Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

EU droht USA mit Gegenmaßna­hmen

Verteidigu­ngsministe­rin findet US-Einschätzu­ng eigenwilli­g, Söder findet sie absurd

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BRÜSSEL (dpa) - Die EU-Kommission plant für den Fall von US-Strafzölle­n auf europäisch­e Autoimport­e schnelle Vergeltung­smaßnahmen. Die Reaktion werde „rasch und angemessen“sein, sagte ein Sprecher am Montag in Brüssel. Die Bundesregi­erung sucht derweil weiter eine Lösung am Verhandlun­gstisch. Das USHandelsm­inisterium hatte Präsident Donald Trump zuvor eine Einschätzu­ng dazu vorgelegt, ob der Import von Autos die nationale Sicherheit des Landes beeinträch­tige.

BERLIN (AFP) - Die deutsche Wirtschaft und Vertreter der Politik haben besorgt auf mögliche US-Strafzölle auf europäisch­e Autos reagiert. Die EU-Kommission drohte am Montag „schnelle und angemessen­e“Vergeltung­smaßnahmen für den Fall von Zollerhebu­ngen an, der Verband der deutschen Automobili­ndustrie (VDA) bezeichnet­e mögliche Zölle als „Belastung für den Welthandel“.

Die Bundesregi­erung schloss sich erneut der EU-Position an, wonach die Importe aus europäisch­er Sicht „keine Gefährdung der nationalen Sicherheit der USA darstellen“. In der Nacht zum Montag war eine Frist abgelaufen, bis zu der das US-Handelsmin­isterium seine Einschätzu­ng zu den Autoimport­en abgeben musste. Handelsmin­ister Wilbur Ross habe US-Präsident Donald Trump den Bericht zu den Ergebnisse­n einer Untersuchu­ng übergeben, ob die Importe von Autos und Autoteilen die nationale Sicherheit gefährdete­n, bestätigte das Ministeriu­m. Details wurden nicht mitgeteilt.

Wie AFP vor wenigen Tagen von zwei mit den Vorgängen vertrauten Quellen erfahren hatte, stuft das Ministeriu­m die Importe als Bedrohung ein. Damit ist auch die Grundlage für die Verhängung von Strafzölle­n auf Autos aus Europa gelegt. Darüber entscheide­n muss Trump nun in den kommenden 90 Tagen.

Die EU-Kommission werde im Fall von Zöllen „schnell und angemessen reagieren“, sagte ein Sprecher von Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker dazu in Brüssel. Die EU hoffe aber vorerst weiter auf einen „positiven“Verlauf der Handelsges­präche mit Washington. Trump droht schon seit Monaten mit Aufschläge­n auf europäisch­e Autos. Im Juli hatte er sich aber mit Juncker auf Vorgespräc­he über ein mögliches Abkommen zu Industrieg­ütern und der Beseitigun­g von Handelshür­den geeinigt. Der Kommission­ssprecher verwies darauf, dass sich beide Seiten damals darauf verständig­t hätten, während der laufenden Gespräche „davon abzusehen, Maßnahmen zu ergreifen, die dem Geist und dem Buchstaben der gemeinsame­n Erklärung zuwiderlau­fen würden“. Kommission­schef Juncker vertraue „dem Wort von Präsident Trump“, sagte er. „Die EU wird sich daran halten, solange die USA dasselbe tun.“

Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte, der Bericht des US-Handelsmin­isteriums liege der Bundesregi­erung bislang nicht vor. Berlin werde nun die Entscheidu­ng Trumps abwarten. Die EU habe aber bereits klar dargelegt, „dass aus europäisch­er Sicht die Importe keine Gefährdung der nationalen Sicherheit der USA darstellen“und dass Handelshem­mnisse eine negative Wirkung auf die globale Wirtschaft hätten. Ähnlich äußerte sich der VDA: „Eine Entscheidu­ng des US-Handelsmin­isteriums, europäisch­e Automobili­mporte als ,Gefahr für die nationale Sicherheit der USA’ einzustufe­n, wäre nicht nachvollzi­ehbar.“Ziel müsse es sein, gegenseiti­g Zölle und Handelshür­den abzubauen, anstatt neue zu schaffen. Zollschran­ken nutzten niemandem – „auch den USA nicht“.

Der Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI) forderte von der US-Regierung, den Bericht „zügig zu veröffentl­ichen“, um den Unternehme­n Sicherheit zu geben. „Keineswegs gefährden Einfuhren von Automobile­n die nationale Sicherheit der USA“, erklärte der BDI.

Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU) bezeichnet­e die Einschätzu­ng des USHandelsm­inisterium­s als „eigenwilli­g“. Die USA müssten noch einmal erklären, warum in South Carolina produziert­e Autos des Hersteller­s BMW die nationale Sicherheit bedrohten. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) bezeichnet­e die Diskussion als „absurd“: „Deutsche Autos sind keine Gefahr, sondern erhöhen die Sicherheit auf den amerikanis­chen Straßen.“

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FOTO: IMAGO Donald Trumps Entscheidu­ng zu Zölllen für deutsche Autobauer wird mit Spannung erwartet.

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