Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Engagiert, sachlich, harmonisch
Rohrdorfer von diesseits und jenseits der Berge im Gespräch mit dem Bürgermeister
ROHRDORF - Bemerkenswerte Besucherzahl, rege und sachliche Beteiligung, eine Vielzahl angesprochener Themen – die Bürgerversammlung im „Gasthaus Kreuz“in Rohrdorf hat die Wichtigkeit solcher Gesprächsangebote gezeigt. Einige erinnerten sich daran, dass das letzte dieser Art in Wahlkampfzeiten stattgefunden habe. Gespräche mit dem Ortsvorsitzenden und dem Bürgermeister sollten regelmäßiger stattfinden „und nicht erst, wenn’s brennt“– wurde rundum gewünscht. Vergangenen Mittwoch gab es keinen „brennenden“Anlass. Bürgermeister Rainer Magenreuter ermutigte die Bürger, auszusprechen, was interessiere und wo der Schuh drückt. Er nehme gerne Kritik mit nach Isny – „und wenn es sein muss, auch ein Lob“.
Die Rohrdorfer sind geografisch weit verteilt, diesseits und jenseits der Berge: Sie kamen aus Schwanden jenseits des Aigeltshofer Bergs, aus dem Kreuztal jenseits des Herrenbergs, auch aus den Dörfern zwischen den Bergen – Rohrdorf, Rengers, Aigeltshofen. Und sie erfuhren, was Stadträte, Bürgermeister und Stadtverwaltung beschäftigt: Schulneubau („die alte Schule liegt bereits auf dem Festplatz“), Hallgebäude, Straßenbelag Hofstatt, Marktplatzgestaltung, Flüchtlingsarbeit, Obdachlosigkeit einiger Personen und Familien, Kommunal- und Europawahl, Wohnungsknappheit, die neuen Baugebiete Mittelösch, Lohbauerstraße, Krankenhausareal und Stephanuswerk.
Magenreuter zeigte sich aufgeschlossen gegenüber der Gründung einer Wohnbaugesellschaft im städtischen Eigenbetrieb, wie sie die Stadtspitze kürzlich modellhaft in Kressbronn kennengelernt habe. Das sei dort kein „Zuschussbetrieb“und die Mietpreise lägen steuerbar in der Hand der Kommune.
Schneekapriolen – das Thema
Da die Schneemengen Mitte Januar auch in Rohrdorf Probleme bereitet hatten, lobte Magenreuter den Winterdienst der Bauhöfe in Isny und den Ortschaften und deren Kooperation mit externen Personen und deren Fahrzeugen. Alle, die Feuerwehren eingeschlossen, hätten getan, was in ihren Kräften stand. Die Schneelast auf öffentlichen Gebäuden werde regelmäßig gemessen und mit der statischen Belastbarkeit verglichen. „Im Bedarfsfalle wird gehandelt, das Dach abgeräumt, um jedes Risiko zu vermeiden“, sagte der Bürgermeister. Helmut Ramsbacher erinnerte in diesem Zusammenhang an die Beschwernisse durch die Schneemengen in früheren Generationen und mahnte zur Geduld und Nachsicht – und er bekam Applaus.
Das Kreuzthal ohne Strom
Bürger aus dem Kreuzthal erzählten ausführlich von acht Stromausfällen im Januar, je bis zu 16 Stunden in nur zehn Tagen. Bäume seien auf Freiland-Stromleitungen gestürtzt und hätten sie zerstört. Sie zollten den Monteuren von Netze BW hohen Respekt, die „geradezu todesmutig“im Tiefschnee die Leitungen wieder freigeschnitten hätten. Doch „kaum waren sie fertig und wieder weg, stürzte der nächste Baum drauf“, wurde berichtet. Verbunden mit dem Lösungsvorschlag, groß gewordene Bäume entlang der Leitungen zu fällen; oder noch nachhaltiger die Leitungen im Boden zu verlegen. Einige Bauernhöfe seien mit Notstromaggregaten versorgt worden, damit Melkanlagen wieder funktionierten. Doch hätten auch Menschen frierend ohne Licht in ihren Häusern gesessen, die Wasserleitungen seien eingefroren.
Ein weiteres Problem: Schneedruck erzeugt Wasserdruck. Der Tobelbach bringe Holz, Steine, Geröll und Schlamm mit, was das Bachbett und die Verdohlung verstopfe. Dann verlasse das Gewässer sein Bett und flute mit Geröll und Schlamm die Rengersdorfer Wiesen. Bisher mussten die Landwirte – im eigenen Interesse und auf eigene Kosten – die Wiesen freiräumen, damit überhaupt, aber verspätet ein erster Grasschnitt möglich wird. Magenreuter erklärte, dass auf städtischem Grund ein Auffangbecken geplant sei und in absehbarer Zeit realisiert werde.
Theatersaal und Löwen
Die für 2019 geplante Erweiterung des Kindergartens wurde mit keinem Wort erwähnt, weder seitens der Bürger, noch von den Stadtverantwortlichen. Dafür wurde gefragt, was aus dem inzwischen stadteigenen, ehemaligen Gasthaus Löwen neben dem Theatersaal werde. Antwort: Im Moment sei es an eine Zeitarbeitsfirma vermietet, eine weitere Verwendung sei im Moment noch nicht im Blick.
Von Seiten des Theatervereins wurde auf die unzureichende Klimatisierung des Gemeinde- und Theatersaales hingewiesen. Bei großer Besucherzahl herrsche oft eine unerträgliche „Mordshitze“. Die Lüftungsanlage habe eine zusätzliche Heizfunktion, obwohl eine ausreichende Heizung vorhanden sei, jedoch keine Temperaturregelung – vielleicht wäre die Anlage nachrüstbar, lautete der Wunsch an die Ortsverwaltung und an die Stadt.
Antwort des Bürgermeisters: Dass jedes öffentliche Gebäude eine eigene Heizung besitzt, sei sowieso unwirtschaftlich, seit Jahren schon werde über eine zentrale Wärmeversorgung für alle Gebäude nachgedacht.
Finanzielle Zurückhaltung
In diesem Zusammenhang mahnte Magenreuter zur Zurückhaltung mit finanziellen Forderungen. Die Einnahmen der Stadt seien zwar gut, die anstehenden Ausgaben für die großen Projekte erreichten aber langsam einen Grenzbereich, dank des sparsamen Kämmerers Werner Sing und einer strengen Finanzaufsicht liege die Stadt aber immer noch im grünen Bereich.
Eine Frage nach dem Stand beim „schnelleren Internet“beantwortete Markus Lutz vom Tiefbauamt: Das Glasfaserkabel zum zentralen Verteiler sei verlegt, der nächste Schritt sei die Verkabelung mit vorhandenen Kupferleitungen zu den Häusern. Man müsse sich aber darüber im Klaren sein: je weiter das Haus entfernt ist, desto träger die Übertragung.
Ortsvorsteher Alexander Fürst von Quadt dankte abschließend für die rege, sachliche und harmonische Beteiligung der Besucher, die an den Tischen im Kreuz noch lange weiterdiskutierten.