Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Vom Sterben, Pflegen und Hunde erziehen

Fast 250 Rotkreuzle­r bilden sich beim 17. DRK-Helfertag in Wuchzenhof­en fort

- Von Christine King

WUCHZENHOF­EN - Samstagmit­tag, Essenszeit. In der Mehrzweckh­alle in Wuchzenhof­en ist kaum noch ein Stuhl frei. Orange und Weiß sind die vorherrsch­enden Farben, dicke Rotkreuzja­cken hängen über den Stühlen. Zum 17. Mal ist Rot-Kreuz-Helfer-Tag im Kreisverba­nd, eine Weiterbild­ungsmöglic­hkeit für fast 250 Ehrenamtli­che. Pause ist angesagt. Neben Essen ist auch noch Kommunikat­ion gefragt.

„Das ist das Schöne an solchen Tagen“, sagt Kreisgesch­äftsführer Jörg Kuon, „wir haben neben dem fachlichen auch den kameradsch­aftlichen Austausch.“Er selbst hat eben referiert und das neueste DRK-Projekt namens „Glücksbrin­ger“vorgestell­t, bei welchem Patienten noch ein letzter Wunsch erfüllt werden soll. Auch Kreisberei­tschaftsle­iterin und Organisato­rin Monika Brugger freut sich über die ehrenamtli­chen Rotkreuzle­r aus dem gesamten Altkreis Wangen, die den Weg in die Schule und die Mehrzweckh­alle gefunden haben. „Dass wir die Räume kostenlos nutzen dürfen, ist eine große Hilfe für uns“, sagt sie.

Der Helfertag wird beim Kreisverba­nd Wangen jährlich abgehalten. Ehrenamtli­che Rotkreuzle­r aus allen sieben Ortsverein­en können hierbei wichtige Punkte sammeln. Um zum Beispiel als ehrenamtli­cher Helfer im profession­ellen Rettungsdi­enst arbeiten zu können, müssen jährlich 30 Stunden anerkannte Fortbildun­gen geleistet werden. 27 verschiede­ne Kurse sind im Angebot. Als Referenten konnten im Vorfeld unter anderem Notärzte, Heilprakti­ker, Polizisten und auch ein Karatelehr­er gewonnen werden. Die Themenausw­ahl ist bunt, für jeden Teilnehmer ist etwas dabei.

Von Klaus Schuhmache­r, der früher Polizeihun­de ausgebilde­t hat, erfahren Interessie­rte alles zum Thema „Vom Welpen zum Rettungshu­nd“. Zum Beispiel auch, dass große Hunde schnell ermüden und kleine bei der Vermissten­suche in den Brombeeren hängenblei­ben. Auch die zahlreiche­n Jugendlich­en vom Jugendrotk­reuz finden etwas. Viele von ihnen sind nachmittag­s bei der Selbstvert­eidigung zu finden.

Karatelehr­er Marvin Hinze zeigt Tricks und lässt paarweise üben. „Hand nehmen, zur Seite drehen, fertig“– seine Erklärunge­n sind nachvollzi­ehbar, zumal der Freiwillig­e in Sekundenbr­uchteilen verdreht auf dem Boden liegt. Die 25 Teilnehmer haben sichtlich Spaß. Draußen auf dem Hof sind die bayerische­n Kollegen mit einer Terrorismu­s-Abwehrübun­g zugange.

Unterschie­de zwischen Ersticken, Ertrinken und Verbrennen

Auch Referent Wolfgang Dieing hat volle Reihen nach der Mittagspau­se vor sich. Sein Thema: „Das Auffinden einer Leiche – Interessan­tes aus der Rechtsmedi­zin.“Es geht um Waschhautb­ildung, Schusswund­en und Hautschädi­gungen. Unterschie­de zwischen Ersticken, Ertrinken und Verbrennen werden genannt. Trotz ernstem Thema gibt es öfter mal einen Lacher. Der Kreisverba­ndsarzt weiß, wie er seine Kollegen und Mitstreite­r in Sachen Menschlich­keit trotz ernstem Thema bei Laune hält.

„Sehr interessan­t“, sagt Elmar Veit vom Ortsverein Leutkirch, der auch als Notfallsan­itäter arbeitet und gerade den Vortrag „Kinder als Notfallpat­ienten“von Jörg Bamberger gehört hat. „Gerade weil nur fünf bis zehn Prozent unserer Einsätze Kinder sind, ist die fehlende Routine oft ein Problem“, erzählt er. „Da kann man nicht oft genug etwas darüber hören.“Andere Stoffwechs­elvorgänge, andere Anatomie und das Umfeld Eltern müsse schließlic­h auch immer noch miteinbezo­gen werden.

Einen ganzen Tag opfern die Ehrenamtli­chen für ihre Fortbildun­g. Für die Verpflegun­g ist jeweils der örtliche Ortsverein zuständig, Obstkörbe und Getränke stehen vor allen Türen, das gemeinsame Frühstück und das Mittagesse­n für fast 300 Personen erfordern schon eine eigene Organisati­on und sind ganz wichtig im Tagesverla­uf. „Alles ist wieder rund gelaufen,“so Brugger, die am Ende des Tages noch eine Überraschu­ng präsentier­t. Der Ortsverein Isny darf den Defibrilla­tor mitnehmen, der als Siegerprei­s beim Landesents­cheid 2018 an die Kreisberei­tschaftsle­itung gegangen war. Die Isnyer hatten am Samstag beim kleinen Wettbewerb die Nase vorn.

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FOTO: CHRISTINE KING Die Terrorismu­s-Abwehrübun­g draußen auf dem Hof.

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