Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Rambo will es noch mal wissen
Für den brutalen „Last Blood“schlüpft Sylvester Stallone wieder in die Rolle seines Lebens
Blutlachen, die Tarantino zahm aussehen lassen, bleihaltige Kämpfe im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet und mittendrin ein John Rambo (Sylvester Stallone), wie ihn sich beinharte Fans wohl wünschen.
Rocky und Rambo. Zwei ActionIkonen, fest und vielleicht für alle Zeit verbunden mit einem Darstellernamen: Sylvester Stallone. Sowohl in den bisher acht Filmen rund um Boxer Rocky Balboa als auch in den bisher vier Filmen mit John Rambo, dem Vietnamveteran und mustergültigen Einzelkämpfer, stand der Amerikaner vor der Kamera. Stallones erster Einsatz als Rambo liegt 37 Jahre zurück. In „Rambo: Last Blood“lebt Vietnamveteran John Rambo nun schon seit Jahren zurückgezogen auf einer Ranch. Auf diesem Anwesen kümmert er sich nicht nur um die von ihm eingerittenen Warmblüter, sondern auch um die junge Gabrielle (Yvette Monreal).
Als Gabrielle in Mexiko nach ihrem Vater sucht, wird sie von gewissenlosen Menschenhändlern entführt. Das Kartell der Brüder Hugo und Victor Martínez kennt keine Gnade. John Rambo ist außer sich, liebt er doch die hübsche Gabrielle wie seine eigene Tochter. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis sie fallen, die unvermeidlichen Worte, in für Stallone typischer Manier mehr gemurmelt als gesprochen: „Ich will Rache!“
Zu den großen Schauspielvirtuosen hat man „Sly“nie ganz zählen dürfen, und auch diesmal wirft der 73Jährige vor allem seinen gestählten und zugleich versehrten Körper in die Waagschale. Der sich wankenden Schrittes durchs Bild bewegende Stallone erinnert an einen betagten Elefanten. Einen Elefanten indes, der sich als Ersatzvater rührend kümmert um die ihm anvertraute Gabrielle.
Zwar ist schon der Schauplatz des Films, das amerikanisch-mexikanische Grenzgebiet, politisch aufgeladen. Der fünfte „Rambo“indes verspielt die Chance, aus dieser brisanten Konstellation mehr als ein paar Action-Funken zu schlagen. Stattdessen wird das Geschehen immer blutiger: gespaltene Schädel, riesige Blutlachen und ein Finale, in dem sich Rambo noch mal so richtig austoben darf. Die Gewalt nimmt schließlich splatter- und comicartige Formen an. Dadurch bietet sich „Rambo: Last Blood“als Alternative an für all jene Quentin-TarantinoFans, denen „Once Upon a Time … in Hollywood“zu unblutig geraten ist. Die FSK-Freigabe ab 18 ist also durchaus gerechtfertigt.
Am stimmigsten sind die Bilder, die uns Regisseur Adrian Grunberg unmittelbar vor dem Abspann schenkt: Impressionen aus den vorherigen vier „Rambo“-Filmen, die noch einmal untermalen, welch langen, steinigen Weg John Rambo hat zurücklegen müssen. Szenen, die Fans mit wohligen Nostalgie-Schauern in die Nacht entlassen. (dpa)