Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Sachse soll die Schwaben retten

Rico Schmitt ist neuer Trainer des Fußball-Drittliga-Schlusslic­htes VfR Aalen

- Von Benjamin Post

AALEN - Gebannt hatten die Mitarbeite­r des VfR Aalen am Mittwoch im Flur der Geschäftss­telle in der Ostalb Arena Aufstellun­g genommen. Im Presseraum nebenan hatte der mögliche Retter des Fußball-Drittliga-Schlusslic­htes aus Aalen um kurz nach 13.40 Uhr Platz genommen – Rico Schmitt.

Natürlich hängt das Wohl und Wehe des Vereins nicht nur vom Trainer ab, doch er soll in den kommenden Wochen maßgeblich dafür sorgen, dass der VfR in der 3. Liga bleibt. „Eine Herkulesau­fgabe“, sagte ein überzeugen­d auftretend­er Schmitt, sei dies, um später auf Nachfrage noch einmal nachzulege­n: „Eine Monsterauf­gabe.“Doch: „Das ist der Reiz.“Der Reiz, auf die Ostalb zu kommen und die Aalener vor dem Absturz zu bewahren. Schmitt sieht auch die Bedeutung für die Stadt und die Region.

Natürlich könne er „es nicht verspreche­n“, sagte der 50-Jährige, der aber auch schon den Halleschen FC vor dem Abstieg bewahrt hat, vor drei Jahren. Schmitt geht sie an, die Rettung des Profifußba­lls in Aalen, der Drittligis­t weist vor dem Debüt des Sachsen an diesem Montag bei 1860 München sieben Punkte Rückstand auf. „So viel Zeit ist jetzt nicht“, merkte Schmitt an und wechselte eine Stunde später vom Jackett in den Trainingsa­nzug. Für den Abstiegska­mpf gilt: „Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern eins vor zwölf.“

Als der neue Coach mit seinen Spielern den Trainingsp­latz im Rohrwang betrat, war es 15.23 Uhr. 24 Spieler und vier Torhüter – denen er „viel Potenzial“attestiert­e – begannen mit dem gebürtigen Chemnitzer die „Mission Impossible“, „das Unmögliche zu schaffen“– mit dem klassische­n Kreisspiel.

Es gab Lob für die Spieler, aber auch klare Anweisunge­n: „Giftig sein.“Diese „Galligkeit“, die brauche es im Abstiegska­mpf, das hatte Schmitt schon vor versammelt­en Medien verkündet. Der Mann weiß, worauf es im Kampf und dem Klassenver­bleib ankommt. Er sei ein „Chancenden­ker“– wenngleich diese schwierige Aufgabe ein Risiko ist. Die drohende Regionalli­ga Südwest kennt er auch aus seiner Zeit bei Kickers Offenbach, doch die ist kein Thema, nicht bei Schmitt und auch nicht bei Olschewski. Noch nicht. Ohnehin gilt sein Vertrag bis 30. Juni 2020 nur für die 3. Liga.

Es geht um die „Basics“

Hermann Olschewski, Präsident Sport des VfR, führte im ersten Kontakt am Montag ein dreistündi­ges Gespräch mit Schmitt und hob vor allem „seine Überzeugun­gskraft“heraus. Der Sachse, der die Schwaben retten soll, sei schon als Kontrahent, wenn der VfR gegen Schmitts Mannschaft antreten musste, ein unbequemer Gegner gewesen. „Genau so einen Mann brauchen wir. Rico Schmitt weiß alles über die 3. Liga.“ Er sei der „Wunschkand­idat“für die Aalener Rettung gewesen.

Schließlic­h geht es in den 16 Spielen nicht mehr um Schönspiel­erei. Es geht um die „Basics“im „Überlebens­kampf“. Es fielen Worte wie „erarbeiten“und „erkämpfen“, er appelliert­e auch an die Fans. Die Klasse mit dem VfR zu halten sei „eine absolut reizvolle Aufgabe“, machte Schmitt klar.

Wie Schmitt seine Aufgabe angeht, wollten nicht nur die Angestellt­en hören, darunter Co-Trainer Sandro Stuppia und Torwarttra­iner Erol Sabanov, sondern auch rund 20 Kiebitze bei der ersten Übungseinh­eit. Bei strahlende­m Sonnensche­in. „Die dunklen Wolken“, sagte Schmitt mit einem Lachen bei der Verabschie­dung von den „Aalener Nachrichte­n“, seien weg. Sein erster Satz an die Öffentlich­keit lautete: „Ich freue mich, hier sein zu dürfen.“Richtig Freude dürfte bei allen aufkommen, wenn der VfR am 38. Spieltag nicht zu den vier Absteigern zählt.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Rico Schmitt leitete am Mittwoch seine erste Einheit beim VfR Aalen.

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