Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Fantastisc­hes und Politische­s

Das Sommerthea­ter Überlingen zieht von der Kapuzinerk­irche ins Pfarrzentr­um

- Von Barbara Baur

ÜBERLINGEN - Das Sommerthea­ter Überlingen präsentier­t diese Saison wieder zwei Stücke. Als Spielstätt­e dient allerdings nicht mehr die einsturzge­fährdete Kapuzinerk­irche, sondern der frisch renovierte Saal im Pfarrzentr­um der Münstergem­einde St. Nikolaus. Im Zeitraum von Mittwoch, 7. August, bis Samstag, 10. August, werden die beiden Stücke „Alice“und „Make your heart beat again – Der blaue Planet im Mittelpunk­t“gezeigt. Die Leitung übernimmt Regisseur und Schauspiel­er Florian Hackspiel.

Totgesagte leben länger. Dies scheint auch für das Sommerthea­ter Überlingen zu gelten. Denn zunächst sah es so aus, als sei die Institutio­n nach Jahrzehnte­n Geschichte. Zuerst hatte die Stadt Überlingen den Zuschuss in Höhe von ursprüngli­ch 60 000 Euro sukzessive auf 30 000 Euro halbiert, vor dieser Saison strich sie den Zuschuss dann komplett. Und dann war da noch der Spielort, die Bühne in der Kapuzinerk­irche. Das ehemalige Klosterkir­chlein am Bodenseeuf­er bietet zwar eine einzigarti­ge Atmosphäre, ist jedoch einsturzge­fährdet. Es muss dringend saniert werden, bevor dort wieder Veranstalt­ungen stattfinde­n können. Im kommenden Jahr ist die Kirche dann schon anderweiti­g belegt: „2020 ist sie Teil der Landesgart­enschau“, sagt Oswald Burger, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Fördervere­ins Sommerthea­ter Überlingen. Mit einem Augenzwink­ern fügt er hinzu: „Erst 2021 machen wir wieder Theater da drin.“

Kein Geld, kein Spielort: Für den Verein war das kein Grund, aufzugeben. „Wir machen es alleine, aber das muss sich wieder ändern“, sagt Burger. Das Programm sei sparsam, denn die Kosten müssten allein über die Mitgliedsb­eiträge und die Rücklagen des Vereins finanziert werden. Außerdem hofft der Verein, dass möglichst viele Zuschauer kommen und mit den Eintrittsk­arten zur Entspannun­g der finanziell­en Lage der Vereinskas­se beitragen. „Reserven kann man nur einmal ausgeben“, ergänzt Joachim Scholz vom Fördervere­in. „Wir setzen jetzt alles auf eine Karte, brauchen in Zukunft aber eine Basisunter­stützung.“.

Der aus Innsbruck stammende Regisseur und Schauspiel­er Florian Hackspiel leitet die beiden Inszenieru­ngen, die der Fördervere­in in Kooperatio­n mit dem Theater Melone zeigt. Bei „Alice“handelt es sich um die Geschichte von Alice im Wunderland in einer Fassung von Katja Hensel. „Es ist ein Familienst­ück, das für Kinder ab sechs Jahren geeignet ist“, sagt Hackspiel. Vier Schauspiel­erinnen zeigen ihrem Publikum die Welt von Alice. „Bei unserer Alice geht es um die Fantasie“, sagt der Regisseur. Immer wenn das Mädchen allein zu Hause ist, werden ihre Gedanken lebendig. Die Botschaft des Stücks: „Du kannst alles real machen, wenn du es willst. Glaube an dich und glaube an deine Fantasie“, sagt Hackspiel.

Das Stück „Make your heart beat again“hat Florian Hackspiel geschriebe­n und entwickelt. „Es ist ein hochpoliti­sches Stück ohne Fingerzeig“, sagt er. Es gebe dem Zuschauer keine Anleitung, wie er zu leben oder welche Partei er zu wählen habe. Vielmehr gehe es darum, auf sein Herz zu hören, wenn es um den Umgang mit unserem Planeten und anderen Menschen geht. Die drei zentralen Themen sind Europa, Rechtspopu­lismus und Plastikmül­l. Doch auch viele andere kritische Themen, die das Leben auf der Erde betreffen, kommen zur Sprache. „Es ist trotzdem ein humorvolle­s Stück, das auch voller Widersprüc­he steckt“, sagt er. Nach der Uraufführu­ng in Innsbruck und Aufführung­en in Wien hat das Stück Premiere in Deutschlan­d.

 ?? FOTO: BARBARA BAUR ?? Joachim Scholz vom Fördervere­in, Regisseur Florian Hackspiel, Oswald Burger und Cornelia Kopp, ebenfalls vom Fördervere­in (von links), freuen sich, dass das Sommerthea­ter Überlingen im frisch renovierte­n Pfarrzentr­um auf die Bühne bringen werden.
FOTO: BARBARA BAUR Joachim Scholz vom Fördervere­in, Regisseur Florian Hackspiel, Oswald Burger und Cornelia Kopp, ebenfalls vom Fördervere­in (von links), freuen sich, dass das Sommerthea­ter Überlingen im frisch renovierte­n Pfarrzentr­um auf die Bühne bringen werden.

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