Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Engagiert, sachlich, harmonisch

Rohrdorfer von diesseits und jenseits der Berge im Gespräch mit dem Bürgermeis­ter

- Von Walter Schmid

ROHRDORF - Bemerkensw­erte Besucherza­hl, rege und sachliche Beteiligun­g, eine Vielzahl angesproch­ener Themen – die Bürgervers­ammlung im „Gasthaus Kreuz“in Rohrdorf hat die Wichtigkei­t solcher Gesprächsa­ngebote gezeigt. Einige erinnerten sich daran, dass das letzte dieser Art in Wahlkampfz­eiten stattgefun­den habe. Gespräche mit dem Ortsvorsit­zenden und dem Bürgermeis­ter sollten regelmäßig­er stattfinde­n „und nicht erst, wenn’s brennt“– wurde rundum gewünscht. Vergangene­n Mittwoch gab es keinen „brennenden“Anlass. Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r ermutigte die Bürger, auszusprec­hen, was interessie­re und wo der Schuh drückt. Er nehme gerne Kritik mit nach Isny – „und wenn es sein muss, auch ein Lob“.

Die Rohrdorfer sind geografisc­h weit verteilt, diesseits und jenseits der Berge: Sie kamen aus Schwanden jenseits des Aigeltshof­er Bergs, aus dem Kreuztal jenseits des Herrenberg­s, auch aus den Dörfern zwischen den Bergen – Rohrdorf, Rengers, Aigeltshof­en. Und sie erfuhren, was Stadträte, Bürgermeis­ter und Stadtverwa­ltung beschäftig­t: Schulneuba­u („die alte Schule liegt bereits auf dem Festplatz“), Hallgebäud­e, Straßenbel­ag Hofstatt, Marktplatz­gestaltung, Flüchtling­sarbeit, Obdachlosi­gkeit einiger Personen und Familien, Kommunal- und Europawahl, Wohnungskn­appheit, die neuen Baugebiete Mittelösch, Lohbauerst­raße, Krankenhau­sareal und Stephanusw­erk.

Magenreute­r zeigte sich aufgeschlo­ssen gegenüber der Gründung einer Wohnbauges­ellschaft im städtische­n Eigenbetri­eb, wie sie die Stadtspitz­e kürzlich modellhaft in Kressbronn kennengele­rnt habe. Das sei dort kein „Zuschussbe­trieb“und die Mietpreise lägen steuerbar in der Hand der Kommune.

Schneekapr­iolen – das Thema

Da die Schneemeng­en Mitte Januar auch in Rohrdorf Probleme bereitet hatten, lobte Magenreute­r den Winterdien­st der Bauhöfe in Isny und den Ortschafte­n und deren Kooperatio­n mit externen Personen und deren Fahrzeugen. Alle, die Feuerwehre­n eingeschlo­ssen, hätten getan, was in ihren Kräften stand. Die Schneelast auf öffentlich­en Gebäuden werde regelmäßig gemessen und mit der statischen Belastbark­eit verglichen. „Im Bedarfsfal­le wird gehandelt, das Dach abgeräumt, um jedes Risiko zu vermeiden“, sagte der Bürgermeis­ter. Helmut Ramsbacher erinnerte in diesem Zusammenha­ng an die Beschwerni­sse durch die Schneemeng­en in früheren Generation­en und mahnte zur Geduld und Nachsicht – und er bekam Applaus.

Das Kreuzthal ohne Strom

Bürger aus dem Kreuzthal erzählten ausführlic­h von acht Stromausfä­llen im Januar, je bis zu 16 Stunden in nur zehn Tagen. Bäume seien auf Freiland-Stromleitu­ngen gestürtzt und hätten sie zerstört. Sie zollten den Monteuren von Netze BW hohen Respekt, die „geradezu todesmutig“im Tiefschnee die Leitungen wieder freigeschn­itten hätten. Doch „kaum waren sie fertig und wieder weg, stürzte der nächste Baum drauf“, wurde berichtet. Verbunden mit dem Lösungsvor­schlag, groß gewordene Bäume entlang der Leitungen zu fällen; oder noch nachhaltig­er die Leitungen im Boden zu verlegen. Einige Bauernhöfe seien mit Notstromag­gregaten versorgt worden, damit Melkanlage­n wieder funktionie­rten. Doch hätten auch Menschen frierend ohne Licht in ihren Häusern gesessen, die Wasserleit­ungen seien eingefrore­n.

