Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Mode, aber nachhaltig
Valentin Wirth und Sarah Gomm wollen faire Kleidung für jedermann attraktiv machen
KEMPTEN (bu) - Nachhaltig leben – dazu gehört auch darauf zu achten, dass die Kleidung unter fairen Bedingungen hergestellt wird. Ist das gegeben, stößt man auf ein ganz anderes Problem: „Ich will nicht so alternativ aussehen, aber trotzdem nachhaltige Kleidung tragen“, sagt der Kemptener Valentin Wirth (24). Die Lösung: Mit seiner Freundin Sarah Gomm (24) eine Stickmaschine kaufen, T-Shirts von einem Fairtrade-Zulieferer bestellen und einen Online-Shop eröffnen – die Geburtsstunde von „dezent“.
Am Anfang machten die zwei Studenten nur ihre eigene Kleidung. Gomm und Wirth bestickten T-Shirts daheim in Kempten. Sie wurden dann aber so oft auf ihre Kreationen angesprochen, dass sie entschieden, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. „Wir wollten mit unserer Kleidung aus der Nische rauskommen und alle erreichen“, sagt Sarah Gomm. „Die Menschen sollen sich bewusst sein, dass sie als Käufer Macht haben und diese auch einsetzen, um die Welt so zu gestalten, dass man gern in ihr lebt.“
Um die Nachhaltigkeit ihrer Produkte sicherzustellen, achteten sie auf Zertifizierungen. Unter anderem können die beiden so garantieren, dass die Arbeiter bei den Produzenten gerecht bezahlt werden, die Baumwolle von einem Fairtrade-Betrieb stammt und das Wasser in einem geschlossenen Kreislauf immer wieder aufbereitet wird.
Auch das Design ist einfach und zeitlos – „dezent“eben, damit die Shirts nicht nach einer Saison aus der Mode kommen. Das Stickgarn kommt aus dem Schwarzwald. Aber warum sticken? „Sticken ist langlebiger als Druck“, erklärt Wirth.
Was das Paar besonders gefreut hat: „Als die erste Bestellung von einem Kunden einging, den wir nicht kannten“, sagt Gomm. Wirth fügt hinzu: „Es ist echt witzig, wenn dir in der Uni jemand mit einem T-Shirt von dir entgegenkommt.“
Der erste Monat sei gut gelaufen, sie haben viele Ideen und es mache Spaß. Schwierig sei es, Studium und Arbeit zeitlich zu vereinen. „Vor allem der bürokratische Aufwand ist Wahnsinn“, sagt Wirth. Acht Monate habe er vor der Eröffnung des OnlineShops damit zugebracht. Auch die Buchhaltung und die sozialen Medien zu betreuen, braucht laut Gomm viel Zeit. Wenn sie nicht mit ihrem Unternehmen beschäftigt sind, studieren beide – Wirth Psychologie in Innsbruck, Gomm Politikwissenschaften in Konstanz. Ein ungewöhnliches Hobby verfolgt Valentin Wirth: Er hat einen Stall gebaut, in dem sieben Hühner leben.
Bisher verkaufen Gomm und Wirth die Waren nur in ihrem OnlineShop. Eine Ausnahme ist der Alternative Markt in Altusried heuer am 3. und 6. Oktober: Dort werden die 24Jährigen mit einem Stand vor Ort sein Wer die beiden treffen will, kann das im Rahmen der „Allgäuer Alpen-Clean-up-Days“am 13. Juli im Allgäu Digital.