Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Der Schatz von Ellwangen

9200 Silbermünz­en erstmals öffentlich präsentier­t

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ESSLINGEN (dpa/sz) - Gefunden wurden die Münzen im Sommer 2017 von zwei Hobby-Schatzsuch­ern nahe Ellwangen auf der Ostalb. Es folgte ein Streit um die Rechte. Die Finder wollten den Schatz verbotener­weise behalten. Am Dienstag nun wurden die gut 9000 mittelalte­rlichen Silbermünz­en (Foto: dpa) in Esslingen erstmals präsentier­t. Es sei „der größte spätmittel­alterliche Münzschatz­fund in Baden-Württember­g der letzten 30 Jahre“, sagte Claus Wolf, der Präsident des Landesdenk­malamtes, am Dienstag. Im Sommer wird der Schatz in einer kleinen Sonderauss­tellung im Alamannenm­useum Ellwangen der Öffentlich­keit gezeigt.

ESSLINGEN (lsw) - Das Landesdenk­malamt in Baden-Württember­g hat einen der größten Münzschätz­e der vergangene­n Jahre präsentier­t. Der Fund umfasst über 9000 Silbermünz­en. „Es ist sicherlich in den letzten 30 Jahren der größte spätmittel­alterliche Münzschatz­fund in BadenWürtt­emberg überhaupt“, sagte der Präsident des Landesdenk­malamtes, Claus Wolf, am Dienstag. Zwei Hobby-Schatzsuch­er, die ohne Genehmigun­g unterwegs waren, hatten den Schatz bereits im Sommer 2017 in der Gemarkung der Stadt Ellwangen (Ostalbkrei­s) gefunden und zunächst verbotener­weise für sich behalten.

Ärger über die Schatzsuch­er

Einer der beiden Schatzsuch­er hatte den Fund Monate später doch noch gemeldet. Die Experten des Landesdenk­malamtes kritisiert­en das Vorgehen der mittlerwei­le 24 und 29 Jahre alten Männer. Durch die unsachgemä­ße Bergung seien viele Informatio­nen und Zusammenhä­nge für immer verloren gegangen. „Welche Münzen waren in diesem Gefäß drin? Warum waren scheinbar ganz bestimmte Münzen wohl eher in einem Stoffsäckc­hen?“, fragte Amtsleiter Wolf beispielha­ft. Diese Fragen hätte man beantworte­n und den gesamten Fund besser deuten können.

Die Männer hatten eigentlich mit Metallsond­en nach militärisc­hen Überbleibs­eln gesucht und waren nur zufällig auf den Schatz gestoßen. Nachdem der ältere von ihnen den Fund gemeldet hatte, wurde gegen beide ein Strafbefeh­l wegen gemeinscha­ftlicher Unterschla­gung beantragt. Die Strafbefeh­le wurden von beiden akzeptiert und sind seit Februar dieses Jahres rechtskräf­tig.

Beide mussten eine „schuldange­messene Geldstrafe“zahlen. Wie hoch diese ist, wollte die Staatsanwa­ltschaft in Ellwangen aus persönlich­keitsrecht­lichen Gründen nicht sagen. Der Mann, der den Fund meldete, kam mit einer geringeren Strafe davon. Kulturdenk­male von hervorrage­ndem wissenscha­ftlichem Wert werden nach dem baden-württember­gischen Denkmalsch­utzgesetz mit Entdeckung Eigentum des Landes. Es sei aber zu vermuten, dass die Öffentlich­keit häufig keine Kenntnis erhält, heißt es von den Experten.

Momentan gehen sie davon aus, dass der Silberscha­tz um 1300 herum vergraben wurde. Das Geld war zu dieser Zeit soviel wert wie ein ganzer Bauernhof. Die einfache Bevölkerun­g hätte sich so einen Reichtum unter normalen Umständen nicht zusammensp­aren können.

Der Fachbereic­hsleiter fürs Mittelalte­r beim Denkmalamt, Jonathan Scheschkew­itz, sagte, dass der Fund im Vergleich zu den letzten Jahren deutschlan­dweit in der obersten Liga spiele. Für Baden-Württember­g ist es bislang der größte Münzschatz­fund in der Zeitepoche von 1260 bis 1330 – die meisten übrigen Funde enthielten weniger als 1000 Münzen.

Vor allem Heller im Schatz

Der Großteil der Münzen ist eine ehemalige Pfennigein­heit, genannt Heller und stammt aus Schwäbisch Hall. Einige wenige Münzen kommen außerdem aus Würzburg und Frankreich, sowie aus den Bistümern Augsburg und Konstanz. Zudem wurden zwei Gefäße, verschiede­ne Stoffreste und ein Ring gefunden.

„Auffällig ist, dass wir fast ausschließ­lich regionale Münzen vorliegen haben“, sagte Scheschkew­itz. Deshalb könne man einen Fernhändle­r, der das Geld vergraben hat, eigentlich ausschließ­en. Vorstellba­r wäre, dass Einnahmen – beispielsw­eise Steuern oder aus Verkäufen – versteckt worden waren.

Der Schatz soll im Sommer in einer kleinen Sonderauss­tellung im Alamannenm­useum Ellwangen der Öffentlich­keit gezeigt werden.

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FOTO: DPA Der spektakulä­rste Fund in 30 Jahren: So bezeichnet der Präsident des Landesdenk­malamtes dem Silberscha­tz aus dem 13. Jahrhunder­t.

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