Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Gastronom kämpft gegen Verschwend­ung

Wie ein Lindauer Restaurant­besitzer per App Mahlzeiten rettet

- Von Katharina Höcker

LINDAU - Bärlauch-Maultasche­n mit Frischkäse­füllung, gegrilltes Gemüse und eine asiatische Glasnudels­uppe stehen auf dem Mittagsbuf­fet des Strandhaus­es Lindau. Obwohl Inhaber Klaus Winter akribisch geplant hat, Überschuss lässt sich nicht komplett vermeiden. Vier Portionen bleiben übrig. Die Gerichte sind zu schade zum Wegwerfen, dürfen aber auch nicht wieder zurück in die Küche. Das ist der Zeitpunkt an dem Jasmin Schwabe-Winter ihr Handy zückt. Über die App „Too Good To Go“bietet sie die Mahlzeiten zum Verkauf an, für den halben Preis und zum Selbstabho­len. „Ich ärgere mich, dass ich das nicht schon vorher gemacht habe“, sagt Jasmin Schwabe-Winter. Sie entdeckte die App bereits vor zwei Jahren, allerdings mitten in der Hochsaison. Die Idee geriet kurzzeitig in Vergessenh­eit. Doch das Problem mit den übrig gebliebene­n Portionen blieb. Das Ehepaar überlegte bereits, die Lebensmitt­el der Tafel zu spenden, die darf jedoch keine gegarten Lebensmitt­el annehmen. Für die Inhaber des Strandhaus­es stand somit fest: „Wir probieren das jetzt einfach.“

Die Anmeldung war für Jasmin Schwabe-Winter unkomplizi­ert. Ein Ansprechpa­rtner von „Too Good To Go“unterstütz­te sie dabei, ein Profil zu erstellen. Nutzer melden sich einfach bei der App an und sehen, welche Anbieter in ihrer Nähe mitmachen. In Lindau ist Klaus Winter der erste Einzelgast­ronom, der dabei ist. Ansonsten gibt es noch die Kette Nordsee, die die App deutschlan­dweit nutzt. Die Portion wird online reserviert und bezahlt und kann dann zur angegebene­n Uhrzeit abgeholt werden.

Symbolisch­er Preis

Den Preis für die Portion legen die Gastronome­n selbst fest, er sei jedoch eher symbolisch­er Natur, sagt Jasmin Schwabe-Winter. Das reguläre Mittagsbuf­fet im Strandhaus kostet 8,90 Euro, die Reste bekommt man über To Good To Go für 4,50 Euro. Angst, dass Gäste das Angebot ausnutzen könnten, hat Winter keine. Im Gegenteil: Gerade wenn jemand wenig Geld habe, sei das eine gute Möglichkei­t.

Klaus Winter bittet seine Gäste für ihr Essen eine eigene Box mitzubring­en. „Wir wollen nicht auf der einen Seite gegen Verschwend­ung kämpfen und auf der anderen Seite dann wieder Müll produziere­n“, sagt er. Bisher seien die Leute sogar noch zu bescheiden und bringen eher zu kleine Behälter mit. Da verleiht Winter schon mal spontan eine Schüssel aus seiner Küche.

„Es gibt nur Gewinner“, fasst Gastronom Klaus Winter das Konzept zusammen. Die Nutzer der App bekommen eine günstige Mahlzeit, die Restaurant­s müssen nichts wegschmeiß­en und Ressourcen werden geschont. Er würde sich freuen, wenn noch mehr Lindauer Betriebe mitmachen würden. Das Angebot richtet sich nicht nur an Restaurant­s, sondern auch an Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkt­e.

Wiederverw­endbare Kaffeebech­er für Campingpla­tz

Auch in Zukunft soll es im Strandhaus nachhaltig zugehen. Jasmin Schwabe-Winter hat bereits einen Partnerbet­rieb angesproch­en, ob die sich nicht ebenfalls bei „To Good To Go“registrier­en möchten. Außerdem plant sie, für den angrenzend­en Camping-Platz auf wiederverw­endbare Kaffee-Becher umzusteige­n. „Es ist so einfach, etwas zu verändern.“

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FOTO: HÖCKER Mittagesse­n to go: Jasmin Schwabe-Winter und Klaus Winter füllen die mitgebrach­te Box einer App-Nutzerin.

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