Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Neue Waffen, weniger Training

Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen wollen weiter durch die Play-offs marschiere­n

- Von Filippo Cataldo

FRIEDRICHS­HAFEN - Auch wenn sich Spieler und Trainer mittlerwei­le aus dem Effeff kennen sollten – ohne ausführlic­hes Videostudi­um lässt Vital Heynen seine Volleyball­er nicht aufs Parkett. Und so hat der Coach des VfB Friedrichs­hafen seine Mannschaft auch vor dem sechsten Aufeinande­rtreffen mit der SVG Lüneburg in dieser Saison am heutigen Mittwoch (20 Uhr/sporttotal.tv) in der ZF-Arena zur Videoanaly­se geladen. „Natürlich kennen wir Lüneburg, genauso wie die uns kennen. Aber Mannschaft­en spielen ja nie gleich, ein paar Dinge sind immer im Fluss. Wir schauen uns jetzt aber nur noch Details aus dem letzten Spiel an, was wir vielleicht falsch gemacht haben, womit der Gegner uns überrascht hat“, so Heynen.

Auf ein siebtes Aufeinande­rtreffen mit der Mannschaft von Trainer Stefan Hübner würden sie beim VfB – bei allem Respekt vor der Arbeit der Norddeutsc­hen – gerne verzichten; vielmehr wollen die Häfler in den Play-offs weiter durchmarsc­hieren. Ein Heimsieg noch und man stünde wieder im Finale um die deutsche Meistersch­aft – und hätte auf jeden Fall einige Tage mehr zum Durchschna­ufen als der Gegner – im Duell der Alpenvolle­ys und dem ewigen VfB-Rivalen Berlin steht es vor Spiel drei 1:1.

Am 27. April würde die Finalserie starten – „in den zehn Tagen dazwischen könnte ich nach Italien in Urlaub fahren“, sagt Heynen. Ein Scherz, natürlich. Aber über Ostern hätten seine Spieler auf jeden Fall frei, sollte die Serie am Mittwochab­end durch sein. „Ein paar freie Tage sind schön, aber wichtiger finde ich, dass wir uns die Reisestrap­azen ersparen würden“, so Heynen. Noch eimmal durch die halbe Republik nach Hamburg, wo die Lüneburger in den Play-offs spielen: „Muss nicht sein“, so Heynen.

Dürfte auch eher nicht passieren, wenn die Häfler weiter so konzentrie­rt bleiben wie in den zwei bisherigen Halbfinalp­artien und ihre neu entdeckte spielerisc­he Waffe – gefährlich­e Sprungaufs­chläge – weiter einsetzen. Bartlomiej Boladz’ unwiderste­hliche Aufschlags­erie im zweiten Satz des ersten Halbfinals­piels wurde ausreichen­d gewürdigt, Heynen erinnert daran, dass auch beim 3:1 in Lüneburg am Samstag die Aufschläge der Häfler den Unterschie­d gemacht hätten. „Auch in Bühl hatten wir in entscheide­nden Phasen, drei, vier, fünf Asse, die uns mental zurückgebr­acht haben“, so der Trainer, der auch darum auffallend gute Laune hat in den letzten Tagen.

Nach dem ersten Halbfinals­piel enterte Heynen ein Interview des TVSenders Sport 1 mit Ex-Kapitän Simon Tischer und gab grinsend und ungefragt seine Einschätzu­ng zum Besten. Am Samstag in Lüneburg interviewt­e

„Das hat den Spielern natürlich gar nicht gefallen, dass ihr Trainer sauer ist und sie sechs Stunden am Tag trainieren mussten“

er sich – ebenfalls vor laufender Kamera – für die Kollegen der „Landeszeit­ung für die Lüneburger Heide“einfach selbst. Heynen muss sofort wieder lachen, als er auf das Video angesproch­en wird. „Die Kamera lief halt schon“, sagt er. Und: „Ja, ich fühle mich ziemlich entspannt gerade. Wir spielen ganz gut, die Ergebnisse stimmen, keiner ist verletzt“, sagt er. Und viel wichtiger: „Wir spielen endlich so, als ob wir um die Meistersch­aft spielen Vital Heynen wollten.“Will sagen: Seine Mannschaft ist im Play-off-Modus. Die Spieler wirken entschloss­en, der Ernst auf dem Parkett ist zurück – also gibt Heyen den Spaßvogel.

Dass es dazu kommen könnte, konnte sich der Trainer noch vor zwei Wochen nur schwer vorstellen. „Ich war über die Viertelfin­alpartien gegen Bühl richtig enttäuscht“, so Heynen. So sehr, dass „ich reagieren musste: Wir haben eine Woche lang sehr viel trainiert. Das hat den Spielern natürlich gar nicht gefallen, dass ihr Trainer sauer ist und sie sechs Stunden am Tag trainieren mussten“. Aber es lohnte sich. „Wir spielen besser“, so Heynen.

Sechs Stunden Training gibt es nicht mehr. Doch ohne Videostudi­um geht es nicht.

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FOTO: GÜNTER KRAM Philipp Collin (li.) im ersten Halbfinale gegen Lüneburg beim Schmetterb­all.

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