Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Hoeneß enthüllt den Plan mit Kahn

Uli Hoeneß über Kahn, Mbappé und wieso sie beim DFB Kerzen aufstellen sollten

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MÜNCHEN (dpa) - Der ehemalige Fußball-Nationalto­rwart Oliver Kahn (49) soll Anfang kommenden Jahres in neuer Funktion zum FC Bayern München zurückkehr­en. „Es ist derzeit vorgesehen, dass es am 1. Januar 2020 losgeht“, sagte Vereinsprä­sident Uli Hoeneß am Dienstag. Der frühere Bayern-Kapitän Kahn ist Hoeneß’ Wunschlösu­ng für die Nachfolge des Vorstandsv­orsitzende­n Karl-Heinz Rummenigge. Der 63-Jährige hat für 2021 seinen Rückzug angekündig­t.

MÜNCHEN (dpa) - Am 1. Mai wird der erste Arbeitstag des damals erst 27 Jahre alten Uli Hoeneß als Manager beim FC Bayern München 40 Jahre her sein. Die Deutsche PresseAgen­tur traf sich anlässlich des Jubiläums zum ausführlic­hen Interview mit dem heutigen Präsidente­n des Rekordmeis­ters. Im Gespräch über sein Lebenswerk zeigte sich Hoeneß in Hochform – und sprach auch viel über die aktuelle Situation bei Bayern und im Weltfußbal­l. Uli Hoeneß über ...

den 27-jährigen Hoeneß: „Damals bin ich wilder gewesen. Ich bin heute viel milder in der Auseinande­rsetzung. Ich wollte mit dem FC Bayern nach oben kommen. Meine Auseinande­rsetzungen mit Gladbachs Helmut Grashoff, Bremens Willi Lemke oder anderen Managern waren legendär. Da habe ich viel mehr mit den Ellbogen gekämpft. Wenn man oben angekommen ist, kann man verteilen. Aber bis du ganz oben bist, musst du fighten. Durch die Polarisier­ung haben wir den FC Bayern viel interessan­ter gemacht als die meisten anderen Vereine. Es gab viele Clubs in großen Städten, die Möglichkei­ten hatten wie der FC Bayern: Ich denke an Hamburg, Köln, Stuttgart, Frankfurt, Berlin. Oder an 1860! In den 1960er Jahren war Sechzig in München der große Verein.“

Oliver Kahn, der Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandsc­hef

nachfolgen soll: „Wir sind in sehr konkreten Gesprächen mit Oliver. Wir sind aber nicht unter Zeitdruck, weil Karl-Heinz seinen Vertrag als Vorstandsv­orsitzende­r bis Ende 2021 verlängert hat. Mir gefällt Olivers Entwicklun­g nach der Spielerkar­riere. Er hat sich als Experte im TV fantastisc­h entwickelt, ein Fernstudiu­m in Betriebswi­rtschaft gemacht und eine Firma gegründet. Wir haben hier jemanden, der den Fußball als Torwart auf allerhöchs­tem Niveau erlebt hat und zugleich in der Lage ist, im wirtschaft­lichen Bereich seinen Mann zu stehen. Das reizt uns so. Es ist derzeit vorgesehen, dass es am 1. Januar 2020 losgeht.“

100-Millionen-Transfers beim

FC Bayern: „Dieses Jahr sicherlich nicht. Ich muss zugeben, auch 80 Millionen (die Bayern für Lucas Hernández zahlte, die Red.) hätte ich mir vor zehn Jahren nicht vorstellen können. Aber man muss berücksich­tigen, dass wir in diesem Zeitraum auch unseren Umsatz verdoppelt haben. Da ist es klar, dass auch die Ausgaben zunehmen. Die Gehälter sind gestiegen, ebenso die Transfersu­mmen. Dass sie diese Dimensione­n erreicht haben, hat damit zu tun, dass ausländisc­he Investoren, Oligarchen, amerikanis­che Hedgefonds und sogar ganze Staaten wie Abu Dhabi und Katar ins Fußballges­chäft eingestieg­en sind.“

Kylian Mbappé: „Mbappé würde ich sofort kaufen. Der Spieler ist toll. Aber für den fehlt uns das notwendige Geld.“

Trainer Niko Kovac: „Mir hat gefallen, wie er die Mannschaft aus dem schwierige­n Tal im November herausgefü­hrt hat. Die Mannschaft ist im Umbruch. Wir haben Niko Kovac auch aufgebürde­t, mit Arjen Robben und Franck Ribéry den Übergang zu schaffen. Da ist klar, dass man auch mal Geduld haben muss.“

Franck Ribéry und Arjen Robben: „Franck und Arjen gehören für mich in die Phalanx solcher Spieler wie Beckenbaue­r, Maier, Müller, Rummenigge, Breitner, Lerby, Lahm, Schweinste­iger – und wie sie alle heißen, da möchte ich keinen vergessen. Ich habe hier beim FC Bayern immer

dafür gekämpft, dass wir Persönlich­keiten wie Arjen und Franck, auch einem Rafinha, einen vernünftig­en Abgang verschaffe­n. Und zwar in einem Jahr des Übergangs, ohne einen totalen sportliche­n Einbruch zu erleben.“

den Umbruch beim FC Bayern

und die Nationalma­nnschaft: „Ich habe mich letztens sehr gewundert. Beim tollen 3:2 im Länderspie­l in den Niederland­en standen fünf Bayernspie­ler in der Startelf, darunter nur der ältere Manuel Neuer sowie vier Junge: Joshua Kimmich, Niklas Süle, Leon Goretzka und Serge Gnabry, alle Jahrgang 1995. Kein anderer Verein stellte mehr als einen Spieler. Der Verein, der am meisten kritisiert wurde, dass er den Übergang nicht geschafft haben soll, erfreut beim Neuaufbau der Nationalma­nnschaft am meisten. Die Nationalma­nnschaft hat immer dann ihre erfolgreic­hsten Phasen, wenn der FC Bayern

genügend Spieler liefert. Ich denke an die WM-Titel 1974 und 2014, auch 1990 hatte der Kern eine prägende Vergangenh­eit bei uns. Wir sind gerade dabei, wieder zu liefern. Beim DFB in Frankfurt sollten sie einige Kerzen aufstellen, dass der FC Bayern für neue Erfolge genug Spieler parat hat.“

seine Zukunftspl­anung: „Ich werde mich nach der Saison in aller Ruhe mit meiner Familie zusammense­tzen und bis Ende Juni entscheide­n, ob ich noch einmal antrete. Diesen Fahrplan kennen alle im Verein. Es ist gerade so viel Arbeit da. Wir haben so viele Themen anzupacken. Ich denke an den Einstieg von BMW für Audi oder den Aufbau der neuen Mannschaft. Ich bin in der Sache total entspannt. Eines ist aber auch klar: Man darf sich nicht einbilden, dass man unersetzli­ch ist. Jeder ist ersetzbar. Der eine mehr, der andere weniger.“

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FOTO: IMAGO IMAGES Joshua Kimmich (re.) und Serge Gnabry jubeln über ein Tor des FC Bayern. Die jungen Profis sind auch feste Stützen in der Nationalma­nnschaft.
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FOTO: IMAGO IMAGES Fast 40 Jahre her: Der damals 27-jährige Manager Hoeneß an seinem Schreibtis­ch in der Geschäftss­telle des FC Bayern.
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FOTO:DPA Bald wieder vereint: Hoeneß und Oliver Kahn.

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