Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein wichtiges Ehrenamt im Verborgene­n

Integratio­nsbeauftra­gte dankt Sprach- und Kulturmitt­lern

- Wer einen Dolmetsche­r für ein Gespräch oder einen Termin braucht, kann dies zentral bei Michaela Abele im Landratsam­t anfragen unter Telefon 0751 / 859883 oder per E-Mail an m.abele@rv.de. Folgende Sprachen sind im Allgäu verfügbar: Arabisch, Englisch, F

LEUTKIRCH (sz) - Nur wenige kennen die Sprach- und Kulturmitt­ler des Landkreise­s Ravensburg, teilt die Leutkirche­r Integratio­nsbeauftra­gte Anita Mutvar mit. Und dennoch helfe ihre ehrenamtli­che Arbeit vielen. Denn sie sprechen Deutsch und eine andere Sprache und können von Behörden, Ärzten oder Bildungsei­nrichtunge­n angefragt werden, um bei Gesprächen etwa mit Eltern oder Patienten zu dolmetsche­n.

Für Mutvar sei das ein Grund gewesen, den Sprach- und Kulturmitt­lern zu danken. Die Partnersch­aft für Demokratie Leutkirch-Aichstette­nAitrach hatte anlässlich der „Woche des bürgerscha­ftlichen Engagement­s“vom 13. bis 22. September dazu aufgerufen, den vielen ehrenamtli­ch tätigen Menschen in der Region „Danke“zu sagen. Dazu gab es Blumen zum Weitervers­chenken auf den Märkten in Leutkirch und Aitrach – auch für die Sprach- und Kulturmitt­ler des Landkreise­s. Dieses Ehrenamt sei bislang wenig bekannt, dabei werde im Schussenta­l von diesem Angebot bereits ausgiebig Gebrauch gemacht, heißt es.

Es zeige sich, dass der Name Sprach- und Kulturmitt­ler passend gewählt ist. Denn es gehe nicht immer nur um die reine Übersetzun­g, sondern oft genug auch um kulturelle Gewohnheit­en, die den beteiligte­n Parteien erläutert werden müssen. So berichte ein Mittler von einem Fall, in dem eine Mutter ein Jahr lang jeden Tag mit dem Bus ihren Kindern das Mittagesse­n in die Schule gebracht habe. Ohne zu wissen, dass es eine Schulspeis­ung gab, für die sie sie hätte anmelden können. Befreit von der vermeintli­chen Pflicht habe sie schließlic­h auch einen Job gefunden.

Im Allgäu ist das, für die anfragende­n Institutio­nen kostenlose, Angebot dieser ehrenamtli­chen Dolmetsche­r jedoch noch wenig bekannt, heißt es in der Mitteilung. So würden sich einige der Mittler darüber beklagen, dass sie bereits vor vier Monaten die Fortbildun­g zum Sprachund Kulturmitt­ler abgeschlos­sen hätten, seitdem jedoch für keinen einzigen Einsatz gebucht worden seien. Dass Bedarf da sei, würden aber die Berichte anderer Mittler zeigen, die sich ihre ersten Einsätze teilweise selbststän­dig organisier­t hatten und seitdem immer wieder angefragt werden. Die jeweiligen Institutio­nen seien „gottfroh“, für Gespräche auf die Mittler zurückgrei­fen zu können.

Gefragt nach ihrer Motivation für dieses Ehrenamt antworten alle Mittler, dass sie zunächst einmal helfen wollen. Dass es ihnen ein gutes Gefühl gebe, Probleme aus dem Weg zu schaffen. Und auch, dass sie die Chance sähen, sich auf diese Weise selbst weiterzuen­twickeln oder ihre eigenen Deutschken­ntnisse zu verbessern. Schließlic­h müsse ein Ehrenamt einem auch selbst guttun.

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FOTO: STIFTUNG ST. ANNA Die Sprach- und Kulturmitt­ler beim Markttag (von links): Ghenet Geser, Ayse Celik, Kacem Khechana, Mehmet Salman und Marzyeh Zolfaghari mit der Integratio­nsbeauftra­gten Anita Mutvar.

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