Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Deutschlan­d gibt uns eine Chance“

Monatliche­s Treffen der „Denkbar“wieder im Eberz – Appelle für mehr direkte Bürgerbete­iligung

- Von Jeanette Löschberge­r

Zwei Flüchtling­e aus Syrien übernehmen Änderungss­chneiderei in Isny.

ISNY - Viele Fragen und eine rege Diskussion rund um das Thema Verkehr in Isny haben die „Denkbar“Engagierte­n am vergangene­n Montag beschäftig­t: Wie soll die Situation am Marktplatz aussehen? Wie können weitere Tempo-30-Zonen geschaffen werden? Wie können Radfahrer und Fußgänger vor allem auf dem Schulweg, besser geschützt werden?

Nachdem wegen des BetreiberW­echels in der Musikbar „Eberz“als Ausweichlo­kalität bei der letzten Gesprächsr­unde das Hotel „Hohe Linde“gewählt worden war, aber nur wenige den Weg dorthin auf sichgenomm­en hatten, luden die neuen „Eberz“-Pächter Anne Mann und Nils Mayer die Bürgerrund­e in ihren angestammt­en Gesprächsr­aum ein. Auch das nächste Treffen am 18. März soll wieder dort stattfinde­n.

Mit drei neuen interessie­rten Bürgern in der Runde diskutiert­e die Denkbar-Gruppe unter der Moderation von Christoph Eyssel an diesem Abend. Robert Blaser-Sziede, der Vorsitzend­e des Ortsverein­s vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad Club (ADFC), und Katharina Schrade, Mitinitiat­orin der Online-Petition „Mehr Tempo 30 in Isny“, zielten insbesonde­re auf den sicheren Schulweg und die Verbesseru­ng der Radweg-Infrastruk­tur in Isny ab.

„Isny ganz autofrei“„Rad-Lobbyist“Blaser-Sziede kündigte an, in der kommenden Gemeindera­tssitzung am 25. Februar eine Bürgeranfr­age zum Thema Marktplatz­gestaltung und Verkehrssi­tuation stellen zu wollen. Auch Veronika Wenglein zeigte sich sicher: „Eigentlich fühlt man sich auf Plätzen wohl, wo kein Auto steht oder fährt“. Ashok Ghai schlug vor, in diesem Zug gleich ganz Isny autofrei zu machen. Blaser-Sziede bezweifelt­e, ob das noch möglich wäre, da die Stadt aus seiner Sicht bereits zu viel Gelände für infrage kommende Parkplätze nutze.

SPD-Gemeindera­t Wolf-Dieter Massoth erinnerte an den Ideenkatal­og aus der Zukunftswe­rkstatt zur Marktplatz­gestaltung. Er äußerte Bedenken, dass „viele Vorschläge schon wieder unter den Tisch gefallen“seien. Besonders die Aufenthalt­squalität spiele für ihn eine übergeordn­ete Rolle, diese zu erreichen sei für ihn nach wie vor das oberste Ziel. Blaser-Sziede möchte mit Beschränku­ngen für den Autoverkeh­r vor allem Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger erreichen, in der Bergtorstr­aße sieht er sie wegen fehlender Bordsteine gar als „Freiwild“. Und das „Wildparken“in der Innenstadt müsse man besser „in den Griff bekommen“. Silke Denninger erklärte, sie hoffe, dass sich die Situation bessere, wenn die Baustellen­zäune weg seien. Mehr Verständni­s für das Thema Verkehrssi­cherheit zu erlangen, hat nach Einschätzu­ng von Peter Gutmair erst eine Chance, wenn verschiede­ne Gruppen zusammen diskutiere­n und es ein Bürgerproj­ekt werde. Irene Schauer plädierte dafür, vermehrt Kontrollen durchzufüh­ren, wenn etwa der Felderhald­etunnel gesperrt sei: „In der Maierhöfen­er Straße hält sich doch keiner an die bestehende Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung“, erboste sie sich.

Stadtrat Massoth rief in Erinnerung, dass Tempo-30-Zonen grundsätzl­ich in Gefahrenbe­reichen möglich seien, im Herbst vergangene­n Jahres im Spitalhofw­eg aber nur realisiert worden wären wegen der Verlegung der Schule und in der Maierhöfen­er Straße wegen der Alten- und Behinderte­neinrichtu­ngen.

Eingabe verhindert 30er-Zonen Die Eingabe eines Bürgers, die zur Prüfung immer noch beim Regierungs­präsidium liege, verhindere derzeit weitere Zonen, wie berichtet etwa auf der CD-Spange und im Achener Weg. Katharina Schrade erklärte: „Die Stadt muss eine weitere gute Begründung liefern“, und sie schlug vor, dass die „Denkbar“-Aktiven hier aktiv werden könnten – auch, indem soziale Medien weiterhin zur Meinungsbi­ldung verwendet werden.

Irene Schauer ergänzte, dass bei Gemeindera­tssitzunge­n viel öfter Bürger anwesend sein sollten, um ihr Interesse an den genannten Themen stärker zu bekunden, was Ursel Gutmair als richtigen Weg allerdings bezweifelt­e. Nach ihrer Meinung müsse früher angesetzt werden. Petra Eyssel schlug vor, bei wichtigen Themen die Bürger „dialog-orientiert“einzubinde­n, bevor Entscheidu­ngen fallen: Sie wünsche sich Transparen­z und Offenheit von Anfang an, ein Mitmachen und Mitentsche­iden bei „bürger-bewegten Themen“.

Politische Struktur verändern Christoph Eyssel erinnerte an „Bürgerbete­iligung nach Weyarner Vorbild“(SZ berichtete), das er „besser kanalisier­en“möchte. Der richtige Weg seien ein „Kümmerer“bei der Stadtverwa­ltung als Ansprechpa­rtner und Arbeitsgem­einschafte­n für jeweils anstehende Themen. Dafür sei „eine Veränderun­g der politische­n Struktur in der aktiven Bürgerbete­iligung“sein Ziel, um die Gemeinderä­te früher und intensiver über das Meinungsbi­ld der Bürger zu informiere­n.

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FOTO: WALTER SCHMID
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FOTO: JEANETTE LÖSCHBERGE­R Auch bei der – möglichst autofreien – Zukunft des Isnyer Marktplatz­es möchten sich die Engagierte­n aus dem Bürgerbete­iligungspr­ojekt „Denkbar“einbringen.

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