Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
Premiere für den Stadtarchivar
An diesem Donnerstag hält Michael Wild einen Vortrag über das Mittelalter
BAD WURZACH - Erstmals tritt an diesem Donnerstag der Stadtarchivar von Bad Wurzach an die Öffentlichkeit. Ab 19.30 Uhr hält Michael Wild in Maria Rosengarten einen Vortrag über das Mittelalter. Der Eintritt ist frei.
Der 34-jährige Nürnberger ist seit Januar dieses Jahres Stadtarchivar von Bad Wurzach und Bad Waldsee, 65 Prozent seiner Stelle sind in Bad Waldsee, 35 Prozent in Bad Wurzach angesiedelt. Donnerstags und freitags ist er in seinem Büro in Maria Rosengarten zu finden, wo sich seit der Eröffnung des Gebäudes auch das Stadtarchiv befindet.
Wild ist der erste Stadtarchivar in Bad Wurzach, der hauptamtlich tätig ist. „Lange Zeit hat es hier wenig Struktur gegeben“, sagt er und lobt umso mehr die Arbeit seiner beiden ehrenamtlichen Vorgänger: „Jürgen Schumacher und Ines Ebert haben dann aber ein Fundament gelegt.“
Auf diesem kann er nun aufbauen. Der von ihm zu betreuende Zeitraum ist dabei für einen Archivar eher übersichtlich. „Altbestände gibt es in Bad Wurzach leider nur sehr wenig. Die vorhandenen Unterlagen reichen bis in 17. Jahrhundert zurück.“Ganz anders als zum Beispiel in Bad Waldsee, wo sogar eine Kaiserurkunde aus dem 13. Jahrhundert im Archiv lagert.
Dass das Bad Wurzacher Archiv nicht soweit zurückreicht, hat einen einfachen Grund: „Weil Wurzach lange Zeit fest zum Fürstenhaus Waldburg-Zeil gehört hat, werden die alten Dokumente dort gelagert“, erläutert Wild.
Viel zu tun hat er trotzdem. „Die Archivbestände in Maria Rosengarten sind sehr gut geordnet, aber die Unterlagen bis in die 1930er-Jahre lagern noch in der Registratur des Rathauses. Sie muss ich nun durchschauen und entscheiden, was aufbewahrt und was vernichtet wird.“Dabei handelte es sich um Verwaltungsschriften – Ratsprotokolle, Aktennotizen, Baupläne und ähnliches. „Wenigstens 75 Prozent“würden am Ende vernichtet werden, weiß Michael Wild aus Erfahrung.
Das hat auch mit der beschränkten Platzkapazität in Maria Rosengarten zu tun. Sie ist auch ein Grund, warum es derzeit nicht beabsichtigt ist, die Ortsarchive nach Bad Wurzach zu holen. Auch für sie ist Michael Wild zuständig. Jede Ortschaft hat ihr eigenes Archiv. Der Zustand, in dem sich das befindet, sei völlig unterschiedlich. „Das reicht von ,perfekt geführt’ bis ,komplett ungeordnet’“, hat Wild festgestellt.
Neuere Unterlagen werden digital archiviert. „In Baden-Württemberg haben wir das große Glück, dass das Landesarchiv ein Digitales Langzeitarchiv einführt, dem sich Kommunen anschließen können“, berichtet Wild. Eine Digitalisierung von Beständen sei dagegen zeitlich und finanziell nicht machbar.
Wild will als Stadtarchivar künftig auch zwei oder drei Vorträge jährlich in Bad Wurzach halten. Weil er noch nicht allzu lange hier tätig ist, wird sich seine erste Veranstaltung an diesem Donnerstag mit dem großen Thema Mittelalter – darüber schreibt der Student für Politik und Geschichte an der Uni ErlangenNürnberg gerade seine Doktorarbeit – beschäftigen. „Das ist ein Test, wie so etwas ankommt“, sagt er, „die nächsten Vorträge werden sich dann mit lokalen Themen beschäftigen, zum Beispiel, wie der 30-jährige Krieg sich auf Wurzach ausgewirkt hat.“
Wild steht auch für Bürger, die Unterlagen für persönliche oder für Forschungszwecke benötigen, zur Verfügung. Eine Terminabsprache ist sinnvoll, am besten per E-Mail an