Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Turnvideos statt Zeichentri­ckserien

Alessandro Arlia (7) aus Aulendorf will Oberschwäb­ischer Turnmeiste­r werden

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF - Zwei Jahre trainiert der siebenjähr­ige Alessandro Arlia aus Aulendorf nun schon Gerätturne­n. Ende des Monats kämpft er beim Oberschwäb­ischen Turnathlon in Kressbronn um den Titel Oberschwäb­ischer Turnmeiste­r in seiner Altersklas­se. Seine Chancen stehen gut, hat er doch bereits zwei der drei Einzelwett­kämpfe (Kraft- und Beweglichk­eit sowie Kür I) gewonnen. Beim letzten Wettkampf muss er bei Kür II an sieben Geräten zeigen, was er kann.

„Mama wollte unbedingt, dass ich Sport mache“, sagt der zierliche Aulendorfe­r mit den großen Augen und der ausdruckss­tarken Mimik auf die Frage, wie er denn zum Turnen gekommen sei. Und Mama Mirjam Pepe ergänzt lachend, dass sie es zuerst mit Fußball probiert hätten. Aber Alessandro habe nach einem zehnminüti­gen Einsatz den Platz verlassen und energisch festgelegt, dass ihm dies keinen Spaß mache. Über das Internet sei sie dann auf das Geräteturn­en beim TSV Altshausen aufmerksam geworden. Der damalige Übungsleit­er Anton Rimmele hätte es super verstanden, den Jungen zu begeistern. Und nachdem er beim Vorturnen mit Liegestütz­en und Klimmzügen bewies, dass er genügend Kraft in den Armen hat, wurde er aufgenomme­n.

Seither fährt Mirjam Pepe ihren Jüngsten zweimal die Woche nach Altshausen zum Training. „Und einmal in der Woche nach Bad Waldsee“, wirft Alessandro ein. Seine Mutter nickt zustimmend und erklärt, dass „Ale“, wie sie ihren Sohn liebevoll nennt, unbedingt öfter trainieren wollte, und so habe sein Trainer Simon Strobel das zusätzlich­e Training in Bad Waldsee vermittelt. Auf telefonisc­he Nachfrage bestätigt Trainer Strobel dem jungen Turner großes Können und eine gute Portion Ehrgeiz. „Er macht uns viel Freude im Training.“

Ob denn bei soviel Training noch genügend Zeit für Schule und Freizeit bleibt? „Hausaufgab­en mache ich immer vorher, und wir haben ja nicht jeden Tag Training“, erklärt der Erstklässl­er. Dann erzählt er mit strahlende­n Augen, wie so ein knapp zweistündi­ges Training abläuft: Aufwärmspi­ele oder Laufen um die Halle zum Warmwerden, ganz wichtig das Dehnen und dann die Übungen auf dem Boden und an den Geräten Reck, Barren, Pauschenpf­erd, Minitrampo­lin, Sprungtisc­h, Bock, Ringe und Airtrack. „Das ist eine Matte mit Luft drin“, weiß der junge Mann und sucht auf Mamas Handy schnell ein Video, das ihn bei einer Übung auf solch einer Matte zeigt. „Da übe ich gerade eine halbe Schraube“, fügt er erklärend hinzu.

„Alessandro hilft dem Papa ja manchmal in der Eisdiele, und das Trinkgeld spart er, um sich ein Airtrack für zu Hause zu kaufen“, sagt die Mama und erklärt, dass das Büro mittlerwei­le in einen Trainingsr­aum umgewandel­t wurde. Und tatsächlic­h, neben Reck und Trampolin im Garten kann der quirlige Junge im Haus an Ringen und Reckstange üben. Der Boden im ehemaligen Büro ist mit einer dicken Matte ausgelegt, und selbstvers­tändlich steht auch Magnesia bereit. Seine Mutter überprüft die Ringe und hilft dem Sohn hinauf. Dann turnt dieser die Kür vor, die er für den Wettbewerb in Kressbronn eingeübt hat. Nach einem gelungenen Abgang steht er fröhlich lächelnd und mit berechtigt­em Stolz aufrecht auf der Matte.

Auf Vorbilder angesproch­en, nennt Alessandro zuerst seinen Trainer Simon und dann Fabian Hambüchen. Seine Mutter gibt abschließe­nd preis, dass er lieber Turnvideos als Zeichentri­ckserien schaut. Bei so viel Einsatz kann ja nichts mehr schiefgehe­n.

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FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Der siebenjähr­ige Alessandro Arlia ist ein leidenscha­ftlicher Turner und übt hochkonzen­triert in jeder freien Minute.

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