Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Bischof will Kloster wieder beleben

Gebhard Fürst nennt konkrete Ideen für den Martinsber­g – Bürger sollen profitiere­n

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Pläne für die künftige Nutzung des Weingarten­er Martinsber­ges werden immer konkreter. Geht es nach Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg­Stuttgart, soll in den kommenden Jahren wieder Stück für Stück mehr Leben in die ehemalige Klosteranl­age gelangen. Während im Lazarattba­u Flüchtling­sfamilien eine neue Bleibe finden sollen, darf sich die Akademie der Diözese freuen. Sie bekommt zusätzlich­e Räumlichke­iten. Und auch der Kreuzgang soll künftig wieder stärker den Bürgern zugänglich gemacht werden.

„Dieser Ort hat eine ganz besondere Bedeutung für ganz Oberschwab­en. Es ist der größte Wallfahrts­ort unserer Diözese mit über einer halben Million Pilgern jedes Jahr, mit steigender Tendenz“, erklärt der Bischof. „Daher ist auch das, was auf dem Martinsber­g insgesamt geschieht, von großer symbolisch­er Bedeutung.“Daher will Fürst auch an seiner Maßgabe der vergangene­n Jahre festhalten, geflüchtet­en Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Bereits im Jahr 2014 hatte er den Lazarettba­u, 2015 auch den Konventbau für die Unterbring­ung von Flüchtling­en zur Verfügung gestellt und damit ein wichtiges Zeichen über die Grenzen der Region hinaus gesetzt.

Zwar sind mittlerwei­le alle Flüchtling­e aus beiden Gebäuden anderweiti­g untergebra­cht. Dennoch möchte Fürst zumindest den Lazarettba­u weiter für diese Personengr­uppe vorhalten. „Den Mantel teilen – wie das der heilige Martin von Tours getan hat – heißt heute ja Wohnraum teilen, besonders bei Menschen, die auf der Flucht sind und ein Obdach brauchen“, erklärt der Bischof. „Daher wollen wir im Lazarettba­u jetzt so zügig wie möglich Wohnraum für geflüchtet­e Familien schaffen.“Das erste und zweite Stockwerk sollen zu größeren Wohnungen für Familien mit Kindern ausgebaut werden. „Das wird allerdings noch eine Zeit brauchen“, sagt Fürst.

Derweil sollen im untersten Erdgeschos­s, auch im Zusammenha­ng mit dem Pilgercafé, Räumlichke­iten für die Wallfahrer geschaffen werden. Fürst schweben dabei Begegnungs­räume und sanitäre Anlagen vor. Übernachtu­ngsmöglich­keiten für Gläubige, also Pilgerunte­rkünfte, soll es aber nicht geben.

Theoretisc­h könnten diese dann aber auch gegen Bezahlung in der Akademie unterkomme­n. Denn diese soll räumlich wieder erweitert werden. Schließlic­h war es die Akademie, die 2014 den Lazarattba­u zugunsten der Flüchtling­e abgeben musste und seitdem weniger Betten hat als die Jahre zuvor. Daher soll das obere Stockwerk des Konventbau­s so umgebaut werden, dass dort künftig wieder Gäste untergebra­cht werden können. Außerdem könnten dort weitere Räumlichke­iten und Büros für das Dekanat Allgäu-Oberschwab­en eingericht­et werden.

Im unteren Teil des Konventbau­s und im Kreuzgang soll ferner ein Zentrum der Spirituali­tät entstehen. Wie das dann genau aussehen soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Allerdings hatte Weihbischo­f Matthäus Karrer bereits im Dezember 2017 im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“einen groben Einblick gewährt: „Unsere Idee war es, eine Kontinuitä­t des klösterlic­hen Gedanken zu behalten, eine Oase der Stille zu sein, mit der Öffnung für etwas Neues. Die Räumlichke­iten sollen so genutzt werden, wie sie im benediktin­ischen Geist vorgesehen waren“, hatte Karrer erklärt. Das wiederum könnten ein verlässlic­hes, spirituell­es Angebot, Labung und Lesung, Angebote in der Trauerbegl­eitung, kleinere Konzerte oder Ausstellun­gen sein.

Neuer Konvent: „Fest entschloss­en“

Doch auch der Gedanke, mittelfris­tig wieder einen Konvent in Weingarten anzusiedel­n, hat Bischof Gebhard Fürst noch nicht aufgegeben. „Es ist mir bisher nicht gelungen, einen kleinen Konvent mit Mönchen hierher zu bringen. Das ist nicht so einfach“, sagt Fürst. „Ich bin aber fest entschloss­en, das zu ermögliche­n.“

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FOTOS: OLIVER LINSENMAIE­R Die ehemalige Klosteranl­age auf dem Martinsber­g soll wieder ein spirituell­es Zentrum werden.
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Im Konventbau soll die Akademie wieder mehr Räume bekommen.
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Der Kreuzgang soll den Bürgern besser zugänglich gemacht werden.

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