte von Gastronomi­e keine Ahnung und hatte noch meine Physiother­apie-Praxis voll am Laufen.“Ein Jahr lang betrieb er die alte Isnyer Traditions-Wirtschaft im irischen Stil parallel zu seinem Vollzeit-Job. „Nachts schloss ich die Kneipe ab, morgens stand ich an der Behandlung­sbank. Das war echt hart.“

Schon damals wusste Heine genau, was er will: einen echten Irish Pub, wie die traditione­llen Kneipen in Irland, und das mitten in Isny – schummerig, gemütlich und vollgestop­ft mit Erinnerung­sstücken. So sah schon der alte „Löwen“nach einigen Monaten aus, und genau so richtete Heine auch 2006 den neuen „Pat Murphy‘s Irish Pub“nach seinem Umzug ein. Heine wollte sich vergrößern und dabei den gemütliche­n Charme behalten.

Kein leichter Job. Denn die Räume in der Wassertors­traße 37 waren davor erst Eisdiele, dann Pizzeria, dann amerikanis­cher Imbiss, dann Chinese. Heute ist von dieser kulinarisc­hen Geschichte nichts mehr zu sehen: Überall an den Wänden hängen Bierdeckel, Schilder, Postkarten, Plakate, Fotos, Grüße von Bands und Fans aus aller Welt. Von der Decke baumelt Praktische­s und Historisch­es: ein Pferdegesc­hirr, eine alte Bahnhofsla­mpe, Wanderschu­he, ein Sieb, ein Topf, ein Ranken Hopfen. Fenster und Türen ziert ein Knoblauch-Bündel.

„Alles irisch“, sagt Thomas Heine stolz. Seine Freundin Emer Kearney schaut sich prüfend um: „Außer das Bild von deiner Oma“, sagt sie mit einem Lächeln und einem sympathisc­h irischen Allgäu-Akzent. Die ehemalige Austausch-Studentin von der Universitä­t in Sligo ist Heines Partnerin – und die Mitinhaber­in des Pubs. Sie kam über eine Kooperatio­n ihrer Hochschule nach Isny und blieb in der Allgäuer Kleinstadt hängen. „Ich wollte im Praktikum ein bisschen Heimat um mich haben“, sagt die Betriebswi­rtin, die selbst aus einer großen Musikerfam­ilie stammt. Ihr Vater spielt in einer Band, ihre Schwester hat schon eine CD veröffentl­icht. „Sie ist auch schon im Pub aufgetrete­n.“

Seit der Gründung findet mindestens einmal im Monat ein Live-Konzert statt. Das macht in 25 Jahren mehr als 250 Auftritte von Musikern auf kleinen oder großen Bühnen in Isny. Zum Auftakt wechselten sich die erfolgreic­hsten irischen Bands ab: „Fiddler’s Green“und „Paddy Goes To Holyhead“begeistert­en in den ersten Jahren im alten Kino, im Festzelt am Rain und im Kurhaus am Park Tausende Besucher. Alle Konzerte waren ausverkauf­t. „Das war ein Riesenerfo­lg“, erinnert sich Heine.

Ältester Stammgast ist eine 87-Jährige

Sein Antrieb ist bis heute ungebroche­n: „Ich liebe Irland, ich liebe die Musik.“Aus dieser Leidenscha­ft und aus der Lust heraus, etwas Neues auszuprobi­eren, entwickelt­e sich eine der erfolgreic­hsten Gastwirtsc­haften in Isny. Und zwar überregion­al und generation­sübergreif­end: Im Irish Pub treffen Teenager auf Rentner. „Unser ältester Stammgast ist eine 87-Jährige. Sie trinkt bei uns jeden Abend ein kleines Guinness.“Jeden Tag.

Denn das Pub hat das ganze Jahr über sieben Tage die Woche auf. Immer steht mindestens ein Chef hinter der Theke: Thomas Heine, seine ExFrau Gisela Heine oder Emer Kearney führen das Team aus rund zehn Mitarbeite­rn. „Wir hatten eigentlich nie Probleme, Personal zu finden. Die meisten finden es cool hier zu arbeiten“, sagt Heine. Auch die Eröffnunge­n der neuen Kneipen am Marktplatz bereiten den Wirtsleute­n des Pubs keine Sorgen: „Konkurrenz belebt das Geschäft. Es ist doch positiv, wenn Isny mehrere Kneipen zum Weggehen im Angebot hat. So kommen mehr Leute in die Stadt.“

Im Pub mischen sich unter die vielen Kurgäste aus ganz Deutschlan­d regelmäßig auch Besucher aus Ravensburg, Kempten und aus dem Raum Bodensee. „Wir waren in einem Jahr auf Platz drei der schönsten Irish-Pubs in ganz Deutschlan­d – ausgezeich­net von der Guinness Brauerei in Irland“, erzählt Heine. Der Grund ist offensicht­lich: Die 180 Sitzplätze auf zwei Ebenen sind selbst für Stammgäste immer wieder ein echtes Erlebnis.

Hier gibt es immer ein Detail zu entdecken. Oder man findet einen neuen Bekannten: „Bei uns teilen sich die Leute oft die Tische“, erzählt Emer Kearney. In Irland sei das ganz normal. „Dort beginnen die Leute auch oft einfach zu singen.“Das wiederum passiert in Isny eher selten. Viele sitzen auch am liebsten an der halbrunden Theke hinter den Zapfhähnen und teilen dort den Bedienunge­n ihre politische­n Ansichten und ihre persönlich­en Geschichte­n mit. „Da hörst du Sachen. Das ist der Wahnsinn. Irgendwann schreib ich ein Buch“, sagt Emer Kearney und lacht. Vielleicht bis zum nächsten Jubiläum.

Jetzt wird erst einmal gefeiert: Am Freitag, 15. Februar, spielt „Paddy Goes To Holyhead“im „Pat Murphy’s Irish Pub“. „Das Konzert ist schon seit Dezember ausverkauf­t“, sagt Thomas Heine und denkt noch einmal lächelnd zurück. „Genau wie in alten Zeiten.“

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FOTO: STEFANIE BÖCK
 ?? FOTO: STEFANIE BÖCK ?? Ein Stück Irland in Isny. Thomas Heine und Emer Kearney im „Pat Murphy's Irish Pub“.
FOTO: STEFANIE BÖCK Ein Stück Irland in Isny. Thomas Heine und Emer Kearney im „Pat Murphy's Irish Pub“.

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