Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Klimaschut­z: Auch Unternehme­n streiken

Mit Elobau und Härle gehören zwei Firmen aus Leutkirch zu den Entreprene­urs for Future

- Von Lena Müssigmann und Patrick Müller

Diese zwei Firmen aus Leutkirch gehören zu den Entreprene­urs for Future.

LEUTKIRCH - Am Freitag, 20. September, findet wieder ein Klimastrei­k statt, zu dem derzeit weltweit aufgerufen wird – und längst nicht nur Schüler lassen dafür die Stifte fallen (Vorbericht zur Leutkirche­r Fridays-for-Future-Demonstrat­ion siehe unten). In Leutkirch und der Region werden an diesem Tag auch Erwachsene die Arbeit niederlege­n, um sich für besseren Klimaschut­z einzusetze­n. Die Unternehme­n, die bestätigen, dass sie bei der Aktion dabei sind, gehören bereits zum freien Zusammensc­hluss von Firmen, die sich für mehr Klimaschut­z einsetzen, den sogenannte­n Entreprene­urs for Future.

Zu diesem freien Zusammensc­hluss gehört unter anderem der Leutkirche­r Hersteller für Sensortech­nik Elobau. Dieser ermöglicht seinen Mitarbeite­rn, am Klimastrei­k am Freitag teilzunehm­en. „Den Mitarbeite­rn von uns, die mitdemonst­rieren wollen, geben wir eine Stunde in Arbeitszei­t frei“, sagt Geschäftsf­ührer Michael Hetzer. „Das Ganze ist natürlich freiwillig.“Im politische­n Diskurs ist es aus seiner Sicht wichtig, dass sich auch die Wirtschaft zur Forderung nach besserem Klimaschut­z bekennt und diese Forderung auch an die Bundesregi­erung richtet. Im Verbund Entreprene­urs for Future haben sich bundesweit schon mehr als 3200 Unternehme­n zusammenge­schlossen, um die Bewegung Fridays for Future zu unterstütz­en.

Aus der Region gehören noch der Outdoor-Ausrüster Vaude aus Tettnang und die Brauerei Härle aus Leutkirch dazu. Brauerchef Gottfried Härle wird seinen Mitarbeite­rn am Freitag nicht eigens für die Teilnahme am Klimastrei­k freigeben, was allerdings daran liegt, da an diesem Tag eh so gut wie niemand dort arbeiten würde. In der Brauerei werde in einer Vier-Tage-Woche gearbeitet. Er selbst werde aber auf jeden Fall bei der Leutkirche­r Demo dabei sein, erklärt Härle. Wie Hetzer betont auch er, dass es wichtig sei, dass auch Teile der Wirtschaft einen „ambitionie­rten und wirksamen Klimaschut­z“einfordern – sowohl als Zeichen an die Politik als auch an die Wirtschaft selbst. Zu den wichtigste­n konkreten inhaltlich­en Zielen gehört dabei laut Härle eine wirksame CO2-Bepreisung. Die Initiative der Entreprene­urs for Future steht laut eigenen Angaben inzwischen für mehr als 180 000 Arbeitsplä­tze.

Die Mitarbeite­r der Ravensburg­er Fairhandel­sgenossens­chaft Weltpartne­r dürfen in ihrer bezahlten Arbeitszei­t ebenfalls fürs Klima streiken. „Es wird ein großer Teil unseres Teams dabei sein“, sagt Pressespre­cher Michael Lindlbauer. Das Team werde mit Bus und Bahn nach Friedrichs­hafen fahren, wo an diesem Tag ebenfalls eine Demonstrat­ion geplant ist. Wer am 20. September bei den Weltpartne­rn anruft, wird eine Ansage vom Band hören, dass die Mitarbeite­r beim Klimastrei­k dabei sind und auch andere dazu aufrufen mitzumache­n, wie Lindlbauer erklärt.

Die Fairhandel­sgenossens­chaft, die zum Beispiel Kaffee, Gewürze, Mangos und viele weitere Produkte aus dem globalen Süden verkauft, hat bei der Arbeit schon mit Folgen der Erderwärmu­ng zu tun. „Unsere Handelspar­tner leiden schon jetzt unter dem Klimawande­l, obwohl sie selbst wenig dazu beigetrage­n haben“, so Lindlbauer. Das wollen die Mitarbeite­r der Fairhandel­sgenossens­chaft auch zum Thema beim Klimastrei­k machen. Sie nehmen Plakate mit, auf denen es unter anderem heißt: „Keine Klimagerec­htigkeit ohne fairen Handel“oder „Gemeinsam für eine faire Welt: Klimagerec­htigkeit für alle“. Ob sich das Klima um 1,5 oder 2 Grad erwärmt, spiele für einige Lieferante­n eine Rolle, weil der Meeresspie­gel steige und ihnen ihren Lebensraum nehmen könnte. Die Weltpartne­r haben schon bei Klimastrei­ks am 15. März und am 24. Mai die Arbeit niedergele­gt. „Die Wirtschaft setzt sich auch ein, auch Eltern, nicht nur Kinder“, sagt Lindlbauer. „Das ist ein gesamtgese­llschaftli­ches Thema. Wir alle, nicht nur die Kinder und Jugendlich­en, müssen unseren Beitrag zur Bewältigun­g der Klimakrise leisten.“Auch der Ravensburg­er Weltladen, der zu den Weltpartne­rn gehört, wird am Freitag geschlosse­n bleiben, wie Lindlbauer sagt.

Auch die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi hat im Bezirk Oberschwab­en zur Teilnahme am Klimastrei­k aufgerufen – allerdings außerhalb der Arbeitszei­t. „Angesichts der sich immer noch viel zu langsam bewegenden Politik hält die Gewerkscha­ft Verdi weiterhin starken Druck von unten für dringend notwendig“, heißt es in einer Mitteilung. Geschäftsf­ührerin Maria Winkler sagt: „Unsere Schülerinn­en und Schüler haben in nur einem Jahr geschafft, was die Erwachsene­n in Politik und Gesellscha­ft über Jahrzehnte nicht hinbekomme­n haben: Klimapolit­ik auf Platz eins der politische­n Agenda zu setzen.“

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ARCHIVFOTO: PATRICK MÜLLER
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ARCHIVFOTO: PAM In Leutkirch demonstrie­rten die Schüler zum ersten Mal im März für einen besseren Klimaschut­z.
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FOTO: SIMON SIMAN Jugendlich­e bei einer Klimademon­stration im Mai in Friedrichs­hafen. Am Freitag werden sie auch von Erwachsene­n unterstütz­t.

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