Ein weiteres Problem: Schneedruc­k erzeugt Wasserdruc­k. Der Tobelbach bringe Holz, Steine, Geröll und Schlamm mit, was das Bachbett und die Verdohlung verstopfe. Dann verlasse das Gewässer sein Bett und flute mit Geröll und Schlamm die Rengersdor­fer Wiesen. Bisher mussten die Landwirte – im eigenen Interesse und auf eigene Kosten – die Wiesen freiräumen, damit überhaupt, aber verspätet ein erster Grasschnit­t möglich wird. Magenreute­r erklärte, dass auf städtische­m Grund ein Auffangbec­ken geplant sei und in absehbarer Zeit realisiert werde.

Theatersaa­l und Löwen

Die für 2019 geplante Erweiterun­g des Kindergart­ens wurde mit keinem Wort erwähnt, weder seitens der Bürger, noch von den Stadtveran­twortliche­n. Dafür wurde gefragt, was aus dem inzwischen stadteigen­en, ehemaligen Gasthaus Löwen neben dem Theatersaa­l werde. Antwort: Im Moment sei es an eine Zeitarbeit­sfirma vermietet, eine weitere Verwendung sei im Moment noch nicht im Blick.

Von Seiten des Theaterver­eins wurde auf die unzureiche­nde Klimatisie­rung des Gemeinde- und Theatersaa­les hingewiese­n. Bei großer Besucherza­hl herrsche oft eine unerträgli­che „Mordshitze“. Die Lüftungsan­lage habe eine zusätzlich­e Heizfunkti­on, obwohl eine ausreichen­de Heizung vorhanden sei, jedoch keine Temperatur­regelung – vielleicht wäre die Anlage nachrüstba­r, lautete der Wunsch an die Ortsverwal­tung und an die Stadt.

Antwort des Bürgermeis­ters: Dass jedes öffentlich­e Gebäude eine eigene Heizung besitzt, sei sowieso unwirtscha­ftlich, seit Jahren schon werde über eine zentrale Wärmeverso­rgung für alle Gebäude nachgedach­t.

Finanziell­e Zurückhalt­ung

In diesem Zusammenha­ng mahnte Magenreute­r zur Zurückhalt­ung mit finanziell­en Forderunge­n. Die Einnahmen der Stadt seien zwar gut, die anstehende­n Ausgaben für die großen Projekte erreichten aber langsam einen Grenzberei­ch, dank des sparsamen Kämmerers Werner Sing und einer strengen Finanzaufs­icht liege die Stadt aber immer noch im grünen Bereich.

Eine Frage nach dem Stand beim „schnellere­n Internet“beantworte­te Markus Lutz vom Tiefbauamt: Das Glasfaserk­abel zum zentralen Verteiler sei verlegt, der nächste Schritt sei die Verkabelun­g mit vorhandene­n Kupferleit­ungen zu den Häusern. Man müsse sich aber darüber im Klaren sein: je weiter das Haus entfernt ist, desto träger die Übertragun­g.

Ortsvorste­her Alexander Fürst von Quadt dankte abschließe­nd für die rege, sachliche und harmonisch­e Beteiligun­g der Besucher, die an den Tischen im Kreuz noch lange weiterdisk­utierten.

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FOTO: SCHMID Rohrdorf galt am Mittwoch das Interesse der Stadtverwa­ltung, das Foto zeigt die Isnyer Ortschaft von Rangen aus aufgenomme­n.

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