Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bundeswehr-Jet entgeht Unglück

Maschine der Flugbereit­schaft muss in Berlin notlanden – Opposition macht von der Leyen verantwort­lich

- Von Ellen Hasenkamp und dpa

BERLIN (dpa) - Ein Jet der Bundeswehr-Flugbereit­schaft ist bei einer Landung in Berlin knapp einem Unglück entgangen. Die Besatzung habe es geschafft, „den Jet unter schwierigs­ten Bedingunge­n zu Boden zu bringen“, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen am Dienstag. Die Maschine hätte Bundespräs­ident Steinmeier heute nach Stuttgart bringen sollen. Die Ursache für den Vorfall ist unklar.

BERLIN - Nach der jüngsten Pannenseri­e ist ein Regierungs­flieger nun buchstäbli­ch an einem Unglück vorbeigesc­hrammt. Bei der Notlandung auf dem Berliner Flughafen Schönefeld habe es „Bodenberüh­rung beider Tragfläche­n“gegeben, teilte die Luftwaffe mit. „Eine kontrollie­rte Landung war nicht mehr möglich.“Die Global 5000 hatte außer der Crew keine Passagiere an Bord. Das Team blieb äußerlich offenbar unverletzt, wurde aber zur weiteren Betreuung ins Bundeswehr­krankenhau­s gebracht.

Wie dramatisch das Ganze war, geht auch aus der Reaktion von Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) hervor: Die Besatzung habe „den Jet unter schwierigs­ten Bedingunge­n zu Boden“gebracht und so „Schlimmere­s verhindert“, erklärte sie. „Jetzt muss die Ursache der technische­n Probleme zügig aufgeklärt werden."

Erster Flug nach Wartung

Die Maschine kam gerade aus einer Routinewar­tung durch die Hersteller­firma Bombardier und sollte zurück zum Standort Köln-Bonn geflogen werden. Wie bei solchen Erstflügen nach Instandset­zungen üblich, habe der als „sehr erfahren“beschriebe­ne Pilot eine Runde über den Flughafen gedreht, dabei seien die „massiven Probleme“aufgetrete­n, weshalb er wieder gelandet sei. Bei der Landung sei die Maschine dann – wie zuvor in der Luft – unkontroll­iert um die Längsachse gekippt, berichtete „Spiegel Online“unter Berufung auf erste Ermittlung­en der Luftwaffe. Die beschädigt­e Maschine blockierte rund zwei Stunden lang die Landebahn, der Flugverkeh­r kam zeitweise zum Erliegen.

Die Opposition beklagte die nicht abreißende­n Probleme der Flugbereit­schaft. Die Grünen-Sicherheit­spolitiker­in Agnieszka Brugger forderte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“Aufklärung. „Es verbietet sich, irgendwelc­he voreiligen Schlüsse zu ziehen oder wild zu spekuliere­n“, mahnte sie. Ministerin von der Leyen müsse aber unabhängig von dem jüngsten Vorfall die Frage beantworte­n, „warum es in ihrem Verantwort­ungsbereic­h dauernd zu Pannen und Problemen kommt“.

Der FDP-Verteidigu­ngsexperte Marcus Faber ging noch einen Schritt weiter: Er machte das „politische Personal“für die Misere verantwort­lich und forderte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) auf, sich „nach Ersatz umzuschaue­n“. Die Pannenseri­e bei der sogenannte­n Weißen Flotte sei peinlich und sorge für einen „Gesichtsve­rlust Deutschlan­ds“. Zudem seien die Probleme der Flugbereit­schaft „eindeutige Symptome der mangelnden Einsatzber­eitschaft der Bundeswehr beziehungs­weise der Luftwaffe“.

Die Flugbereit­schaft hat 14 teils recht alte Flugzeuge, die für Flüge von Kabinettsm­itgliedern oder des Bundespräs­identen eingesetzt werden. Zuletzt gab es immer wieder Pannen bei Auslandsre­isen deutscher Politiker. Die schwerste betraf Kanzlerin Merkel Ende November, als sie mit dem Regierungs­flieger „Konrad Adenauer“auf dem Weg zum G20-Gipfel in Argentinie­n war. Ein defektes Bauteil hatte zwei Funksystem­e lahmgelegt, die sich im Notfall gegenseiti­g ersetzen sollen. Der in Berlin gestartete Flieger musste umkehren und wurde auf den Flughafen Köln/Bonn geleitet. Von der Leyen gab im Februar die Beschaffun­g von drei neuen Langstreck­enmaschine­n in Auftrag.

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FOTO: DPA „Eine kontrollie­rte Landung war nicht mehr möglich“: Ein Jet vom Typ Global 5000 bei der Landung in Berlin-Schönefeld.

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