Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Bischof will Kloster wieder beleben
Gebhard Fürst nennt konkrete Ideen für den Martinsberg – Bürger sollen profitieren
WEINGARTEN - Die Pläne für die künftige Nutzung des Weingartener Martinsberges werden immer konkreter. Geht es nach Gebhard Fürst, Bischof der Diözese RottenburgStuttgart, soll in den kommenden Jahren wieder Stück für Stück mehr Leben in die ehemalige Klosteranlage gelangen. Während im Lazarattbau Flüchtlingsfamilien eine neue Bleibe finden sollen, darf sich die Akademie der Diözese freuen. Sie bekommt zusätzliche Räumlichkeiten. Und auch der Kreuzgang soll künftig wieder stärker den Bürgern zugänglich gemacht werden.
„Dieser Ort hat eine ganz besondere Bedeutung für ganz Oberschwaben. Es ist der größte Wallfahrtsort unserer Diözese mit über einer halben Million Pilgern jedes Jahr, mit steigender Tendenz“, erklärt der Bischof. „Daher ist auch das, was auf dem Martinsberg insgesamt geschieht, von großer symbolischer Bedeutung.“Daher will Fürst auch an seiner Maßgabe der vergangenen Jahre festhalten, geflüchteten Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Bereits im Jahr 2014 hatte er den Lazarettbau, 2015 auch den Konventbau für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung gestellt und damit ein wichtiges Zeichen über die Grenzen der Region hinaus gesetzt.
Zwar sind mittlerweile alle Flüchtlinge aus beiden Gebäuden anderweitig untergebracht. Dennoch möchte Fürst zumindest den Lazarettbau weiter für diese Personengruppe vorhalten. „Den Mantel teilen – wie das der heilige Martin von Tours getan hat – heißt heute ja Wohnraum teilen, besonders bei Menschen, die auf der Flucht sind und ein Obdach brauchen“, erklärt der Bischof. „Daher wollen wir im Lazarettbau jetzt so zügig wie möglich Wohnraum für geflüchtete Familien schaffen.“Das erste und zweite Stockwerk sollen zu größeren Wohnungen für Familien mit Kindern ausgebaut werden. „Das wird allerdings noch eine Zeit brauchen“, sagt Fürst.
Derweil sollen im untersten Erdgeschoss, auch im Zusammenhang mit dem Pilgercafé, Räumlichkeiten für die Wallfahrer geschaffen werden. Fürst schweben dabei Begegnungsräume und sanitäre Anlagen vor. Übernachtungsmöglichkeiten für Gläubige, also Pilgerunterkünfte, soll es aber nicht geben.
Theoretisch könnten diese dann aber auch gegen Bezahlung in der Akademie unterkommen. Denn diese soll räumlich wieder erweitert werden. Schließlich war es die Akademie, die 2014 den Lazarattbau zugunsten der Flüchtlinge abgeben musste und seitdem weniger Betten hat als die Jahre zuvor. Daher soll das obere Stockwerk des Konventbaus so umgebaut werden, dass dort künftig wieder Gäste untergebracht werden können. Außerdem könnten dort weitere Räumlichkeiten und Büros für das Dekanat Allgäu-Oberschwaben eingerichtet werden.
Im unteren Teil des Konventbaus und im Kreuzgang soll ferner ein Zentrum der Spiritualität entstehen. Wie das dann genau aussehen soll, ist noch nicht endgültig geklärt. Allerdings hatte Weihbischof Matthäus Karrer bereits im Dezember 2017 im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“einen groben Einblick gewährt: „Unsere Idee war es, eine Kontinuität des klösterlichen Gedanken zu behalten, eine Oase der Stille zu sein, mit der Öffnung für etwas Neues. Die Räumlichkeiten sollen so genutzt werden, wie sie im benediktinischen Geist vorgesehen waren“, hatte Karrer erklärt. Das wiederum könnten ein verlässliches, spirituelles Angebot, Labung und Lesung, Angebote in der Trauerbegleitung, kleinere Konzerte oder Ausstellungen sein.
Neuer Konvent: „Fest entschlossen“
Doch auch der Gedanke, mittelfristig wieder einen Konvent in Weingarten anzusiedeln, hat Bischof Gebhard Fürst noch nicht aufgegeben. „Es ist mir bisher nicht gelungen, einen kleinen Konvent mit Mönchen hierher zu bringen. Das ist nicht so einfach“, sagt Fürst. „Ich bin aber fest entschlossen, das zu ermöglichen.“