Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Millioneninvestition am Stammsitz
Wohnmobilhersteller Erwin Hymer baut für zehn Millionen Euro eine neue Fahrgestellmontage in Bad Waldsee
BAD WALDSEE - Der Wohnmobilbauer Hymer baut am Stammsitz in Bad Waldsee eine eigene Fahrgestellmontage auf. Dies kündigte Geschäftsführer Jochen Hein bei einer Veranstaltung mit Journalisten an. Sie solle im Jahr 2021 an den Start gehen.
Dafür nimmt die Kernmarke der Erwin Hymer Group (EHG) viel Geld in die Hand. Das Investitionsvolumen belaufe sich auf über zehn Millionen Euro. Künftig sollen dann einmal 6000 Fahrgestelle in Bad Waldsee pro Jahr gefertigt werden, 4000 Stück dann für Hymer und der Rest für andere Marken im Konzern.
Probleme mit Produktivität
Das Unternehmen mit seinen rund 1600 Mitarbeitern und über 500 Millionen Euro Umsatz im vergangen Jahr produziert aktuell bis zu 55 Fahrzeuge am Tag im Einschichtbetrieb. Es hatte in der Vergangenheit mit der Produktivität zu kämpfen. Aus diesem Grund wurde die Fahrzeugmontage neu aufgesetzt. Vor fünf Jahren seien noch 6000 Fahrzeuge im Jahr produziert worden, sagt Hein. Jetzt seien es 11 000 Fahrzeuge und das einstige Familienunternehmen ist an der Kapazitätsgrenze angekommen. Um zusätzliche Kapazität zu schaffen, gibt es nun rollierende Wechselschichten. Das bringe knapp 20 Prozent an zusätzliche Kapazitäten. Und die sind wohl auch notwendig, weil Hein mit keinem schnellen Ende der Nachfrage rechnet. Er warnt aber deutlich vor zu viel Euphorie. „Aktuell flacht sich die Kurve ab.“Eine Prognose wagt er aber nicht. Der Trend geht aber hin zum Luxusmobil. Vor wenigen Tagen stellte Hymer seinen neuen Luxusliner zum Grundpreis von über 104 000 Euro auf der Basis eines Sprinters von Mercedes-Benz vor.
Die Erwin Hymer Group gehört bis auf das Nordamerikageschäft seit kurzem zum amerikanischen ThorKonzern. Wie genau die Strategie des börsennotierten Eigentümers aussehen wird, ist aber noch völlig unklar. Amerika ist für das deutsche Unternehmen bislang eine Nische. Es könne eine Möglichkeit sein, dass Hymer bald in Nordamerika fahre, beispielsweise an der West- oder Ostküste. Oder dass Vorteile beim gemeinsamen Einkauf genutzt werden könnten. Näheres lässt sich Hein aber nicht entlocken. Eins gilt aber als gesetzt, dass Thor nicht als Marke in Europa auftauchen wird. Beide Unternehmen sind auf ihren Heimatkontinenten Marktführer.