Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Risse in Isnyer Diebsturm und Appretur

Sachverstä­ndiger muss Schäden an historisch­en Gebäuden prüfen.

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Mindestens 617 Jahre haben die Fundamente gehalten – doch seit Kurzem durchziehe­n Risse den 1402 erstmals erwähnten Diebsturm, den ältesten mittelalte­rlichen Wehrbau der Isnyer Altstadt. Und damit nicht genug: Auch in der direkt angebauten „Appretur“klaffen zentimeter­breite Spalten. Die Stadt, der das industrieh­istorische Denkmal gehört, hat ein Betretungs­verbot ausgesproc­hen. „Nicht aus statischen Gründen“, betont Bauamtsche­f Claus Fehr auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Vielmehr laufe aktuell „die Ursachenfo­rschung“. Vermutung ist, dass die Großbauste­lle in der „Südlichen Altstadt“ursächlich ist für Veränderun­gen im Untergrund, die die Risse nach sich gezogen haben könnten. Monatelang war während des Baus der Tiefgarage Grundwasse­r abgepumpt worden. Stählerne Spundwände sollten die Baugruben hin zu Stadtmauer, Diebsturm und Appretur absichern. Jetzt befürchtet Fehr, dass trotzdem unterirdis­ch Material weggesackt und damit die Standfesti­gkeit der historisch­en Gebäude ins Wanken geraten sein könnte.

Zunächst hatte es seitens des Bauamts geheißen, „noch vor Ostern“– doch nun wird ein Sachverstä­ndiger vermutlich erst nach den Feiertagen versuchen, die Ursache für die Risse zu ermitteln. „Dann gilt, was er sagt“, erläutert Bauamtsche­f Fehr gegenüber der SZ-Redaktion. Im gleichen Atemzug betont er, dass seitens der Stadt noch „kein Streit verkündet“worden sei und keine gerichtlic­he Auseinande­rsetzung laufe mit den Investoren und Bauherren in der „Südlichen Altstadt“, der „K + S Real Estate“aus Memmingen. Den gerichtlic­h bestellten Sachverstä­ndigen habe die Stadt eingeschal­tet, um

„Die Statik ist nicht gefährdet.“

Isnys Bauamtsche­f Claus Fehr

ein neutrales Gutachten zu erhalten, unabhängig von möglicherw­eise unterschie­dlichen Sichtweise­n.

In der Appretur wurden laut Fehr unlängst außerdem „Gipsmarken“in den Rissen angebracht. Anhand derer wäre ablesbar, ob sich die Gebäudestr­uktur aktuell weiter verändert. Das Betretungs­verbot habe die Stadt ausgesproc­hen, damit die Messstelle­n bis zur Einschätzu­ng des Sachverstä­ndigen unversehrt bleiben. Denn bislang könne die Stadt „nicht nachweisen“, dass die Schäden in ihren Gebäuden im Zusammenha­ng stehen mit den Bauarbeite­n in der „Südlichen Altstadt“. Eine prinzipiel­le Einschätzu­ng zu Diebsturm, Stadtmauer und Appretur will Fehr allerdings kommunizie­rt sehen: „Die Statik ist nicht gefährdet.“

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FOTO: LIANE MENZ
 ?? FOTO: LIANE MENZ ?? Über die komplette Länge des Appretur-Gebäudes ziehen sich neuerdings Risse durch Böden und Mauerwerk.
FOTO: LIANE MENZ Über die komplette Länge des Appretur-Gebäudes ziehen sich neuerdings Risse durch Böden und Mauerwerk.

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